Vier Verdächtige im Visier der Ermittler

Autos in BW mit Bauschaum beschädigt - steckt Russland dahinter?

Stand

In mehreren Bundesländern sind Autos mit Bauschaum demoliert worden, auch in BW. Zunächst standen Klimaaktivisten im Verdacht - jetzt führt eine Spur zum russischen Geheimdienst.

Auch in Baden-Württemberg sind Autos mit Bauschaum demoliert worden. Doch wer steckt hinter der Sachbeschädigung? Die Staatsanwaltschaft in Ulm hat nun vier Tatverdächtige im Visier, die Dutzende Autos mit Bauschaum im Auspuff beschädigt haben sollen. Die Behörde hat nach Angaben eines Sprechers in rund 170 Fällen in Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg inzwischen die Federführung bei den Ermittlungen übernommen.

Attacken in BW fanden im Raum Ulm statt

Insgesamt handle es sich in Baden-Württemberg um 123 Sachbeschädigungen, die in Blaubeuren, Langenau, Blaustein, Beimerstetten (alle Alb-Donau-Kreis), Ulm und zudem in Neu-Ulm stattgefunden hätten. Laut Staatsanwaltschaft sind die vier Männer, gegen die ermittelt wird, 17, 18, 20 und 29 Jahre alt. Ihren Ausweispapieren nach stammen sie aus Serbien, Bosnien-Herzegowina, Deutschland und Rumänien.

Die Polizei geht nun dem Verdacht nach, dass ein russischer Geheimdienst hinter einer Serie von Sabotageakten gegen Autos in mehreren Bundesländern steckt. Man gehe davon aus, dass die Saboteure für ihre Taten Geld von einem russischen Auftraggeber erhalten hätten, hieß es aus Sicherheitskreisen. Zuerst hatte der "Spiegel" über die Ermittlungsergebnisse berichtet. Demnach geht es um mehr als 270 Fahrzeuge in Berlin, Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg.

Bei den Verdächtigen aus Ulm wurde Bauschaum gefunden

Die Ermittler in Baden-Württemberg gingen im Dezember zunächst von drei Tatverdächtigen aus. In der Region Berlin waren drei Personen im Alter von 20, 17 und 18 Jahren in einem Auto kontrolliert worden, hieß es damals. Bei den aus dem Raum Ulm stammenden Personen wurde Bauschaum gefunden, wie die Ermittler berichteten. So wurde die Polizei Ulm eingeschaltet. 

Kurz nach der Kontrolle gingen nach dem "Spiegel"-Bericht 43 Anzeigen von Autobesitzern ein, bei deren Fahrzeugen das Auspuffrohr mit Bauschaum verstopft worden war. Am Tatort lagen Papierschnipsel sowie teilweise Aufkleber mit dem Slogan "Sei grüner!" und einem Foto von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck - womöglich ein Versuch, die Tat als Aktion radikaler Klimaaktivisten darzustellen. In Sicherheitskreisen war laut "Spiegel" von einer gezielten Kampagne die Rede mit der Absicht, im Bundestagswahlkampf Hass auf die Grünen und ihren Kanzlerkandidaten Habeck zu schüren.

Mehrere Auspuffrohre wurden mit Bauschaum verstopft

Bei Wohnungsdurchsuchungen in Ulm, dem Alb-Donau-Kreis sowie im Landkreis Günzburg im Beisein der mutmaßlichen Verdächtigen wurden mehrere Dosen Bauschaum sowie weitere Beweismittel beschlagnahmt. Die jungen Männer machten bei der Vernehmung nur wenige Angaben, wie die Polizei damals weiter mitteilte. Das Trio kam nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß.

Tatverdächtiger: 100 Euro pro beschädigtes Auto

Einer der nun Tatverdächtigen sagte dem "Spiegel"-Bericht zufolge inzwischen den Ermittlern, sie seien von einem Russen zu den Attacken angestiftet worden. Über einen Messengerdienst habe dieser ihnen detaillierte Anweisungen für die Sabotageaktionen gegeben. Für jedes beschädigte Fahrzeug sei ihnen ein Honorar von 100 Euro versprochen worden. Als Arbeitsnachweis sollten sie Fotos der lahmgelegten Autos schicken. Einen Teil des Geldes - mehrere Tausend Euro - sollen die Verdächtigen bereits erhalten haben.

Verfassungsschutz: Neue Form von Sabotage

Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht Deutschland spätestens seit 2023 mit einer in dieser Form neuen Bedrohung konfrontiert: "Sabotage durch ausländische Nachrichtendienste", heißt es auf der Internetseite der Behörde. Und weiter: "Dazu tragen maßgeblich die russischen Nachrichtendienste bei, die als Folge des Angriffskriegs gegen die Ukraine europaweit zunehmend aggressiver und hemmungsloser auftreten."

Neuartig bei dem mutmaßlich russischen Vorgehen sei der Einsatz von Personen, die durch russische Nachrichtendienste oder sonstige staatliche Organe online dafür angeworben werden, Sabotage- oder Propagandaaktivitäten durchzuführen.

Bundesinnenministerin Faeser: "Wir nehmen den Verdacht sehr ernst"

Zur Auto-Sabotage-Serie mit Bauschaum im Raum Ulm und in anderen Teilen Deutschlands hat sich jetzt auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) geäußert. "Wir nehmen den Verdacht sehr ernst, dass es sich um eine russische Sabotageaktion handeln könnte", so Innenministerin Faeser. Die Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Ulm liefen auf Hochtouren und es müsse abgewartet werden, bis die Hintergründe aufgeklärt seien. Russland habe ein Interesse auf die Bundestagswahl Einfluss zu nehmen, so die SPD-Politikerin.

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