Angriffe in London Was bislang bekannt ist
Mindestens fünf Tote, 40 Verletzte, zehn Festnahmen - und viele offene Fragen. Die Londoner Polizei geht von einem islamistischen Anschlag aus, aber vieles ist weiter unklar. Was bislang bekannt ist - ein Überblick.
Was ist passiert?
Mitten im Londoner Parlamentsviertel auf der berühmten Westminster Brücke fährt gegen 14.40 Uhr Ortszeit ein Autofahrer in mehrere Fußgänger. Unweit des Big Ben kracht das Auto dann in einen Zaun vor dem Parlament. Ein mit einem Messer bewaffneter Mann verlässt das Auto und läuft auf die Absperrungen vor dem Parlament zu. Beim Versuch, in das Gebäude zu gelangen, sticht er einen 48-jährigen Polizisten nieder. Anschließend wird er von einem anderen Beamten niedergeschossen. Er stirbt später an seinen Verletzungen.
Das Parlament wird abgeriegelt. Premierministerin Theresa May ist während der Attacke auf dem Parlamentsgelände und wird von ihren Leibwächtern rasch in Sicherheit gebracht. Die meisten übrigen Abgeordneten müssen stundenlang im Gebäude ausharren.
Wie viele Opfer gibt es?
Insgesamt gibt es fünf Tote, darunter den Angreifer. Auch der niedergestochene Polizist überlebte den Angriff nicht. Zwei Fußgänger - eine Mann und eine Frau -, die zum Zeitpunkt des Angriffs auf der Westminister Bridge unterwegs waren, sind ebenfalls tot. Einen Tag nach dem Anschlag verstarb ein 75 Jahre alter Mann im Krankenhaus aufgrund seiner Verletzungen. Die Zahl der Verletzten gibt Scotland Yard mit 40 an, darunter sieben Schwerverletzte. Eine Frau wurde nach Angaben der Hafenbehörde am Mittwoch nach dem Angriff lebend, aber mit schweren Verletzungen aus der Themse gerettet.
Eine der Verletzten kommt aus Deutschland. Auch mindestens drei französische Schüler, die auf Klassenreise in London waren, sind unter den Verletzten. Zwei rumänische Staatsbürger und fünf Südkoreaner wurden ebenfalls verletzt. Aus mindestens elf Ländern kommen die Verletzten. 29 von ihnen werden laut Polizei noch im Krankenhaus behandelt.
Was ist über den Täter bekannt?
Laut Polizei handelt es sich beim Täter um einen 52-jährigen Mann namens Khalid Masood. Geboren in Kent in Südengland, lebte er demnach zuletzt in Mittelengland, unter verschiedenen Namen; sein Geburtsname lautet Adrian Russell Ajao, wie die Ermittler herausfanden. Er war erst spät in seinem Leben zum Islam übergetreten und hatte dabei einen islamischen Namen angenommen. Den britischen Sicherheitsbehörden sei er als mutmaßlicher islamistischer Gewalttäter bekannt gewesen, teilte Premierministerin May mit. Man habe ihn im Zusammenhang mit Extremismus verhört, ihn aber für eine Randfigur gehalten. Nach Angaben der Polizei war Masood wegen verschiedener Delikte mehrfach vorbestraft, er sei jedoch nicht wegen terroristischer Aktivitäten verurteilt worden.
Bislang gab es zehn Festnahmen im Zusammenhang mit dem Anschlag - zuletzt zwei am Freitagmorgen, die die Behörden als bedeutsam" bezeichneten. Eine Spur führt in die zweitgrößte britische Stadt Birmingham. Dort gab es nach Angaben der Polizei in der Nacht im Zusammenhang mit dem Terrorakt eine Durchsuchung. Angeblich war das Tatfahrzeug in der Nähe der durchsuchten Wohnung gemietet worden, berichten britische Medien. Offiziell bestätigt ist dies aber noch nicht. Eine weitere Spur führt nach London, auch dort gab es eine Durchsuchung. Insgesamt gab es Razzien an sechs Orten im Land.
Wie reagiert die britische Regierung?
Premierministerin May sprach von einem "kranken und verkommenen Anschlag". Jeder Versuch, die britischen Werte durch Terror zu besiegen, sei jedoch zum Scheitern verdammt. An der Terrorwarnstufe ändere sich nichts. Das Anschlagsrisiko werde schon länger als "ernst" eingestuft, "und daran wird sich nichts ändern." In Großbritannien gilt die zweithöchste Terrorwarnstufe 4. Zwischenzeitlich wurden 600 zusätzliche Polizisten in London mobilisiert, insgesamt 2800 sollen derzeit in der britischen Hauptstadt für Sicherheit sorgen.
Wie reagiert das Ausland?
Staats- und Regierungschefs aus aller Welt sprachen den Briten ihr Beileid aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande verurteilten die Tat und bekundeten May ihre Unterstützung im Kampf gegen den Terror. US-Präsident Donald Trump sicherte May telefonisch die volle Unterstützung der USA zu, ebenso NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Ist es der erste Anschlag in London?
Nein. In London gab es bereits mehrere Anschläge. Der schwerste Angriff der Nachkriegszeit ereignete sich im Juli 2005. Vier radikal-islamische britische Selbstmordattentäter rissen bei Bombenanschlägen auf den öffentlichen Nahverkehr 52 Menschen mit in den Tod.