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interview

ARD-Luftfahrtexperte zu Air Berlin Das einzig Gute sind die Schnäppchen

Stand: 23.08.2017 20:53 Uhr

Ob die Staatshilfe von 150 Millionen Euro für Air Berlin reichen wird? ARD-Luftfahrtexperte Michael Immel hat daran große Zweifel. Bei tagesschau24 erklärt er, warum Kunden bei Schnäppchen trotzdem nicht zurückschrecken müssen.

tagesschau24: 150 Millionen Euro an Staatshilfe sind geflossen. Reichen die denn aus, um den Flugbetrieb bis Ende November zu garantieren?

Michael Immel: Ich habe im Moment starke Zweifel, dass das Geld bis Ende November ausreicht. Denn im Moment fließt ja kein Geld mehr zu. Das heißt, wir reden von Ausgaben von drei bis fünf Millionen Euro pro Tag - und da kommt nichts mehr nach. Wir sehen derzeit eine Tendenz, dass immer weniger Passagiere die Airline buchen. Das heißt, es kommt weniger Geld in die Kasse. Wir wissen auch, dass Air Berlin jetzt an den Flughäfen Vorkasse leisten muss. Wenn Kerosin getankt wird, muss das bar bezahlt werden. Wenn eine Crew ins Hotel muss, dann muss das Zimmer auch vorher bezahlt werden. Das ist also sehr auf Messers Schneide. Und deswegen, glaube ich, drückt die Wirtschaftsministerin in Berlin auch aufs Tempo. Es soll doch möglichst rasch eine Perspektive für den Konzern geben.

tagesschau24: Trotzdem findet man ganz aktuelle Schnäppchen-Angebote von Air Berlin. Kann man da als Kunde zuschlagen oder läuft man Gefahr, sein Geld in den Sand zu setzen?

Immel: Das Ganze hat einen Vorteil. Air Berlin wirbt seit Dienstag damit, für 333 Euro hin und zurück in die USA zu fliegen oder für 79 Euro deutschland- oder europaweit. Das sind natürlich Schnäppchen, und die wollen auch eine gewisse Auslastung bekommen. Wenn man nun dort ein Schnäppchen erzielen kann, dann kann man das als Kunde in gutem Glauben tun - insofern, als das Geld, das man bezahlt, auf ein extra Konto kommt. Das heißt, es ist von der Insolvenz im Moment nicht betroffen. Wenn dieser Flug in den nächsten Tagen oder Wochen nicht stattfinden würde, dann bekäme man das Geld sogar zurück. Das ist derzeit das einzig Gute daran.

tagesschau24: Was ist mit den rund 8000 Mitarbeitern von Air Berlin? Müssen die sich jetzt akut Sorgen machen?

Immel: Ich denke, das fliegende Personal weniger. Die Crews und die Piloten werden in Zukunft sehr gefragt sein. Allerdings müssen sie mit Sicherheit auch Gehaltseinbußen hinnehmen. Air Berlin hat gut gezahlt, das waren alte Verträge, und sie werden mit Sicherheit nicht mehr so viel verdienen wie bisher. Die Gewerkschaften gehen im Moment davon aus dass, wenn etwa ehemalige Mitarbeiter von Air Berlin dann künftig bei Eurowings arbeiten, sie doch 30 bis 40 Prozent ihres Gehalts einbüßen werden.

Das Interview wurde für die Textversion redaktionell bearbeitet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 23. August 2017 um 15:30 Uhr.