Ratingagentur sieht EFSF-Bonität gefährdet S&P droht auch Rettungsschirm mit Abstufung
Die Ratingagentur Standard and Poor's droht nun auch dem Euro-Rettungsschirm EFSF mit einer Herabstufung. Das langfristige Rating von derzeit "AAA" könnte ein bis zwei Stufen gesenkt werden. Das sei die Konsequenz, falls einem oder mehreren Euro-Ländern die Bestnote entzogen würde.
Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat nach dem Rundumschlag gegen zahlreiche Staaten der Eurozone auch den Kreditausblick für Anleihen des Euro-Rettungsfonds EFSF gesenkt. Der Ausblick für das "AAA"-Toprating werde auf "negativ" gesetzt. Der Rettungsfonds könnte die bisherige Topbonität verlieren, falls ein bisher mit Bestnote versehener Mitgliedsstaat der Eurozone herabgestuft werden sollte. Dabei könnte die Kreditbewertung des EFSF um ein bis zwei Stufen gesenkt werden, hieß es weiter in der Mitteilung.
Bereits am späten Montagabend hatte S&P für 15 der 17 Euro-Länder und damit auch für die sechs Staaten mit der Top-Kreditwürdigkeit "AAA" eine verschärfte Beobachtung angekündigt. Nach dem EU-Gipfel am kommenden Freitag will S&P so schnell wie möglich entscheiden, ob die aktuellen Ratings beibehalten werden. Derzeit halten noch Deutschland, Frankreich, Österreich, die Niederlande, Luxemburg und Finnland bei S&P die Bestnote "AAA".
Keine automatische Herabstufung
"Eine Herabstufung ist auf keinen Fall sicher", versicherte S&P-Europa-Chefanalyst Moritz Kraemer. Es sei durchaus auch denkbar, dass alles beim Alten bleibe. Entscheidend sei, dass das Treffen der Staats- und Regierungschef "glaubwürdige und solide Lösungen" für die europäische Schuldenkrise bringe. S&P gebe sich maximal 90 Tage Zeit, eine Entscheidung zu treffen. "Wir werden eher früher als später entscheiden", kündigte Kraemer an.
Deutschland und Frankreich zeigen sich gelassen
Deutschland und Frankreich hatten zuvor gelassen auf die Ankündigung reagiert, die Kreditratings mehrerer Euro-Mitgliedsstaaten zu überprüfen. Beide Länder nähmen diese zur Kenntnis, erklärten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Die von beiden Regierungen gemachten Vorschläge würden die haushalts- und wirtschaftspolitische Koordinierung der Eurozone stärken und so Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum fördern.
"Was eine Ratingagentur macht, das ist in der Verantwortung der Ratingagentur", sagte Merkel in einer Pressekonferenz mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. "Wir werden am Donnerstag und Freitag die Entscheidungen treffen, die wir für die Euro-Zone für wichtig und unabdingbar halten und damit einen Beitrag zur Stabilisierung der Euro-Zone leisten", sagte Merkel mit Blick auf den EU-Gipfel.
Junker: Herabstufung wäre "überzogen und ungerecht"
Der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, kritisierte die S&P-Drohung scharf. Die Einschätzung der Agentur sei maßlos überzogen und ungerecht, sagte er im Deutschlandfunk. Die Euro-Zone sei "dabei, die Dinge in Ordnung zu bringen." Er empfehle, die Ratings nicht so ernst zu nehmen.
Nach Ansicht des Unions-Haushaltsexperten Norbert Barthle soll die mögliche Herabstufung durch S&P nicht dramatisiert werden. "Die Tatsache, dass Deutschland und den meisten anderen Eurostaaten eine Herabstufung der Bonitätsbewertung droht, kommt einerseits nicht überraschend und darf andererseits nicht überbewertet werden", erklärte der CDU-Politiker.
Der Vorsitzende der CSU-Mittelstandsunion, Hans Michelbach, kritisierte die Stellungnahme von S&P als eine "willkürliche Entscheidung ohne Bezug zur Wirklichkeit" und forderte eine schärfere Kontrolle der Ratingagenturen. "Die EU-Kommission muss ein klares Signal an die Agenturen aussenden, dass Europa das Treiben nicht länger tatenlos hinnehmen wird", erklärte Mittelbach.