Hintergrund

Pro und Contra Tempolimit auf Autobahnen Zwischen freier Fahrt und Tempo 100

Stand: 12.03.2007 15:49 Uhr

Zu den heftig diskutierten Maßnahmen für einen effektiven Klimaschutz zählt ein generelles Tempolimit auf Autobahnen. Dies schlug kürzlich auch EU-Umweltkommissar Dimas vor. Gegner des Tempolimits kritisieren, das bringe nicht viel. Die wichtigsten Fragen im Pro- und Contra-Interview.

Zu den heftig diskutierten Maßnahmen für einen effektiven Klimaschutz zählt ein generelles Tempolimit auf Autobahnen. So fordert EU-Umweltkommissar eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen. Gegner kritisieren, das bringe nicht viel.

Wir fragten die Verkehrsexperten Peter Hemschik vom ADAC und Werner Reh vom BUND um ihre Meinung dazu:

PRO CONTRA
Was bringt ein Tempolimit auf Autobahnen?
BUND: Ein Tempolimit von 120 km/h würde die Emissionen auf den Autobahnen um neun Prozent senken. Der bundesweite CO2-Ausstoß würde so um drei Prozent verringert. Das sind die Zahlen der Studie des Bundesumweltamtes von 1999. Die neuesten Zahlen von Minister Tiefensee zweifle ich an, weil er seine Grundlagen nicht dargelegt hat. ADAC: Ein generelles Tempolimit bringt dem Klimaschutz so gut wie nichts. Schon jetzt sind 6000 der 12.200 Autobahnkilometer dauerhaft oder zeitweilig limitiert. Nach ADAC-Berechnungen sinkt der Ausstoß von Treibhausgasen um maximal zwei Prozent. Verkehrsminister Tiefensee kommt aktuellen Medienberichten sogar nur auf einen Wert von 0,6 Prozent.
Führt ein Tempolimit dazu, dass Autos auf geringere Spitzengeschwindigkeiten ausgelegt werden?
BUND: Ein Tempolimit wäre für die Autobauer ein Innovationsimpuls, spritsparende Fahrzeuge mit effizienteren Motoren zu bauen. Derzeit bauen die Hersteller starke Motoren, um hohe Spitzenleistungen zu erzielen. Das wirkt sich beim Benzinverbrauch aus. ADAC: Die durchschnittliche Geschwindigkeit auf deutschen Autobahnen bewegt sich laut Studien im gleichen Korridor wie in allen anderen EU-Ländern. Also würde sich die Fahrzeugtechnik nicht grundlegend ändern.
Welche Alternativen gibt es zum Tempolimit?
BUND: Die Kfz-Steuer sollte an den CO2-Ausstoß eines Autos gekoppelt werden. Zum Beispiel könnte man Euro-4-Norm-Autos von der Steuer befreien. Die Käufer orientieren sich dann um. In Großbritannien ist der CO2-Ausstoß so um 30g je Kilometer gesunken. Dienstwagen sollten nicht subventioniert werden, wenn ihr Ausstoß über 130g liegt. ADAC: Zum einen haben die Fahrzeughersteller noch nicht alle Möglichkeiten ausgereizt, umweltfreundlichere Autos zu bauen. Erfolgversprechend zum anderen sind technische Einrichtungen wie etwa grüne Wellen, die für einen möglichst ungestörten Verkehrsfluss sorgen.
Ist ein Tempolimit für die Verkehrssicherheit sinnvoll?
BUND: Der Anteil der Unfälle auf Autobahnen ist verhältnismäßig gering. Allerdings trägt das Tempo wesentlich zur Schwere eines Unfalls bei. Vorteile gibt es vor allem für den Fahrtkomfort: Wenn die Tempo-Unterschiede nicht so groß sind, führt das zu einem viel entspannteren Fahren. ADAC: Die Autobahnen sind schon heute bei weitem unsere sichersten Straßen. Obwohl 34 Prozent des gesamten Verkehrs über sie läuft, liegt der Anteil der Unfälle mit Personenschäden nur bei 6,2 Prozent. Dass ein Tempolimit nicht zwangsläufig zu mehr Sicherheit führt, zeigt ein Blick auf Europa: Viele Länder, wie zum Beispiel Österreich und Italien, beklagen deutlich mehr Unfalltote, obwohl sie ein Tempolimit haben.