Internationale Besorgnis über Eskalation der Gewalt Arabische Welt empört über blutige Angriffe
Die neue Gewalt im Gazastreifen hat international unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Während viele arabische Staaten sich über die schweren israelischen Luftangriffe empörten, forderten die USA Tel Aviv dagegen lediglich dazu auf, zivile Opfer zu vermeiden.
Besonders in der arabischen Welt sind die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen mit Empörung aufgenommen worden. In Ägypten, Jordanien, Syrien und dem Libanon kam es kurz danach zu kleineren Protestkundgebungen von Exil-Palästinensern.
Das ägyptische Außenministerium verurteilte die Angriffe mit Toten und Verletzen. Dafür trage Israel die alleinige Verantwortung. Der israelische Botschafter wurde in das Außenministerium in Kairo einbestellt, wo ihm persönlich mitgeteilt wurde, dass Ägypten die Luftschläge aufs Äußerste verurteile.
Trotzdem bot Ägypten an, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Das arabische Land hatte dies bereits in der Vergangenheit mehrfach getan. Außerdem ordnete Ägyptens Präsident Husni Mubarak an, den geschlossenen Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen für die Aufnahme von Verletzten zu öffnen.
Dringlichkeitssitzung der Arabischen Liga
In einer Stellungnahme der jordanischen Regierung in Amman hieß es, das Königreich "fordert Israel dazu auf, seine Militäroperationen und seine Politik der kollektiven Bestrafung von palästinensischen Zivilisten unverzüglich einzustellen". Auf Anfrage Jordanien wird die Arabische Liga zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Die Außenminister der arabischen Staaten werden vermutlich morgen oder am Montag in Kairo über eine gemeinsame Position und mögliche weitere Schritte beraten.
Gleichzeitig werde Libyen, das derzeit einzige arabische Land mit einem Sitz um UN-Sicherheitsrat, eine Sondersitzung des Gremiums beantragen, teilte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, mit.
Steinmeier spricht von "zynischem Spiel" der Hamas
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerste sich "sehr besorgt" über die Entwicklung im Nahen Osten. "Der Gazastreifen droht erneut in einer Spirale der Gewalt zu versinken", sagte er der "Bild am Sonntag". Dabei verurteilte Steinmeier das Vorgehen der Hamas scharf. Für die einseitige Aufkündigung der Waffenruhe mit Israel durch die Hamas fehle der Bundesregierung "jedes Verständnis", so der Außenminister. Die radikale Palästinenserorganisation betreibe ein "zynisches Spiel mit den Menschen, für die sie vorgibt, Verantwortung übernommen zu haben."
Sarkozy verurteilt "unverhältnismäßige" Gewalt
Der amtierende EU-Ratsvorsitzende und französische Präsident Nicolas Sarkozy warf Israel nach den Luftangriffen unverhältnismäßigen Gewalteinsatz vor. Die Bombardierung müsse sofort beendet werden, ließ er in Paris mitteilen. Zugleich verurteilte Sarkozy die Raketenangriffe militanter Palästinenser auf Israel und forderte ein Ende der "unverantwortlichen Provokationen", die zur jetzigen Situation geführt hätten. Es gebe keine militärische Lösung im Gazastreifen, hieß es aus dem Elyséepalast.
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana drückte seine Besorgnis über die Vorfälle aus und rief die verfeindeten Parteien zu größtmöglicher Zurückhaltung auf. Es müsse einen sofortigen Waffenstillstand geben.
USA sehen Verantwortung bei der Hamas
Dagegen forderten die USA kein sofortiges Ende der israelischen Luftangriffe, sondern drängten Jerusalem lediglich, Verluste in der palästinensischen Zivilbevölkerung zu vermeiden. Der Sprecher des Weißen Hauses, Gordon Johndroe, verurteilte jedoch auch den Raketenbeschuss Israels durch die Hamas und forderte ein sofortiges Ende desselben. Nur so könne die Gewalt beendet werden. Zudem verlangte er von der Hamas die Distanzierung von terroristischen Aktivitäten.
Iran: "Brutaler und unmenschlicher Akt"
Die schärfste Reaktion kamen aus Teheran. "Dieser brutale und unmenschliche Akt des zionistischen Regimes fügt dessem finsteren kriminellen und terroristischen Strafregister ein weiteres Kapitel hinzu", zitierte die Nachrichtenagentur ISNA den iranischen Außenministeriumssprecher Hassan Gaschgavi. Der Sprecher forderte den Weltsicherheitsrat und die Organisation der Islamischen Konferenz auf, unverzüglich einzuschreiten, um die Gewalt zu stoppen.