Zwei Menschen in Schutzkleidung sprechen mit einem Passanten auf einer Straße in Madrid.

Notstand ausgerufen Spanien praktisch unter Quarantäne

Stand: 15.03.2020 00:08 Uhr

Im Kampf gegen das Coronavirus hat Spaniens Regierung den Notstand ausgerufen. Bürger dürfen das Haus nur noch verlassen, um zur Arbeit zu gehen oder um lebensnotwendige Besorgungen zu machen.

Die spanische Regierung hat den Alarmzustand ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt. Die Maßnahme gilt zunächst 15 Tage lang.

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez stellte die einzelnen Vorkehrungen am Samstagabend auf einer Pressekonferenz vor: So dürfen die Menschen nur noch in Ausnahmefällen das eigene Haus verlassen. Etwa, wenn sie einkaufen, zur Apotheke, zum Geldautomaten oder zum Arzt müssen.

Auch der Weg zum Arbeitsplatz und zurück nach Hause ist erlaubt. Allerdings sind die Menschen angehalten, nach Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten. Einen Spaziergang machen oder Freunde besuchen, ist damit tabu. Nur Besuche bei Älteren und Minderjährigen, körperlich geschwächten Personen und Behinderten sind erlaubt. 

Die Polizei darf Menschen und Autos anhalten und kontrollieren, damit die neuen Maßnahmen auch eingehalten werden. 

Zahl der Infizierten rasant gestiegen

Spanien hat in den vergangenen Tagen einen besonders dramatischen Anstieg der Infektionen erlebt. Nach offiziellen Angaben waren bis Samstag mehr als 6000 Menschen am Coronavirus erkrankt, mehr als 190 sind an den Folgen der Krankheit gestorben. Wie das Büro des Ministerpräsidenten bekannt gab, wurde auch Sánchez' Ehefrau positiv auf das Virus getestet.

Sánchez verkündete die "drastischen Maßnahmen" nach einer mehr als siebenstündigen Krisensitzung seines Kabinetts.

Spanier klatschen Beifall fürs medizinische Personal und deren Engagement bei der Bewältigung der Corona-Krise.
Bewegende Aktion in Spanien
Tausende Bürger gingen am späten Samstagabend an die Fenster oder auf die Balkone, um sich bei Ärzten, Sanitätern, Krankenpflegern und anderen Helfern mit einem nächtlichen Applaus zu bedanken. In Madrid waren der minutenlange, begeisterte Beifall und Rufe gegen 22.00 Uhr praktisch in der ganzen Stadt zu vernehmen. Auto- und Busfahrer veranstalteten Hup-Konzerte. Der per WhatsApp und im Netz verbreitete Aufruf zu der Aktion wurde nach Medienberichten auch in vielen anderen Teilen des Landes befolgt.

Vor allem das Personal in Kliniken und Krankenhäusern behandelt die am Coronavirus erkrankten Menschen unter sehr schweren, oft dramatischen Bedingungen.
Nach Italien ist Spanien das von der Krise am stärksten betroffene Land Europas.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 14. März 2020 um 23:00 Uhr.