Mitgliederstruktur der SPD Von wegen Arbeiterpartei
Arbeiter finden sich in der SPD kaum noch - es sind gerade mal 16 Prozent. Die SPD ist inzwischen eher eine Partei gebildeter, älterer Männer. Welche Schlüsse lassen sich daraus für den Ausgang des Mitgliedervotums ziehen?
Stellen sie sich einen Mann vor: Er ist 59 Jahre alt, Beamter mit Uni-Abschluss und Protestant. Das ist der Durchschnitts-Genosse, der repräsentative Querschnitt der insgesamt 474.820 stimmberechtigten SPD-Mitglieder.
Abstimmen über den Koalitionsvertrag dürfen alle, die vor dem 13. November dieses Jahres in die Partei eingetreten sind. Die große Mehrheit davon sind Männer. Frauen sind - wie in allen deutschen Parteien - auch bei der SPD unterrepräsentiert. Sie machen gerade mal ein knappes Drittel der Mitglieder aus.
Viele Alte, wenig Junge
Ein Blick auf die Altersstruktur der SPD lässt schon erahnen, warum im Koalitionsvertrag so viele schöne Wohltaten zum Thema Rente stehen. Die Alten sind eine Macht. Nicht nur in der Gesamtgesellschaft, sondern auch in der Partei. Jedes zweite Mitglied ist über 60 Jahre alt.
Die Jungen, die nach Meinung vieler Experten von Schwarz-Rot einiges für die Zukunft aufgebürdet bekommen, sind eine kleine Minderheit: Nur jeder zwölfte Genosse ist unter 30.
Jeder vierte Genosse lebt in NRW
Die SPD-Mitglieder sind im Durchschnitt gut gebildet: 37 Prozent haben einen Hochschulabschluss. Arbeiter finden sich prozentual deutlich seltener als in der Gesamtbevölkerung: Sie machen nur 16 Prozent aus. Fast drei Viertel der Genossen sind Angestellte und Beamte.
Das größte Gewicht beim Mitgliederentscheid bringt der Landesverband Nordrhein-Westfalen auf die Waage, der seit der Wahl mit besonders viel Kritik an der Großen Koalition aufgefallen war. Im bevölkerungsreichsten Bundesland lebt ein gutes Viertel aller Genossen, aus Hessen kommen rund zwölf Prozent der SPD-Mitglieder.
Kuriosum am Rande
Über das Schicksal der zukünftigen Regierung entscheiden auch einige tausend Menschen, die bei der Bundestagswahl gar nicht abstimmen durften: jene SPD-Mitglieder, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Das sind etwa 7000 Menschen. Dazu kommen die minderjährigen Genossen. Denn man kann bereits mit 14 Jahren Parteimitglied werden - also lange bevor man wählen darf.
Es bleibt spannend
Von den nackten Daten her sind die SPD-Mitglieder bestens erforscht, nur: Wie denken sie? Die meisten der knapp 475.000 Genossen sind Karteileichen, die nie zu Treffen im Ortsverein kommen und jetzt vermutlich auch nicht zu den Regionalkonferenzen gehen, bei denen das sozialdemokratische Spitzenpersonal für den Koalitionsvertrag wirbt. Wie diese Mehrheit tickt, ob sie überhaupt abstimmt und wenn ja, wie, weiß niemand so genau. Auch das macht dieses Mitgliedervotum so unberechenbar.