Schutzmaßnahmen am AKW Fukushima Eisige Erde gegen strahlendes Wasser
Die radioaktive Strahlung um die kontaminierten Wassertanks am japanischen AKW Fukushima ist auf einen neuen Höchstwert gestiegen. Sie habe sich um mehr als 20 Prozent auf den neuen Höchstwert von 2200 Millisievert verstärkt, teilte die Atomaufsicht in Tokio mit. Erst am Samstag war die Strahlung auf 1800 Millisievert gestiegen - eine Dosis, die einen ungeschützten Menschen innerhalb weniger Stunden tötet. Die Regierung will nun mit einem Schutzwall aus gefrorener Erde die Flut radioaktiv kontaminierten Wassers eindämmen.
In Fukushima gibt es zwei Wasserprobleme: Da ist zum einen das Kühlwasser, das immer noch gebraucht wird, um die zerstörte Anlage im sicheren Bereich zu halten. Dieses Wasser kommt verstrahlt aus den Leitungen zurück und muss in riesigen Tanks gelagert werden - die lecken aber zum Teil und es fällt mehr strahlendes Wasser an, als derzeit "gereinigt" werden kann. Und dann ist da eben noch das Grundwasser, das auf dem Weg herunter von den Bergen, kurz vor dem Meer, noch die strahlende Ruine passiert und dabei selbst "strahlend" wird. Hier will die japanische Regierung jetzt für 360 Millionen Euro eine Eiswand als Barriere konstruieren lassen.
Technik schon lange aus dem Bergbau bekannt
Ein Ring aus Eis - anderthalb Kilometer lang und etwa 20 Meter tief. Das ist mächtig, aber nicht ohne Vorbild. Eine ganze Reihe von Unternehmen ist spezialisiert auf diese Technik. Metallrohre werden in dichtem Abstand in die Erde getrieben, durch sie fließen dann Kältemittel mit minus 40 Grad oder auch flüssige Gase wie etwa Stickstoff. Die Erde herum vereist ganz langsam. Aber nach einigen Wochen sollte sich eine geschlossene Barriere aus gefrorenem Boden gebildet haben. So wird das im Berg- und Tiefbau schon lange gemacht - immer dann, wenn die Baugrube im Grundwasser abzusaufen droht. Das geht auch über längere Zeit: Unterirdische Propanspeicher werden teilweise seit 30 Jahren und mehr durch Eiswände stabilisiert.
Eis ist auch eine ziemlich gute Sperre für Radioaktivität. Schon in den 1960er Jahren hat die US-Atomenergiebehörde das in natürlichem Dauerfrostboden in Alaska untersucht.
Hohe Stromkosten und hohe Empfindlichkeit
Aber die ganze Unternehmung kostet viel Strom. Nach japanischen Berechnungen ist das dauerhaft so viel, wie 3300 Haushalte verbrauchen. Am Anfang ist es deutlich mehr. Weiter ist unklar, ob nicht von unten weiteres Grundwasser in den Reaktor nachdrücken wird.
Außerdem ist die Anlage - einmal installiert - extrem empfindlich. Im erdbebengeplagten Japan ist das keine gute Voraussetzung für Dauerhaftigkeit. Schließlich strahlt die Ruine ungehindert weiter. Die Summe der Radioaktivität bleibt gleich. Da wird nichts besser durch eine Eiswand. Sie verhindert nur auf Sicht, dass die strahlenden Partikel mit dem Grundwasser einfach ungehindert ins Meer kommen.