Eine Energieanlage in der Ukraine, die durch russischen Beschuss zerstört wurde (Archiv April 2024)

Krieg gegen die Ukraine Russland greift erneut Energieinfrastruktur an

Stand: 08.05.2024 09:11 Uhr

Immer wieder ist die Stromversorgung der Ukraine das Ziel russischer Angriffe - so auch in der vergangenen Nacht. Betroffen waren nach offiziellen Angaben zahlreiche Regionen. Der Energieminister rief zum Stromsparen auf.

Die russische Armee hat nach ukrainischen Angaben erneut das Energiesystem des Landes ins Visier genommen. Wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X schrieb, habe Russland mit mehr als 50 Raketen und 20 iranischen "Schahed"-Drohnen auf die Infrastruktur in den Regionen Lwiw, Winnyzja, Kiew, Poltawa, Kirowohrad, Saporischschja und Iwano-Frankiwsk gezielt. Man arbeite bereits daran, die "Folgen des russischen Terrors abzumildern", so Selenskyj.

"Am Tag des Gedenkens und des Sieges über den Nationalsozialismus hat Nazi-Putin einen massiven Raketenangriff auf die Ukraine gestartet", schrieb der Präsident. Die ganze Welt müsse verstehen, wer wer ist. Und er rief auf: "Die Welt darf einem neuen Nazismus keine Chance geben."

Heute vor 79 Jahren endete mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands der Zweite Weltkrieg in Europa. Am 8. Mai wird in der Ukraine daher der Kriegsopfer gedacht. In Russland wird der Gedenktag am 9. Mai als "Tag des Sieges" begangen - traditionell mit einer großen Militärparade in Moskau.

Energieminister ruft zum Stromsparen auf

Auch der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko sprach auf Facebook von massiven nächtlichen Angriffen. Das genaue Ausmaß der Schäden werde noch ermittelt. "Der Feind möchte uns die Fähigkeit nehmen, Strom in ausreichender Menge zu erzeugen und zu übertragen", schrieb der Minister. Er rief die Bevölkerung zum Stromsparen auf, das sei ein "Beitrag zum Sieg".

Der nächtliche Luftalarm in weiten Teilen der Ukraine begann, als russische Kampfdrohnen im Anflug waren. Danach kamen Raketen zum Einsatz. Eine davon zielte nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe auf Kiew. Später hieß es von der Militärkommandantur der Hauptstadt, alle anfliegenden Objekte seien abgefangen worden. Im Vorort Browary geriet ein nicht näher bezeichnetes Objekt der zivilen Infrastruktur in Brand, wie Bürgermeister Ihor Saposchko mitteilte. Ein Mann und eine Frau seien verletzt worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Zwei Anlagen in Lwiw getroffen

Im westukrainischen Gebiet Lwiw hätten russische Geschosse nach Angaben von Gouverneur Maxim Kosyzkyj ein "Objekt der kritischen Energieinfrastruktur" sowie eine Stromerzeugungsanlage getroffen. An der Anlage brach demnach ein Feuer aus.

Russland beschießt in seinem seit mehr als zwei Jahren währenden Angriffskrieg fast jede Nacht Ziele in der Ukraine - auch fernab der Front. Dabei versucht die russische Armee immer wieder, nicht nur militärische Ziele zu treffen, sondern auch das Energiesystem der Ukraine auszuschalten. Auch rein zivile Ziele werden immer wieder getroffen.

Russland meldet Angriff auf Ölanlage in Luhansk

Nach Angaben russischer Behörden gab es in der Nacht aber auch ukrainische Angriffe auf die von Russland besetzte Region Luhansk im Osten der Ukraine. Wie der russische Statthalter des Gebiets, Leonid Pasetschnik, auf Telegram schrieb, seien bei einem Raketenangriff auf eine Ölanlage mindestens fünf Mitarbeiter verletzt worden. Zudem seien Stromleitungen beschädigt worden, was zu einem teilweisen Stromausfall rund um die Anlage geführt habe.