Nach Chaos durch Aschewolke EU vereinbart einheitliche Asche-Grenzwerte
Innerhalb der EU gelten ab sofort einheitliche Grenzwerte für Vulkanasche. Die Verkehrsminister zogen die Konsequenz aus dem Chaos, das die Aschewolke aus Island verursacht hatte. Anhand eines drei Stufen-Modells wird nun über Starts und Landungen entschieden.
Von Birgit Schmeitzner, BR-Hörfunkstudio Brüssel
Die Runde der 27 EU-Verkehrsminister war etwas kleiner als sonst, denn einer kam nicht: Der irische Vertreter blieb dem Treffen fern, denn sein Flug fiel der neuerlichen Aschewolke aus Island zum Opfer. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer kommentierte das mit den Worten: "Diese aktuelle irische Wolke kam gerade zum richtigen Zeitpunkt." Sie habe nämlich allen klar gemacht, dass es kein abstraktes Problem ist, sondern konkrete Ergebnisse nötig sind.
Und die, so zeigte sich Ramsauer zufrieden, habe man auch erreicht: "Wir haben uns verpflichtet, uns einheitlichen Regelungen definitiv zu unterwerfen. Und wir haben das unterfüttert mit einheitlichen Messmethoden und Grenzwerten in Bezug auf die Frage, was Triebwerke und Flugzeuge sicher verkraften."
EU-weit gilt das Drei-Zonen-Model von Eurocontrol
Bis auf weiteres gelte das Drei-Zonen-Modell: freier Flug bei weniger als 0,2 Milligramm Asche pro Kubikmeter Luft; eingeschränkte Erlaubnis bei Werten zwischen 0,2 und zwei Milligramm; und bei allem, was darüber liegt: Flugverbot.
Die Einordnung legen die europäische Luftsicherheitsbehörde Eurocontrol und das Aschekontrollzentrum in Großbritannien fest. Deren Computermodelle werden dabei laufend gespeist durch Daten, die von Messstellen am Boden sowie von Spezialflugzeugen stammen.
"European Single Sky" kommt nicht voran
Zum Thema einheitlicher europäischer Flugraum hielt sich Ramsauer dagegen bedeckt. Er sagte nur so viel: Er sperre sich nicht gegen eine zentrale Koordinatorenstelle, aber mit der Vulkanasche habe das nicht unmittelbar zu tun. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas sieht das anders: Seinen Worten zufolge soll das Paket schneller als geplant umgesetzt werden. Denn, so Kallas, ein Land allein könne das hohe Flugaufkommen über Europa einfach nicht mehr managen.
Das Projekt "European Single Sky" - ein einheitlicher europäischer Luftraum - sei ein großer Brocken, sagte Kallas. Aber er werde das Management des Flugverkehrs einfacher machen. Und das hört man gern im Europaparlament. Denn das klingt danach, dass die EU-Staaten ihren Widerstand langsam aufgeben.
Es gibt Gründe für einen einheitlichen Luftraum
Der CSU-Abgeordnete Markus Ferber zum Beispiel sagt, es gehe wie immer um Macht und Einfluss. Wer eine nationale Behörde hat, wolle sie nun mal nicht hergeben und sehe seine Prozeduren als die einzig richtigen an. "Der Luftraum in Europa ist zu kleinteilig aufgeteilt. Das hat mit den Grenzen kleiner Mitgliedsstaaten zu tun. Und all das sorgt dafür, dass der Luftraum nicht optimal genutzt werden kann – was übrigens auch unter CO2-Gesichtspunkten ein Problem ist."
Damit greift er ein Argument auf, das auch die Fluglinien nutzen: Wolfgang-Joachim Waeber, der Chef des Brüsseler Lufthansa-Büros, argumentiert so: "Wir müssen derzeit immer wieder Umwege fliegen, das bedeutet mehr Kerosin und einen höheren Ausstoß von Kohlendioxid." Und Waeber hat ein Beispiel parat: "Wir fliegen von Frankfurt nach Madrid und statt der eigentlich notwendigen 1100 Kilometer - die zum Beispiel ein Vogel fliegen würde - fliegen wir eben 1500 Kilometer." Das ist gut ein Drittel mehr als notwendig.
Es gibt also durchaus Argumente, die für einen einheitlichen europäischen Luftraum sprechen. Aber Bundesverkehrsminister Ramsauer bleibt dabei: Das sei jetzt nicht das Wichtigste. Und der Plan der EU-Kommission, noch in diesem Jahr die organisatorischen Voraussetzungen für den einheitlichen Luftraum zu schaffen, sei dann doch ambitioniert. Sprich: nicht wirklich umzusetzen.