Psychische Probleme von Soldaten Krank in den Krieg
Dass Bundeswehrsoldaten häufig mit psychischen Problemen aus dem Auslandseinsatz zurückkehren, ist bekannt. Neu - so das Ergebnis einer Studie - ist jedoch, dass jeder Fünfte vorbelastet in den Krieg zieht. Die Bundeswehr muss daraus nun Konsequenzen ziehen.
Krank in den Krieg - das gilt für jeden fünften Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz. Laut einer Studie zu posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) haben 20 Prozent der Soldaten eine psychische Vorerkrankung. So ist ihr Risiko größer, nach der Rückkehr unter Problemen zu leiden.
Die sogenannte Dunkelzifferstudie der TU Dresden wurde 2009 vom Bundestag in Auftrag gegeben. Bereits 2011 veröffentlichten die Forscher erste Ergebnisse. Für den zweiten Teil, die heute vorgestellte Längsschnittanalyse, wurden die Soldaten erneut befragt. So fanden die Wissenschaftler heraus, dass psychisch vorbelastete Bundeswehrmitglieder ein vier- bis sechsfach höheres Risiko für eine psychische Erkrankung im Einsatz mitbringen als ihre gesunden Kameraden.
Das Ergebnis zeigt, dass etwa jeder vierte Soldat im Auslandseinsatz ein traumatisches Erlebnis hat. Etwa 13 Prozent sind sogar mit mehr als drei traumatischen Erlebnissen konfrontiert. Nach der Rückkehr erkranken knapp drei Prozent der Soldaten an einer PTBS. Darüber hinaus leiden viele Soldaten nach dem Einsatz unter Angststörungen und Alkoholproblemen.
Angst vor Stigmatisierung
Für die Bundeswehr bedeuten die neuen Ergebnisse zur psychischen Vorerkrankung: Sie muss ihre Tests vor dem Auslandseinsatz verbessern. Das schlussfolgern auch die Wissenschaftler in ihrer Studie: Durch ein verbessertes Screening sollten die Betroffenen auf ihre Erkrankung aufmerksam gemacht werden.
Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass die psychischen Erkrankungen keinesfalls in die Personalakten eingetragen werden dürften, da so die Laufbahn der Betroffenen gefährdet werde. In den Befragungen hätten die Soldaten mitgeteilt, dass sie "massive Barrieren" wahrnehmen würden, über ihre psychischen Probleme mit Vorgesetzten zu sprechen. Das sollte laut der Studie bei verbesserten Tests berücksichtigt werden.
Wehrbeauftragter fordert Reform
Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" forderte der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, dass nur psychisch gesunde Soldatinnen und Soldaten in Einsätze geschickt werden dürften. "Dass ein Fünftel der Soldatinnen und Soldaten bereits mit einer manifesten psychischen Störung in den Einsatz geht, muss ein Ende finden." Die Bundeswehr testet derzeit ein verbessertes Screening-Verfahren. Im nächsten Jahr werden erste Ergebnisse erwartet.
Extrem belastende Ereignisse wie Krieg und Terror hinterlassen bei vielen Betroffenen psychische Spuren. Eine häufige Folge sind posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Immer mehr Bundeswehrsoldaten kehren traumatisiert aus dem Auslandseinsatz zurück.
Die Störungen treten teils erst Monate später auf und zeigen sich in unterschiedlichen Symptomen. Oft werden die Erkrankten schwermütig, haben Alpträume, körperliche Schmerzen und Panikattacken. Viele erleben das Ereignis - oft eine lebensbedrohliche Situation - in ihrer Vorstellung immer wieder. Der Alltag wird zu einer schier unüberwindlichen Herausforderung. Hilfe bietet eine Psychotherapie, in vielen Fällen ist eine stationäre Behandlung nötig. Quelle: dpa