Handynutzung im EU-Ausland Telefonieren auf Reisen soll jetzt billiger sein
Nach dem Urlaub sorgte der Blick auf die Handyrechnung nicht selten für eine böse Überraschung. Von heute an gelten innerhalb der EU neue Preisobergrenzen für Telefonate und SMS. Erstmals ist auch die zulässige Gebühr für den Datentransfer gesetzlich gedeckelt.
Von Birgit Schmeitzner, BR-Hörfunkstudio Brüssel
Unterwegs und trotzdem ständig in Verbindung mit Daheim - für viele Menschen in der Europäischen Union ist das inzwischen Alltag. Handy, Smartphone und Laptop machen es möglich. Doch das hat seinen Preis in Form von Roaming-Gebühren: Die Mobilfunkanbieter im Ausland lassen sich die Nutzung ihrer Netze gut bezahlen. Geschätzte fünf Milliarden Euro kommen im Jahr zusammen.
Viel zu viel, klagt die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler: "Es kann doch nicht sein, dass man das Zehnfache dessen zu zahlen hat, was man im Inland in Rechnung gestellt bekommt, weil man in Italien, Griechenland oder Spanien Urlaub macht - oder auch zu Geschäftszwecken unterwegs ist. Da ist auch Abzocke betrieben worden."
Anruf für 35 Cent, SMS für 11 Cent
Gegen diese Abzocke geht die EU seit Jahren vor. Pünktlich zur Sommer-Reisezeit treten nun neue Preisobergrenzen in Kraft - auch wenn die Anbieter klagen, dass man ihnen damit den Gewinn abgräbt. Für die Mobilfunkkunden zum Beispiel in Deutschland wird es also billiger. Wer sich im Ausland auf seinem Handy anrufen lässt, zahlt dafür künftig - inklusive Mehrwertsteuer - zehn Cent pro Minute. Wenn man selbst anruft, werden 35 Cent fällig. Eine Textnachricht zu verschicken kostet maximal elf Cent inklusive Mehrwertsteuer. Der Empfang einer SMS kostet nichts.
Außerdem gibt es jetzt für das Datenroaming, das beim mobilen Surfen im Internet fällig wird, eine Kostenobergrenze: Sie beträgt 83 Cent pro heruntergeladenem Megabyte. Dafür kann man knapp eine Stunde im Internet surfen oder rund 100 E-Mails ohne Anhang öffnen oder eine Minute Musik im MP3-Format herunterladen.
EU will Einheitspreise für alle Mitgliedsstaaten
Alles in allem, so rechnet die EU-Kommission vor, spart eine Familie bei einem einwöchigen Urlaub im Vergleich zum Jahr 2009 rund 280 Euro. Ein Geschäftsmann, der mehrmals im Jahr ins Ausland reist, kann die Rechnung demnach um etwa 1000 Euro drücken.
EU-Kommissarin Neelie Kroes will noch mehr. Sie will sicherstellen, dass von 2015 an das Telefonieren mit dem Handy überall gleich viel kostet, egal ob man sich in seinem eigenen Land befindet oder in einem anderen EU-Staat.
Ein großes Ziel im Dienste der reisenden Verbraucher, zumindest wenn es um Reisen innerhalb der Europäischen Union geht. Der Arm des europäischen Gesetzgebers reicht natürlich nicht darüber hinaus: Wer also nach Asien will oder in die USA, sollte sich über die dort anfallenden Roaming-Preise informieren. Manche Anbieter haben Pauschalpakete für das Ausland im Programm. Oder: Man besorgt sich von einem lokalen Anbieter eine Pre-Paid-Karte. Gegen böse Überraschungen auf der Rechnung hilft es auch, die Mailbox auszuschalten.