Soldaten während des Aufstellungsappells des Heimatschutzregiments 2 der Bundeswehr von Reservistinnen und Reservisten

Abstimmung im Bundestag Ein Sommertag für die Veteranen

Stand: 25.04.2024 10:25 Uhr

Viele Soldaten vermissen in Deutschland eine Anerkennung ihrer Leistungen. Ein Veteranentag im Juni soll für mehr Wertschätzung sorgen. Aus der Politik kommt breite Unterstützung für das Vorhaben.

Von Markus Sambale, ARD Berlin

Seit fast 70 Jahren gibt es die Bundeswehr, seit mehr als 30 Jahren sind deutsche Soldaten in Auslandseinsätzen. Doch viele vermissen echte Anerkennung dafür.

Zum Beispiel Wolf Gregis, der selbst als Offizier in Afghanistan war: "Für mich der Höhepunkt der Nichtbeachtung war tatsächlich die Nichtbegrüßung am 30.6.2021, als das letzte deutsche Kontingent aus Afghanistan zurückgekommen ist, das niemand wahrgenommen hat", sagt er.

Denken hat sich gewandelt

Lange Zeit wurde das Militärische in der Öffentlichkeit gern verdrängt, oft mit Verweis auf die deutsche Geschichte. Inzwischen hat sich das Denken gewandelt - wohl auch durch Russlands Angriff auf die Ukraine.

Der SPD-Politiker Johannes Arlt, selbst Offizier bei der Luftwaffe, hält die Einführung eines Veteranentags für überfällig: "Die Grundidee ist, Veteraninnen und Veteranen, also alle, die Dienst für ihr Land geleistet haben, ob als Wehrdienstleistende oder auch im Auslandseinsatz sichtbarer in der Gesellschaft zu machen, in den Mittelpunkt zu rücken."

Rund zehn Millionen Veteranen

Der Veteranen-Begriff der Bundeswehr reicht weit: Gemeint sind alle rund zehn Millionen Männer und Frauen, die jemals bei der Bundeswehr in Uniform waren oder es noch sind. Nicht nur die rund 500.000 Soldaten, die bislang in Auslandseinsätzen waren. 

Verteidigungsminister Boris Pistorius erinnerte kürzlich daran, dass viele ihre Gesundheit und ihr Leben riskieren - und dass das zu wenig gewürdigt wird. "Andere Nationen haben ein ganz anderes Veteranen-Verständnis, nennt man das dann. Ein Umgang mit denjenigen, die sich im Dienst für ihr Land verletzt haben oder andere Schädigungen davongetragen haben." In Deutschland wachse das jetzt gerade.

Breite Unterstützung in der Politik

Vom Verteidigungsminister bis zum Bundeskanzler, quer durch die Regierungsfraktionen SPD, Grüne und FDP und bis zur Union reicht die Unterstützung.

Die CDU-Verteidigungspolitikerin Kerstin Vieregge freut sich, dass es im Bundestag nach langen Diskussionen einen gemeinsamen Antrag gibt: "Es zeigt halt, dass die Breite der Gesellschaft wirklich hinter den Veteranen steht, dass es jetzt wirklich ein Moment ist, wo wir die Sichtbarkeit der Veteranen befördern wollen."

Veteranentag für den Sommer geplant

Für diese Sichtbarkeit soll der 15. Juni zum nationalen Veteranentag werden. Am Wochenende davor oder danach soll es jedes Jahr eine große Veranstaltung in Berlin geben. Als Ergänzung zum Volkstrauertag, der allein an die Kriegstoten erinnert - bewusst in den Sommer gelegt.

"Mehr Picknick und Bands im Tiergarten als graue Handschuhe und Nieselregen im November", so stellt sich der SPD-Politiker Johannes Arlt den Veteranentag in Berlin vor. Dazu sollen ab dem nächsten Jahr deutschlandweit kleinere Veranstaltungen kommen. 

Die symbolische Anerkennung ist das eine. Soldaten, die im Einsatz verletzt und traumatisiert wurden, sollen aber auch ganz konkret mehr Hilfe bekommen. Und nicht nur sie: "Wir möchten vor allen Dingen, dass Familien, die oft auch betroffen sind, die oft auch krank werden über die Krankheit ihres Vaters, ihrer Mutter, ihres Angehörigen, dass auch die eine Versorgung über die Bundeswehr bekommen", sagt Arlt.

Veteran hofft auf mehr Bewusstsein

Mehr Unterstützung, mehr Wertschätzung, mehr Anerkennung, darauf hofft jetzt auch Afghanistan-Veteran Wolf Gregis: "Wir Einsatzveteranen sind diejenigen, die letztendlich deutsche Sicherheits- und Außenpolitik auf den letzten Metern repräsentiert und umgesetzt haben." Dafür brauche man einfach ein Bewusstsein, dass das alles nicht "for free" sei.

Ein Bewusstsein, das auch Ampel-Regierung und Union mit dem neuen Veteranentag stärken wollen.

Markus Sambale, ARD Berlin, tagesschau, 25.04.2024 09:25 Uhr