Corona hat die Wirtschaft in Baden-Württemberg stark beeinträchtigt, aber auch Positives bewirkt. Das Gastgewerbe gehört jedoch zu den Verlieren der Pandemie. Die Branche hat besonders gelitten und machte im Land in den Jahren 2020 und 2021 rund zwölf Milliarden Euro weniger Umsatz. Das ist fast die Summe eines ganzen Jahres. Aber auch viele andere Branchen waren massiv betroffen: die Reisebranche, die Logistikbranche, die Kultur- und Kreativwirtschaft, die Industrie und der Handel - um nur einige zu nennen.
So hat "Zur Sache! Extra" am Donnerstagabend über die Folgen der Pandemie in unterschiedlichen Bereichen berichtet:
Corona: Folgen für den Einzelhandel in BW
Ein Beispiel aus dem Einzelhandel: Das traditionsreiche Modehaus Kögel in Esslingen, das nach rund 120 Jahren schließen musste. Corona habe Einzelhändler wie ihn schwer getroffen, berichtet der Chef des Unternehmens, Alexander Kögel. Er führte das Geschäft in vierter Generation.
Zwar seien die Umsätze schon vor Corona rückläufig gewesen, der Lockdown habe dann aber zu einem kompletten Einbruch geführt. Kögel: "Im Prinzip waren da unsere Umsätze sofort bei Null und wir wussten ja nicht, wie lange das dauert. Aber es war ja immer auch schon klar: eher länger als kürzer und insofern ging dann ganz schnell der Hintern auf Grundeis." Kögel beantragte für sein Modehaus beim Land Corona-Soforthilfen, um über die Runden zu kommen.
Corona-Soforthilfen werden zurückgefordert
Auch wenn die Pandemie vorbei ist und es diesbezüglich keine Beschränkungen mehr im Handel gibt: Der Betrieb des alteingesessenen Modegeschäfts lohnte sich nicht mehr. Im Januar 2024 schloss es seine Pforten. Trotzdem: Die Corona-Soforthilfen, die das Modehaus in der Krisensituation erhalten hatte, mussten zurückgezahlt werden. Das war nur möglich, weil Kögel die Lagerbestände abverkaufte. 121 Jahre Modehaus sind nun Geschichte - die Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen.

Mehr als zwei Milliarden Euro Soforthilfen
In Baden-Württemberg wurden laut Wirtschaftsministerium während der Pandemie Soforthilfen in Höhe von insgesamt 2,28 Milliarden Euro ausgezahlt. Dieses Geld hätte vielen notleidenden Firmen und Selbstständigen beim Überleben geholfen und so zum Erhalt von Arbeitsplätzen geführt, so das Ministerium. Eine Insolvenzwelle sei so verhindert worden.
Allerdings: Im Nachhinein sollte die L-Bank, die vom Land damit beauftragt war, dann klären, ob diese finanziellen Hilfen wirklich in jedem Falle gerechtfertigt waren. Wenn die Bank zum Schluss kam, dass das nicht der Fall gewesen sei, sollten Unternehmen und Selbstständige das Geld zurückzahlen. Dagegen reichten in Baden-Württemberg mehr als 1.400 Unternehmer und Selbstständige Klage ein.
Manche Branchen profitierten von Corona
Während viele Firmen und Selbstständige in der Corona-Pandemie in wirtschaftliche Turbulenzen gerieten, profitierten andere von der Krise. Zum Beispiel die Optima Packaging Group aus Schwäbisch Hall. Der Hersteller von Spezialmaschinen lieferte etwa Abfüllanlagen für Impfstoffe und Anlagen für Filter von Beatmungsgeräten. Die Krise habe zudem den Teamgeist gestärkt und den Mitarbeitern bewusst gemacht, dass man schwierige Situationen gemeinsam meistern könne, so Firmen-Chef Stefan König. Corona habe das Unternehmen stärker gemacht.
Beruflich am Ende - dann Neuorientierung
Auch für Marcel Heuser aus Mannheim brachte Corona mehr Positives als Negatives. Heuser arbeitete vor Corona als selbständiger Tontechniker auf Veranstaltungen. Doch dann kam der erste Lockdown und Veranstaltungen wurden reihenweise abgesagt. Der Tontechniker stand beruflich vor dem Nichts. Aufgeben war für ihn aber keine Option, sagt er: "Da war dann auch sehr viel Frust am Anfang. Aber entweder man nimmt jetzt das Positive aus der Situation und schaut was kann ich denn jetzt tun, oder man steckt halt den Kopf in den Sand. Und das war nicht wirklich mein Credo."

Heuser ging ins Risiko: Statt wie bisher nur Tontechnik bietet er mittlerweile auch Videoübertragungen für Vorträge an. Dafür musste er allerdings während der Pandemie viel Geld in Kameras und weitere Technik investieren. Spontan kaufte er die Ausstattung, die er dafür brauchte. Und: Sein Plan ging auf. Die Nachfrage nach seiner Dienstleistung war und ist groß. Corona hat die Arbeitswelt verändert. Anstatt sich persönlich zu treffen und dafür Reisezeit zu investieren, sind bei vielen Unternehmen auch nach Corona digitale Konferenzen angesagt. Die Pandemie war zumindest für Marcel Heuser beruflich gesehen ein Glücksfall.