Hintergrund zur US-Spezialeinheit Navy Seals - harte Kämpfer, aber nicht perfekt
Sie trainieren unter härtesten Bedingungen und gelten als beste Kämpfer des US-Militärs - die Männer der US-Sondereinheit Navy Seals. Ein Einsatzteam tötete in der Nacht zum 2. Mai Al-Kaida-Chef Bin Laden in seinem Unterschlupf in Pakistan.
Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkkorrespondent Washington
Die beste Kampfeinheit der Welt habe Präsident Barack Obama gegen Amerikas Todfeind Osama Bin Laden in den Einsatz geschickt, darüber sind alle US-Militärexperten einig. Die unerschrockensten Kämpfer des US-Militärs, einfach die Besten, sagen übereinstimmend Pentagon-Experten und die Militärspezialisten der US-Medien.
Zu dem Team Nr. 6 der Sondereinheit Navy Seals fällt Amerikas General Barry McCaffrey nur ein Kommentar ein: "Dies sind die gefährlichsten Menschen der Welt." Das bekamen Osama Bin Laden und vier seiner Mitbewohner zu spüren: Obwohl mit Ausnahme des Kuriers von Bin Laden alle unbewaffnet waren, wurden sie von dem berühmt-berüchtigten Team erschossen.
"Das war kein fairer Kampf, aber um Fairness sei es dem Eliteteam Nr. 6 der Navy Seals bei seinem Einsatz gegen Bin Laden auch nicht gegangen", wagte ein CNN-Reporter zu sagen und wurde prompt von der empörten Moderatorin unterbrochen: Moment mal, was soll denn der Begriff fairer Kampf hier. Navy-Seal-Team Nr. 6, das vom US-Auslandsgeheimdienst CIA vor allem in Pakistan und Afghanistan gegen Top-Terroristen eingesetzt wird, hat im Verständnis vieler US-Bürger und der Obama-Regierung eine Lizenz zum Töten. Vor allem, wenn der Gegner Bin Laden heißt. Und die Moderatorin fügte hinzu: "Er ist der König des Terrors."
Einsatzbefehl tot statt lebendig?
Gegen den "König des Terrors" lautete der Einsatzbefehl an Navy-Seal-Team Nr. 6 ganz offenbar: Tot statt lebendig. Obwohl aus dem Haus von Bin Laden nach Darstellung der US-Regierung kein einziger Schuss abgefeuert wurde, begnügten sich Amerikas beste Schützen nicht damit, den unbewaffneten Osama kampfunfähig zu schießen.
"In einer solchen Situation geht es für uns um Leben und Tod" sagt der ehemalige Navy-Seal-Kämpfer John McGuire dem Nachrichtensender CNN. Und die Navy Seals entschlossen sich im Fall Bin Laden dafür, jedes Risiko von vornherein auszuschließen. Sie töteten den Top-Terroristen vor den Augen seiner Tochter und seiner Frau durch Schüsse in Brust und Kopf.
Supermänner, aber nicht vollkommen
Zwischen dem Navy-Seals-Mythos der Unbesiegbarkeit und der Realität klafft eine erhebliche Lücke. Die Operation gegen Bin Laden begann gleich mit einer Panne: Einer der beiden Hubschrauber der Elitetruppe musste hart notlanden und noch vor Ort zerstört werden.
"Wir bemühen uns, bei den Vorbereitung alle Eventualitäten und Notfälle durchzuspielen", sagte Ex-Navy-Seal McGuire. Das Training der Navy Seals gehört zum härtesten der Welt: fünf Tage permanenter Kampf unter schwierigsten Bedingungen ohne Schlaf, das Überleben folterähnlicher Verhörmethoden, Fallschirmspringen, Tauchen, Sprengungen. Die Supermänner beherrschen theoretisch alles. Doch als sie 2010 eine Britin in Afghanistan befreien sollten, sprengte einer von ihnen versehentlich die Geisel mit einer Handgranate in die Luft. "Es ist eine Ehre, Amerika zu dienen", sagt McGuire. Wie viele mutmaßliche Top-Terroristen das Team Nr. 6 bereits liquidiert hat, bleibt streng geheim.