Christian Sewing

Mangel an Perspektive beklagt Banken besorgt über wirtschaftliche Aussichten

Stand: 22.04.2024 15:32 Uhr

Dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) fehlt die langfristige Perspektive für Deutschland. BdB-Chef Sewing mahnte Reformen für höheres Wachstum an.

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) blickt mit Sorge in die Zukunft. Zahlreiche Streiks und Proteste hätten seit Beginn des Jahres den Eindruck verstärkt, dass die Bundesrepublik in Teilen stillstehe und sich selbst blockiere, sagte Christian Sewing, Präsident des BdB, der auch Vorstandschef der Deutschen Bank ist, auf dem 23. Deutschen Bankentag in Berlin.

Unter anderem mahnte Sewing für Deutschland dringende Investitionen an. Dabei würde es nicht reichen, bei staatlichen Investitionen die Schuldenbremse zu öffnen. Vielmehr brauche es private Gelder. Diese würden Wachstum und Wohlstand besonders antreiben. Dafür wiederum sei der Kapitalmarkt von großer Bedeutung.

"Europäische Kapitalmarktunion wichtig"

Als wichtiges Ziel sieht Sewing dabei die Vollendung der europäischen Kapitalmarktunion. Schließlich sei der Investitionsbedarf nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa enorm. "Allein die geplante Umstellung der Wirtschaft auf Netto-Null-Emissionen bis zum Jahr 2050 wird nach Schätzungen der EU-Kommission jährlich rund 600 Milliarden Euro kosten", so der Verbandspräsident.

Sewing begrüßte in diesem Zusammenhang die Ergebnisse des Gipfels der 27 EU-Mitgliedstaaten in der vergangenen Woche. Zugleich mahnte er, das Thema Kapitalmarktunion dürfe nach den Europawahlen nicht wieder in den Hintergrund treten.

EU jetzt einig über Vorgaben

In der Gipfelerklärung drängten die Staats- und Regierungschefs nach Jahren ohne große Fortschritte auf ein "unverzügliches" Vorantreiben der Kapitalmarktunion. Öffentliche und private Finanzierungen seien für Investitionen in strategische Schlüsselbereiche und Infrastrukturen erforderlich.

Widerstand gibt es aus kleineren Ländern. Irland bremst bei der Angleichung der Steuersätze. Es sieht für sich die niedrigeren Sätze für Unternehmen als Wettbewerbsvorteil gegenüber großen EU-Staaten, die andere Möglichkeiten hätten, Firmen anzulocken.

Bettina Seidl, HR, tagesschau, 22.04.2024 15:52 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 22. April 2024 um 15:34 Uhr.