Mohamad Hakam Almashhrawi aus Syrien arbeitet in der Ausbildungswerkstatt der Stadtwerke Flensburg an einer Bohrmaschine.

Geflüchtete auf dem Arbeitsmarkt Wer länger im Land ist, hat eher einen Job

Stand: 18.04.2024 17:35 Uhr

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat die Beschäftigungsquote von Geflüchteten untersucht. Das Ergebnis: mit der Zeit in Deutschland steigt auch die Erwerbstätigenquote. Unterschiede gibt es zwischen Männern und Frauen.

Je länger geflüchtete Menschen in Deutschland leben, desto wahrscheinlicher haben sie auch einen Job. Das zeigt eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Demnach steigt die Erwerbstätigenquote von Migranten mit Fluchtgeschichte mit der Dauer ihres Aufenthalts in der Bundesrepublik.

Sieben Jahre nach ihrem Zuzug waren 63 Prozent der in der Studie befragten Geflüchteten erwerbstätig. Acht Jahre nach dem Zuzug sind es bereits 68 Prozent. Die Untersuchung bezieht sich dabei auf geflüchtete Menschen, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland gekommen sind.

Mehr Männer als Frauen in Arbeit

Einen signifikanten Unterschied gibt es laut der Studie hinsichtlich der Erwerbstätigkeit zwischen Frauen und Männern: Unter den 2015 zugezogenen geflüchteten Frauen waren sieben Jahre später 31 Prozent erwerbstätig, unter den Männern 75 Prozent.

Die niedrige Erwerbsquote bei geflüchteten Frauen ist laut Studie aber nicht auf konservative Wertvorstellungen zurückzuführen. Wichtigere Ursachen seien die Verteilung von Sorgearbeit, etwa Kinder, die betreut werden müssten, sowie zusätzliche Qualifikationen, die geflüchtete Frauen erst noch erwerben müssten. IAB-Forschungsbereichsleiter Herbert Brücker erklärte: "Die Frauen wollen arbeiten."

Aufenthaltsdauer beeinflusst Beschäftigungsqualität

Nach Erkenntnissen der Arbeitsmarktforscher stieg mit zunehmender Aufenthaltsdauer nicht nur die Erwerbstätigenquote, auch die Beschäftigungsqualität verbesserte sich. 76 Prozent der beschäftigten Geflüchteten, die 2015 nach Deutschland kamen, hatten einen Job in Vollzeit.

Die mittleren Bruttomonatsverdienste lagen für diese Vergleichsgruppe - der 2015 Zugezogenen - bei 2.570 Euro, für alle erwerbstätigen Geflüchteten bei 2.250 Euro. Mit längerem Aufenthalt verdienten die Geflüchteten also auch mehr Geld.

Politik entscheidend für Arbeitsmarktintegration

"Die institutionellen und politischen Rahmenbedingungen sind entscheidend für die Arbeitsmarktintegration", erklärte Brücker. So gehe die Beschleunigung der Asylverfahren und schrittweise Reduzierung der Fristen für Beschäftigungsverbote mit einem Anstieg der Erwerbstätigenquoten der Geflüchteten einher.

Die Ergebnisse zeigten auch, dass Wohnsitzauflagen die Erwerbsaufnahme beeinträchtigen und eine Unterbringung in Aufnahmeeinrichtungen in einem besonders starken negativen Zusammenhang mit der Arbeitsmarktintegration steht. Für Männer, die in solchen Gemeinschaftsunterkünften leben, sei die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit um fünf Prozentpunkte geringer, für Frauen um drei Prozentpunkte.

IAB-Forschungsbereichsleiterin Yuliya Kosyakova ergänzte, vor allem Frauen profitierten von Integrations- und Sprachkursen. "Ebenso steht die Arbeitsmarkt- und Berufsberatung der Jobcenter und Arbeitsagenturen in einem positiven Zusammenhang mit den Erwerbstätigenquoten. Ein früherer Beginn dieser Maßnahmen könnte die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten beschleunigen."