Panzer auf Züge verladen

Bundeswehr in Stetten am kalten Markt: Routineübung unter neuen Vorzeichen

Stand

Von Autor/in Nathalie Waldenspuhl

In Stetten am kalten Markt haben Soldaten am Mittwoch unter anderem Panzer auf einen Zug verladen. Denn im Ernstfall müssen die Truppen Bahn fahren - mitsamt ihren Fahrzeugen.

Es ist kurz vor sieben Uhr am Morgen. Im Stettener Ortsteil Storzingen (Kreis Sigmaringen) ist die Sonne gerade erst aufgegangen, als die erste Panzerkolonne über die Hauptstraße fährt. Die sieben Panzerhaubitzen, über 50 Tonnen schwer und mit Kanonenrohr an der Frontseite, biegen zum Bahnhof ab. Dort üben Soldatinnen und Soldaten aus der Albkaserne, ihre Fahrzeuge auf Güterzüge zu verladen.

Insgesamt 25 Fahrzeuge werden verladen, neben den Panzern auch Lastwagen und Transporter. Sie sollen mit dem Zug ins niedersächsische Munster transportiert werden, dort findet in den kommenden Tagen ebenfalls eine Militärübung statt.

Sechs Panzer, die in einer Reihe geparkt sind, sollen auf dem Bahnhof Storzingen bei Stetten am kalten Markt auf einen Zug verladen werden.
Die Panzerhaubitzen werden zuletzt auf den Wagon geladen.

Soldaten üben Verlegung

Oberstleutnant Chris Weißbrodt ist Kommandeur im Stettener Artilleriebataillon. Das Verladen der Transporter sei Routine, sagt er. Zwei bis drei Mal im Jahr werde die Verlegung geprobt: Die Soldatinnen und Soldaten müssen die Panzer millimetergenau auf die Wagons steuern und absichern. Außerdem muss die Bundeswehr bei dieser Übung mit der Deutschen Bahn zusammenarbeiten. Denn diese stellt die Züge, ist für die Ladung auf der Schiene verantwortlich und sorgt dafür, dass die Zugstrecke frei bleibt.

Im Ernstfall mit dem Zug an die Front

Das alles muss gut koordiniert und routiniert sein, denn aus der Übung kann auch Ernst werden. Im Verteidigungsfall müssen Panzer und andere Militärfahrzeuge mit dem Zug an die Front gebracht werden. Das heißt: Sollte ein NATO-Staat angegriffen werden, etwa an der Ostgrenze, müssten sämtliche Truppen über die Schienen der Deutschen Bahn fahren. Das wären dann nicht nur Truppen der Bundeswehr, sondern auch aus Frankreich oder den Niederlanden.

Soldaten machen einen Panzer mit Ketten an einem Güterwagon fest.
Sobald die Fahrzeuge auf dem Wagon stehen, müssen sie festgekettet werden.

Bahnschienen wichtig für die Verteidigung

Die Deutsche Bahn sei für die Verteidigung ein "ganz wichtiger Player", sagt Weißbrodt. Daher brauche es für die Bundeswehr ein gutes Schienennetz und Brücken, die militärische Schwerlast aushalten. Er habe mit der Bahn bisher immer gute Erfahrungen gemacht, aber mit Blick auf die aktuelle Lage plädiert er dafür, dass für sein Bataillon auch die richtigen Strukturen bereitgestellt werden.

"Kriegstüchtigkeit" steht im Fokus

An diesem Mittwoch ist die Übung am Storzinger Bahnhof aber weit weg vom Ernstfall - die Soldatinnen und Soldaten wirken entspannt. Sie hätten die Panzer schon "unzählige Male" auf die Wagons manövriert, sagt ein Panzerführer dem SWR. Trotzdem sei es im Stettener Bataillon seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ernster geworden, so Presseoffizier Oberleutnant Marilyn Schröder.

Die sogenannte Kriegstüchtigkeit spiele jetzt eine große Rolle. Ihre Truppen würden sich gezielter auf den Verteidigungsfall vorbereiten. Außerdem würden Übungen weniger auf dem Truppenübungsplatz und häufiger im öffentlichen Raum stattfinden, sodass die Truppen auch in unbekanntem Raum trainieren können.

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