Hintergrund Fragen und Antworten zur Schweinegrippe
Was unterscheidet die Schweinegrippe von der normalen Grippe? Wie kann man sich schützen? Wie wird der Virus übertragen, wie kann er nachgewiesen werden? Und wie wird die Krankheit behandelt? tagesschau.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
Was ist die Schweinegrippe?
Die Schweinegrippe (auch "neue Grippe" oder medizinisch Influenza A/H1N1 genannt) ist zunächst einmal eine ganz normale Atemwegserkrankung. Ansteckungen sind häufig, Todesfälle bislang relativ selten. Bei dem neuen Virustyp H1N1 handelt es sich um eine Variante der klassischen Schweinegrippe unter Tieren. Jedes Virus ändert sich ständig.
Welche Symptome treten bei der Schweinegrippe auf?
Mehr als 38 Grad Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit - die Symptome sind denen der "normalen" Grippe sehr ähnlich. Bei manchen Schweinegrippe-Kranken kommt es auch zu Übelkeit und Durchfall. Anders als bei der saisonalen Grippe erkranken an der Schweinegrippe aber eher jüngere Menschen.
Wie wird die Grippe übertragen?
Dies geschieht auf gleiche Weise wie bei der gewöhnlichen Grippe-Infektion, also vorwiegend über Tröpfcheninfektionen: Die Viren werden beim Niesen, Husten, Sprechen oder Küssen direkt von Mensch zu Mensch übertragen. Die Tröpfchen bleiben aber auch an Oberflächen wie Türklinken haften; sie können dann über die Hände auf die Schleimhäute in Mund und Nase gelangen.
Bei der klassischen Schweine-Influenza hingegen handelt es sich um eine Tierseuche, bei der es nur einzelne Erkrankungsfälle bei Menschen gibt, die direkten Kontakt zu Schweinen hatten. In Fall der neuen Grippe waren Schweine gleichzeitig mit Schweine-, Vogel- und Menschenviren infiziert, im Körper des Schweins fand ein Gen-Austausch zwischen den verschiedenen Viren statt. So entstand ein neuer Virustyp, der tierische und menschliche Virusgene in sich vereinigt und damit auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.
Wie wird die Schweinegrippe bei Patienten diagnostiziert?
Inzwischen wird nicht mehr bei jedem Verdachtsfall mit einem Labortest geprüft, ob tatsächlich ein Fall von Influenzea A/H1N1 vorliegt. Die Tests werden in der Regel nur noch bei Personen gemacht, die einer Risikogruppe angehören (zum Beispiel Schwangere, chronisch Kranke) oder durch ihren Beruf mit leicht infizierbaren Personen in Kontakt kommen können (z. B. Pflegekräfte und medizinisches Personal).
Als sicherer Nachweis gilt für das Robert-Koch-Institut außerdem ein epidemiologischer Befund: Das bedeutet, dass ein Patient mit Grippesymptomen Kontakt mit H1N1-Infizierten hatte, bei denen er sich angesteckt haben könnte.
Wie wird die Schweinegrippe behandelt?
In den ersten 48 Stunden kann versucht werden, die Krankheit mit Medikamenten wie Tamiflu und Relenza zu behandeln. Beide Mittel sind verschreibungspflichtig. Sie werden bislang nur Patienten aus den Risikogruppen verschrieben, dürfen nur unter ärztlicher Kontrolle und keinesfalls präventiv genommen werden. Denn dies hat bereits dazu geführt, dass einige Viren Resistenzen gegen die antiviralen Medikamente entwickelt haben.
Nach mehr als 48 Stunden raten Ärzte, die Krankheit wie eine normale Grippe auszukurieren.
Wie lässt sich die Schweinegrippe bekämpfen?
Die Bundesregierung setzt vor allem auf freiwillige Impfungen. Staat und Krankenkassen rechnen dafür insgesamt mit Kosten zwischen 600 Millionen und einer Milliarde Euro.
Weitere Fragen und Antworten zur Impfung gegen die Schweinegrippe finden Sie hier.
Wie kann man sich vor dem Virus schützen?
Aus Sicht von Experten bietet Alltagshygiene bereits relativ viel Schutz: So wird häufiges Händewaschen empfohlen. Wenn man niesen muss, sollte man in die Ellenbeuge niesen oder in ein Einmaltaschentuch, das sofort weggeworfen wird. Große Menschenansammlungen oder enger Kontakt zu Infizierten sind zu meiden.
Schweinegrippen-Kranke sollten Kontakte mit anderen Menschen möglichst vermeiden, um diese nicht anzustecken - also zum Beispiel zu Hause bleiben und dort in einem separaten Zimmer schlafen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt Menschen, die sich krank fühlen, ihren Besuch beim Arzt vorher telefonisch anzukündigen. Teilweise haben Ärzte auch getrennte Wartebereiche eingerichtet. Eine Quarantäne von Erkrankten gibt es aber in der Regel nicht.
Wie viele Schweinegrippe-Fälle gibt es?
Das Robert-Koch-Institut dokumentiert die seinem "epedimiologischen Wochenbericht" auf seiner Website die aktuelle und die Gesamtzahl der infizierten Fälle, bei denen ein positiver Labor-Test oder eine epdimiologische Bestätigung vorliegen. Getestet werden aber längst nicht mehr alle Patienten. Wie groß die Zahl der Erkrankten ist, die gar nicht erst zum Arzt gehen und daher nicht registriert werden, weiß niemand. Die Dunkelziffer könnte also sehr groß sein.
Die Weltgesundheitsorganisation hat die Schweinegrippe zur Pandemie erklärt. Was bedeutet das?
Insgesamt gibt es sechs Pandemie-Warnstufen. Die höchste Stufe setzt die WHO in Kraft, wenn das Virus in mindestens eine Region außerhalb der Ursprungsregion gewandert ist und regelmäßig von Mensch zu Mensch übertragen wird. Damit wird eine Pandemiephase offiziell festgestellt. Der Begriff leitet sich aus den griechischen Wörtern "pan" (alles) und "demos" (Volk) ab und bezeichnet damit etwas, das die ganze Bevölkerung betrifft. Typisch für eine Pandemie ist auch die schnelle Ausbreitung.