Euro-Schuldenkrise Bankia-Rettung kommt Spanien noch teurer

Stand: 25.05.2012 21:06 Uhr

Die Rettung der verstaatlichten Großbank Bankia wird die klamme spanische Regierung deutlich teurer kommen als gedacht. Mehr als 23 Milliarden Euro soll die Sanierung insgesamt kosten. Die Ratingagentur S&P senkte den Daumen. Und damit nicht genug: Aus Katalonien kam ein Hilferuf in Richtung Madrid.

Die Sanierung der angeschlagenen Großbank Bankia soll den spanischen Staat nun eine Rekordsumme von mehr als 23 Milliarden Euro kosten. Das teilverstaatlichte Geldinstitut kündigte an, dass es die Madrider Regierung um eine weitere Finanzhilfe von 19 Milliarden Euro bitten werde. Dies sehe ein Sanierungsplan vor, den die Bank der Regierung unterbreiten werde.

Dieser Betrag übertrifft bei weitem die schlimmsten Befürchtungen der konservativen Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy. Wirtschaftsminister Luis de Guindos bezifferte noch am Mittwoch die benötigte Staatshilfe von Bankia auf neun Milliarden Euro. 4,5 Milliarden Euro hatte die Regierung bereits in die Sparkasse gepumpt. In den Bilanzen des Geldhauses taten sich nach übereinstimmenden Angaben der spanischen Medien jedoch weitere Finanzlücken auf, die zusätzliche Hilfen erforderlich machten.

Bonität auf Ramschniveau

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) stufte die Bonität der viertgrößten spanischen Bank auf Ramschniveau herab. Die Notierung der Aktien wurde einstweilen ausgesetzt. Die Madrider Börsenaufsicht CNMV folgte damit einem Gesuch des Geldinstituts, das sich zu 45 Prozent im Besitz des Staates befindet.

Bankia gilt als der größte Problemfall in der spanischen Finanzkrise. Die Bank, die aus der Fusion von Caja Madrid mit mehreren Sparkassenketten hervorgegangen war, hat besonders viele faule Immobilienkredite in ihren Bilanzen. Die Regierung will einen Zusammenbruch von Bankia in jedem Fall verhindern. Eine Pleite hätte aufgrund der Größe des Geldinstituts verheerende Folgen für das spanische Finanzsystem.

Hilferuf aus Katalonien

Doch nicht nur die Banken machen der Regierung Sorgen - auch die verschuldeten Regionen stehen finanziell am Abgrund. Heute erreichte ein Hilferuf aus Katalonien die Regierung in Madrid. Ausgerechnet die reichste autonome Region bat um rasche Finanzierungshilfe. "Uns ist es egal, wie sie es tun, aber wir müssen Zahlungen tätigen am Monatsende", mahnte Kataloniens Präsident Artur Mas. "Unsere Wirtschaft kann sich nicht erholen, wenn wir unsere Rechnungen nicht begleichen können." Der Region gingen die Möglichkeiten zur Schuldenrefinanzierung aus. Katalonien - das ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet - muss in diesem Jahr mehr als 13 Milliarden Euro umschulden. Die 17 hoch verschuldeten Regionen stehen im Zentrum der spanischen Krise.

Spanien unterm Rettungsschirm?

Rajoys Regierung wird nicht umhin können, sich mit Krediten an den Finanzmärkten zu versorgen, um die Sanierung des Probleminstituts und der Regionen zu stemmen. Die Zeit dafür ist denkbar ungünstig. Viele Experten halten es für unmöglich, dass Spanien seine bereits mehrfach nach oben korrigierten Neuverschuldungsziele erreichen wird. Es wird befürchtet, dass die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone infolge der anhaltenden Belastungen unter den Rettungsschirm flüchten muss.

Die Regierung Rajoy reagiert mit einem rigiden Sparkurs auf die hohe Verschuldung. Das birgt viel politischen Zündstoff. Die Regierung strich unter anderem die Ausgaben für Schulen und Krankenhäuser kräftig zusammen. Um die europäischen Defizit-Vorgaben zu erfüllen, plant der Regierungschef Einsparungen von mehr als 45 Milliarden Euro in diesem Jahr.

Reinhard Spiegelhauer, R. Spiegelhauer, ARD Madrid, 26.05.2012 03:32 Uhr