Blumen an Gedenkstelle in Brokstedt nach Messerangriff © dpa-Bildfunk Foto: Marcus Brandt/dpa
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AUDIO: Anklage nach Messerattacke in Brokstedt (1 Min)

Anklage nach Messerattacke von Brokstedt

Stand: 27.04.2023 16:54 Uhr

Scheinbar wahllos hat Ende Januar ein Mann in einem Regionalzug zwischen Kiel und Hamburg auf mehrere Menschen eingestochen. Zwei junge Berufsschüler starben. Nun ist Anklage erhoben worden.

Drei Monate nach der tödlichen Messerattacke in einem Zug in Brokstedt (Kreis Steinburg) sind die Ermittlungen offenbar abgeschlossen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Itzehoe ist der mutmaßliche Täter jetzt angeklagt worden - und zwar wegen Mordes und versuchten Mordes.

Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe

Konkret handelt es sich laut einer Erklärung der Staatsanwaltschaft um zwei Fälle des Mordes sowie vier Fälle des versuchten Mordes. Am Nachmittag des 25. Januars soll der mutmaßliche Täter Ibrahim A. im vollbesetzten Regionalzug von Kiel nach Hamburg wahllos auf die Reisenden eingestochen haben. Eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger, die auf dem Heimweg von der Berufsschule in Neumünster waren, starben durch die Messerattacke. "Sodann soll er mit dem Messer vier weiteren Fahrgästen, zwei Frauen und zwei Männern, erhebliche Verletzungen beigebracht haben, um auch diese Personen zu töten", heißt es in dem Schreiben der Staatsanwaltschaft. Insgesamt wurden fünf Menschen verletzt.

Die Staatsanwaltschaft begründet die Anklage mit den Mordmerkmalen der Heimtücke und der niedrigen Beweggründe. Die Opfer hätten sich in einer Alltagssituation befunden und nicht mit einem Angriff rechnen können, erklärte Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow. Das Landgericht Itzehoe muss nun über eine Zulassung der Mordanklage entscheiden und dann einen Termin für die Verhandlung festlegen.

Tatmotiv: Verärgerung über persönliche Situation?

Die Staatsanwaltschaft geht nicht von einem terroristischen Hintergrund aus, obwohl Ibrahim A., der kurz vorher aus einer Hamburger Haftanstalt entlassen worden war, sich dort mit Anis Amri, dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, verglichen haben soll. Vielmehr sieht die Staatsanwaltschaft als Tatmotiv die Verärgerung über seine persönliche Situation. Aktuell sitzt Ibrahim A. in Neumünster in Untersuchungshaft.

Anwalt: Mutmaßlicher Täter streitet Tat nicht ab

Ibrahim A. streitet die Tat nach Angaben seines Anwalts nicht ab. Ende März gab der Anwalt bekannt, dass sein Mandat sich im Ermittlungsverfahren äußern wolle. Sein Mandant werde die Tat nicht bestreiten und eine Erklärung zu den Umständen abgeben, sagte der Anwalt damals.

2014 war Ibrahim A. nach Deutschland eingereist und hatte angegeben, staatenloser Palästinenser aus dem Gazastreifen zu sein. Seine Staatenlosigkeit wurde allerdings nie offiziell festgestellt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 27.04.2023 | 17:00 Uhr

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