Krise der HSH Nordbank Nonnenmacher genehmigte Katastrophendeal
Die HSH Nordbank hat ein desaströses Milliardengeschäft offenbar teilweise vor der Finanzaufsicht BaFin verheimlicht. Sicher ist: Bankchef Nonnenmacher war maßgeblich für einen Deal verantwortlich, der seine Bank in die Krise stürzte. Nach NDR-Informationen musste die HSH Nordbank durch das Geschäft mehr als 500 Millionen Euro abschreiben. Die HSH lehnte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab.
Von Patrik Baab, Peter Hornung und Jürgen Webermann, NDR
Der heutige HSH-Vorstandsvorsitzende Dirk Jens Nonnenmacher hat das verlustreichste Milliardengeschäft der HSH Nordbank selbst genehmigt. Ein NDR Info vorliegendes Dokument zur sogenannten Transaktion "Omega" wurde von Nonnenmacher im Dezember 2007 in seiner damaligen Funktion als Finanzvorstand unterschrieben. Nach einem vertraulichen Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG musste die HSH Nordbank durch das Geschäft mehr als 500 Millionen Euro abschreiben. Das ist ein Drittel der Wertberichtigung im Konzernabschluss 2008.
Kreditvorlage vom Vorstand unterzeichnet
Die Kreditvorlage zu "Omega" wurde neben Nonnenmacher von den Vorständen Jochen Friedrich, Peter Rieck, Hartmut Strauß, Bernhard Visker und vom damaligen Vorstandschef Hans Berger abgezeichnet und trägt den handschriftlichen Vermerk "Eilbeschluss".
Von besonderer Brisanz ist, dass die HSH entscheidende Teile des Omega-Geschäfts offenbar vor der Finanzaufsicht BaFin verheimlicht hat. Das legen ein Schreiben der HSH und interne E-Mails nahe. Die Begründung findet sich im Kreditantrag selbst: "Es besteht ein gewisses Risiko, dass die Bankenaufsichtsbehörde das Geschäft nicht akzeptieren wird. Die Folgen einer solchen negativen Reaktion der BaFin sind nicht absehbar."
Der Hintergrund: Die HSH Nordbank hatte Ende 2007 Immobilienkredite in Milliardenhöhe an mehrere Großbanken verkauft, darunter die französische BNP Paribas. Durch den Verkauf der Forderungen wollte die unter Druck stehende ehemalige Landesbank mehr flüssige Mittel bekommen.
Rücknahmeverpflichtung für Risiken
Der Vertrag mit der BNP Paribas war jedoch an eine weitere Abmachung gebunden. Danach musste die HSH Risiken der BNP über eine Zweckgesellschaft mit dem Namen Omega Capital Funding wieder zurücknehmen. Diese Zweckgesellschaft wurde von BNP außerhalb der Bilanz geführt. Die HSH musste mit einer Zahlungszusage für ihre Verluste geradestehen.
Durch dieses Kreislaufgeschäft wies die HSH-Bilanz nur noch eine Kreditzusage, aber nicht mehr die Risiken aus. Der Finanzwirtschaftler Peter Nippel von der Universität Kiel bezeichnet dies als "besonders trickreiche Form der Bilanzkosmetik".
Keine Hinweise auf Omega-Transaktion
Das bankeigene Risikomanagement hatte ausdrücklich auf die Gefahren hingewiesen. So sei "der Zeitrahmen für die Begutachtung außerordentlich eng und mit Hinblick auf die Komplexität und die betreffende Summe unangemessen kurz" gewesen. Möglicherweise hat die HSH Nordbank deshalb die Aufsichtsbehörde nicht in vollem Umfang über das komplizierte Geschäft informiert. In einer von der BaFin angeforderten Aufstellung fehlte nach NDR-Informationen der Hinweis auf die Omega-Transaktion und damit auf die Rücknahme der Risiken.
Aus Bankkreisen wurde vergangene Woche lanciert, dass ein einzelner Manager in der Londoner HSH-Filiale für den Katastrophendeal verantwortlich gewesen sei. Er hätte die Zentrale in Hamburg getäuscht und sich möglicherweise über Beraterverträge und Briefkastenfirmen selbst bereichert.
Daraufhin erstattete die HSH Nordbank Strafanzeige beim Betrugsdezernat der Londoner Polizei "wegen Verdachts auf Vermögensdelikte zu Lasten der Bank". Auch die britische und deutsche Bankenaufsicht wurden eingeschaltet. Insider sehen darin ein Ablenkungsmanöver.
HSH Nordbank schon länger in den Schlagzeilen
Die HSH Nordbank war in der Vergangenheit durch eine umstrittene 45-Millionen-Euro-Überweisung an Goldman Sachs ins Gerede gekommen. Sie ist unter anderem stark im krisengeschüttelten Schiffsgeschäft engagiert und wird von Hamburg und Schleswig-Holstein mit Hilfen und Bürgschaften von insgesamt 13 Milliarden Euro gestützt.
Die HSH Nordbank will sich nach den neuen Veröffentlichungen nicht im Detail zu dem Milliardengeschäft äußern. In einer ersten Stellungnahme heißt es lediglich: "Omega ist eine bekannte Transaktion aus dem Jahr 2007, die vollständig im Geschäftsbericht 2008 verarbeitet wurde. Sie ist Bestandteil der Untersuchungen der Kanzlei Freshfields für den Aufsichtsrat, deshalb können wir sie nicht weiter kommentieren."
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) schweigt bislang ebenfalls. Aus dem Umfeld der Bankenaufsicht heißt es jedoch, in der Behörde sei man überrascht und verwundert. Der HSH drohen demnach Ermittlungen der Bafin.