Unkrautvernichtungsmittel Wie gefährlich ist Glyphosat?
Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ist umstritten und fast überall zu finden: in Milch, Getreide und Bier. Die internationale Krebsagentur hält es für wahrscheinlich krebserregend, das Bundesamt für Risikobewertung verneint das. Warum gehen die Einschäzungen so weit auseinander.
Von Werner Eckert, SWR-Umweltredaktion
Glyphosat ist die am häufigsten angewendete Chemikalie auf Deutschlands Äckern. Rund 5500 Tonnen des Unkrautvernichters werden jedes Jahr versprüht - überwiegend in der Landwirtschaft, aber auch in privaten Vorgärten, auf städtischen Grünflächen und entlang der Bahngleise.
Der Wirkstoff selbst und einige Stoffe, die dem verkaufsfertigen Spritzmittel zugesetzt werden, sind umstritten. Die internationale Agentur für Krebsforschung - IARC - stuft Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit verneint das. Jetzt entscheidet die EU darüber, ob die Zulassung des Stoffes um 15 Jahre verlängert wird.
Glyphosat findet sich fast überall
In Deutschland gibt es zwei Hauptanwendungen: Zum einen wird damit alles Grün auf Äckern abgetötet, in die ein Bauer ohne zu pflügen Getreide säen will, zum anderen kann man mit Glyphosat eine Woche vor der Ernte dafür sorgen, dass alle Halme absterben und die Körner trocken und lagerfähig sind. Beides ließe sich auch anders erreichen, aber unterm Strich würde das laut eigener Auskunft für die Branche fünf bis zehn Prozent Ertragsrückgang bedeuten.
In den letzten Jahren ist die Verwendung allerdings schrittweise eingeschränkt worden. Das hat vor allem mit dem Streit über die möglichen Gefahren zu tun. Außerdem aber auch damit, dass der massive Einsatz eines einzigen Wirkstoffes schon zu Resistenzen bei vielen Wildkräutern geführt hat.
Glyphosat ist fast überall nachweisbar: in Milch, Wasser, im Urin von Tieren und Menschen sowie in Getreide. Bier wird aus Braugerste hergestellt. Wenn also im Getreide Glyphosat drin ist, dann kann es auch in Bier gefunden werden.
Häufige Verwendung in Nord- und Ostdeutschland
In Nord- und Ostdeutschland wird die Chemikalie häufiger verwendet als im Süden der Republik. Das scheint sich auch in den Gehalten der Biermarken widerzuspiegeln, wie eine Untersuchung kürzlich gezeigt hat. Allerdings sind die Konzentrationen in allen Fällen sehr niedrig. Der Grenzwert für diesen Wirkstoff in Wasser ist nämlich aus guten Gründen extrem niedrig festgelegt. Im Bier ist eine Milliarde mal mehr Alkohol als Glyphosat. Und der ist definitiv krebserregend.
Ähnlich schätzt das Bundesinstitut für Risikobewertung die Gefahr ein. Laut BfR sind die Gehalte im Bier erwartbar. Um eine gesundheitlich bedenkliche Menge Glyphosat aufzunehmen, müsse ein Erwachsener 1000 Liter Bier am Tag trinken, rechnet die Behörde vor.