Weltwirtschaftsforum Davos Heiße Luft oder Schritte nach vorn?
Das 50. Weltwirtschaftsforum in Davos ist beendet. Das diesjährige Treffen stand unter dem Eindruck der Klimadebatte. Aktivisten zeigten sich am Ende dennoch enttäuscht.
Von Dietrich Karl Mäurer, ARD Studio Zürich, z.Zt. Davos
"Kämpft für Klimagerechtigkeit, nehmt Euch an die Hand und kämpft…". So sangen die überwiegend jungen Aktivisten auf dem Dorfplatz von Davos. Möglichst nah am Weltwirtschaftsforum wollten sie noch einmal ihre Sorgen ums Klima kundtun. Die 17-jährige Schwedin Greta Thunberg, die Gast des Forums war und einen Ausstieg aus der Finanzierung von fossilen Brennstoffen gefordert hatte, zeigte sich zum Abschluss von dem Forum massiv enttäuscht: "Natürlich wurden unsere Forderungen komplett ignoriert, aber wir haben nichts anderes erwartet."
Eine Billion Bäume für das Klima
Dabei stand das diesjährige Weltwirtschaftsforum, bei dem sich seit Dienstag fast 3000 Top-Manager, Spitzenpolitiker, Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft zum Meinungsaustausch getroffen haben, mehr denn je im Zeichen von Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt. Der Präsident des Weltwirtschaftsforum, der Norweger Børge Brende, bezeichnete es als bemerkenswert, es habe echte Fortschritte gegeben.
Die Klimaaktivisten Isabelle Axelsson, Loukina Tille, Vanessa Nakate, Greta Thunberg und Luisa Neubauer (von links).
"Im Kampf gegen den Klimawandel haben wir mit ihnen die Initiative gestartet, dass bis zum Ende des Jahrzehnts eine Billion Bäume gepflanzt werden. Das ist wirklich historisch." Doch selbst viele, die an dem streng abgeriegelten Treffen im Schweizer Skiort teilgenommen haben, bewerteten das Forum differenzierter. Humzah Yazdani aus Pakistan sagte, er vermisse konkrete Schritte. Es gebe zwar Ziele für 2030 und 2050, aber "man weiß noch immer nicht, wie diese Ziele erreicht werden können."
Klimaschutz ist Kernthema
Die Schwedin Carolina Eklöw sprach von einer "sehr emotionalen Herausforderung": "Wir hoffen, dass diese Herausforderung für die soziale Verantwortung von Unternehmen, Klimaschutz und so weiter keine Aktivisten mehr braucht, sondern nur noch Realisten."
Und der Australier Peter Holmes à Court zog ein durchaus positives Fazit: Das Treffen "sei nicht so grün, wie Greta es sich gewünscht hat, aber wie es sich vom letzten Jahr teilweise auch mit ihrer Hilfe entwickelt hat, ist außergewöhnlich." Klimaschutz werde nicht mehr nur am Rande gestreift, sondern sei Kernthema jeder Sitzung.
Parken im Nebel: Privatjets von Davos-Besuchern auf einem Flugplatz der schweizerischen Luftwaffe.
Wer gut tut und wer Geld verdient
Die Debatte über Verantwortung und Klimaschutz ging auch an hochrangigen Vertretern der Wirtschaft nicht vorbei, so Jim Hagemann Snabe, seines Zeichens Aufsichtsratsvorsitzender der Siemens AG. Davos bringe die Vertreter unterschiedlicher Interessengruppen zusammen, Stakeholder, wie man sie hier nennt, und damit unterschiedlichste Positionen:
"Unternehmen wollen natürlich Geld verdienen, sonst überleben die überhaupt nicht. Und früher war das ein Konflikt, entweder gut wirtschaften oder gut für die Welt tun. Und dann hatten wir NGOs und andere, die dann diese Aufgabe übernommen haben. Und ich finde es eigentlich schön, dass man verschiedene Stakeholder hier zusammenführen kann."
Der Dialog, der auf dem Weltwirtschaftsforum geführt wurde, so Hagemann Snabe, führe zu Lösungen, die sowohl für die Wirtschaft, als auch für die Gesellschaft ein Gewinn seien.