Kritik am Standort überwiegt

Villingen-Schwenningen: Eltern wehren sich gegen Grundschule im Container

Stand

Von Autor/in Samantha Happ

In Schwenningen soll bald eine neue Grundschule eröffnen. Wo sie sein wird, das weiß man noch nicht. Mit einer Schule in Containern könnte die Stadt allerdings Millionen sparen.

Die siebenjährige Mila Hoos ist bereit für ihre Einschulung. Mit ihrem ersten Schulranzen auf dem Rücken und einer Schultüte in der Hand verlässt sie stolz das Geschäft. Wo sie ab September in Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) zur Schule gehen wird, ist aber noch unklar.

Wenn es nach ihrer Mama Stefanie Hoos geht, soll ihre Tochter ab September die neue "Grundschule Hallerhöhe" besuchen. Doch das Gebäude muss dringend saniert werden. Wenn es nach der Stadt Villingen-Schwenningen geht, soll die neue Grundschule deshalb in Container ziehen - möglicherweise dauerhaft. Mit dem Standort für die Containerlösung sind einige Eltern aber gar nicht einverstanden.

Das ehemalige Gymnasialgebäude auf der Hallerhöhe von außen.
In dieses Gebäude sollte die neue Grundschule einziehen. Doch davor müsste es saniert werden.

Stadt Villingen-Schwenningen will altes Schulgebäude sanieren

Wo früher die fünften und sechsten Klassen des nahe gelegenen Gymnasiums untergebracht waren, sollten ab Herbst eigentlich die Klassen der neuen "Grundschule Hallerhöhe" unterrichtet werden. Doch das Gebäude muss dringend saniert werden.

Das weiß auch Villingen-Schwenningens Oberbürgermeister Jürgen Roth. "Die Bausubstanz im Erdgeschoss ist noch verhältnismäßig stabil, aber hier oben muss eine komplette Grundsanierung gemacht werden", zieht Roth nach einem Rundgang Bilanz. Immerhin 4,5 Millionen Euro hat die Stadt Villingen-Schwenningen für die Sanierung des Gebäudes veranschlagt.

Pädagogen lehnten Unterricht zwischen Baustaub und Baulärm für Erstklässler ab

Matheunterricht und Lesenlernen zwischen Bohrmaschinenlärm und Bauschutt? Nach Rücksprache mit einigen Schulpädagogen hat man sich von Seiten der Stadt dazu entschlossen, dass der Unterricht der Erstklässlerinnen und Erstklässler nicht parallel zu den Sanierungsarbeiten in dem Gebäude stattfinden soll.

Der zweite Vorschlag der Stadt lautete deshalb: Die Erstklässlerinnen und Erstklässler sollen für die Dauer der Sanierungsarbeiten - also etwa zwei Jahre lang - in Containermodulen unterrichtet werden. Diese sollen auf dem Schulcampus des Schulverbunds Deutenberg aufgestellt werden, der nur ein paar hundert Meter entfernt liegt und wo die Container bisher als Übergangslösung für höhere Klassen genutzt wurden.

Wird neue "Grundschule Hallerhöhe" jetzt dauerhaft zur Container-Schule?

Der Gemeinderat Villingen-Schwenningen hat vor kurzem aber einen neuen Vorschlag gemacht. Er schlug vor, zu prüfen, ob die Containermodule nicht dauerhaft für die neue Grundschule genutzt werden könnten.

Denn Containererweiterungen von Schulen und Kindertagesstätten würden in vielen Städten und Kommunen längst zum Stadtbild gehören, so der Gemeinderat. Einige der bisher eher unansehnlichen weißen Metallcontainer würden dann eigens für die Grundschülerinnen und Grundschüler mit Holz verkleidet und hergerichtet werden.

Mit Holz verkleidete Container-Module stehen auf einer grünen Fläche.
Ein erster Entwurf der Stadt, wie eine Container-Grundschule als Dauerlösung aussehen könnte.

Villingen-Schwenningen würde mit Containermodulen Millionen Euro sparen

Mit dem neuesten Vorschlag könnte die Stadt rund zwei Millionen Euro einsparen. Geld, das in eines der zahlreichen anderen Projekte fließen könnte. "Wir brauchen eine zusätzliche Sporthalle und die bestehende Sporthalle ist auch schon ganz schön in die Jahre gekommen", so zwei Wünsche des Oberbürgermeisters Jürgen Roth.

Das sanierungsbedürftige Schulgebäude könnte abgerissen, das Grundstück verkauft oder auf ihm neue Wohnungen gebaut werden. Denn der finanzielle Druck auf die Städte und Kommunen ist weiterhin groß. Auch die 500 Milliarden Euro Sondervermögen, die jüngst durch den Bundestag freigegeben wurden, sorgen hier leider nicht für die große Entspannung, so Roth.

Eltern wehren sich vor allem gegen Standort für Container-Schule

Die Eltern der künftigen Grundschülerinnen und Grundschüler sind vom Vorschlag des Gemeinderats wenig begeistert. Sie hätten grundsätzlich nichts gegen Containermodule, sagt Stefanie Hoos, die Mutter der siebenjährigen Mila.

Für sie sei vor allem der Standort das Problem. Sie ist unzufrieden mit den vorgestellten Ideen für den Schulhof - sowohl bei der zweijährigen Übergangslösung als auch bei der Dauerlösung: "Der Schulhof wird aus unserer Sicht einfach nicht abgegrenzt". Auch wünsche sie sich offenes Lernen und moderne Lernkonzepte.

Wir sind tatsächlich offen für Containermodule - auch für den Übergang. Das Problem ist allerdings der Standort.

Der Schulcampus des Schulverbunds mit den verschiedenen Schulgebäuden von oben.
Der Schulcampus des Schulverbund Deutenberg mit Werkrealschule, Realschule und Gymnasium.

Eltern gegen Nähe zu älteren Schülern auf Schulcampus

Auch Mutter Melissa Krause hält den möglichen Standort auf dem Schulcampus des Schulverbunds Deutenbgerg für ungeeignet: "Die kommen aus der Kita und sollen hier direkt starten mit über 2.000 Schüler und die Probleme sind vorprogrammiert." Was mit Problemen gemeint ist, berichtet der 17-jährige Elias Beier. Elias ist Schüler am Gymnasium am Deutenberg und der große Bruder von einem der künftigen Erstklässler. Er erzählt von Gewalt, Schlägereien und Drogenkonsum rund um den Schulcampus mit seinem Gymnasium, Werks- und Realschule. "In so einem Umfeld sollte mein kleiner Bruder nicht zur Schule gehen", findet Elias.

Das sanierungsbedürftige Gebäude, also der erste Vorschlag, liegt nur ein paar hundert Meter weiter entfernt. Doch hier hätten die Grundschülerinnen und Grundschüler einen abgegrenzten und geschützten Bereich für sich und würden kaum mit älteren Schülerinnen und Schülern des Campus in Kontakt kommen, finden die Eltern.

Wie geht es weiter?

Mit einer Petition sammeln die betroffenen Eltern jetzt Unterschriften gegen die Idee des Gemeinderats. Rund 600 Personen haben bisher unterschrieben. Welchen Weg die Stadt und die Kinder in Zukunft nehmen werden, darüber soll in den kommenden Wochen in Ausschüssen und dem Gemeinderat abgestimmt werden.

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