Die CDU in BW frohlockt. Der bundesweit zweitgrößte CDU-Landesverband trägt das beste Wahlergebnis zum Sieg der Bundespartei bei. Mit 31,6 Prozent liegt die CDU BW von Landeschef Manuel Hagel gut drei Punkte über dem Bundesergebnis. Nur die CSU in Bayern war mit 37,2 Prozent nochmal klar besser. Auch in den Wahlkreisen schneidet die CDU in BW besser ab als 2021, 35 von 38 Direktmandaten gehen an die Union.
Bundestagswahl 2025: CDU deklassiert Grüne in BW
Was für Hagel aber fast noch wichtiger ist: Die CDU kann die Grünen im Land deklassieren. Lag der Abstand zwischen den beiden Parteien vor drei Jahren nur bei 7,6 Prozent, ist er nun auf 18 Prozent angewachsen. Die Grünen schwächeln ausgerechnet in ihrem Stammland Baden-Württemberg. Zwar liegen sie sie mit 13,6 Prozent noch knapp zwei Punkte über dem Ergebnis der Bundespartei, müssen aber höhere Verluste hinnehmen. Auch in BW landen sie nur noch auf Rang vier hinter CDU, AfD und SPD.
Gut ein Jahr vor der Landtagswahl ist das für die CDU wohl mehr als ein gutes Omen. Denn auch in Umfragen zur Landtagswahl liegt die Union seit langem weit vor den Grünen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der im Frühjahr 2026 nicht mehr antreten will. Für den designierten Spitzenkandidaten Cem Özdemir (59) ist das eine schwere Bürde.
Grüne verlieren bei Bundestagswahl: Özdemir hat als Minister das Ergebnis mitzuverantworten
Zwar betonen die Grünen, Özdemir habe nicht zur Wahl gestanden als Bundestagsabgeordneter. Doch der noch amtierende Agrar- und Wissenschaftsminister hat als Bundespolitiker kräftig Wahlkampf gemacht. Und als Minister der gescheiterten Ampel hat auch er das bescheidene Ergebnis mitzuverantworten - nicht nur Spitzenkandidat Robert Habeck.
Ende Oktober hatte Özdemir seine Bewerbung für die Kretschmann-Nachfolge verkündet - an diesem Montagabend tritt er erstmals gemeinsam mit seinem voraussichtlichen Konkurrenten Hagel in einer Fernsehsendung im SWR auf.
Neue GroKo im Bund? Özdemir könnte sich leichter absetzen
Am Morgen nach der Bundestagswahl dürften auch die Strategen der BW-Parteien klarer sehen. Da FDP und BSW den Sprung in den Bundestag verpasst haben, ist eine Koalition aus CDU/CSU und SPD unter Führung von Friedrich Merz (CDU) möglich und ziemlich wahrscheinlich. Das heißt, Union und SPD müssen nun zeigen, ob sie die Wirtschaftskrise in den Griff bekommen und die Migration wirksam begrenzen können. Und für Özdemir dürfte es im kommenden Jahr leichter sein, sich von einer Bundesregierung abzusetzen, in der keine Grünen mehr sitzen.
Die Grünen in Baden-Württemberg sind gespannt, wie Merz seine ganzen Versprechen erfüllen will: Steuern massiv senken und zugleich mehr in Kommunen, Infrastruktur und Bundeswehr investieren, ohne die Schuldenbremse außer Kraft zu setzen. Die Hoffnung der Grünen ist relativ eindeutig: Merz könnte im Tandem mit der SPD Enttäuschungen produzieren. Womöglich blase dann Hagel schnell der Wind ins Gesicht im Landtagswahlkampf.
SPD in Baden-Württemberg muss auf Neustart in Berlin hoffen
Die SPD in BW muss nun hoffen, dass die Bundespartei mit Lars Klingbeil als neuem Fraktionschef und Verteidigungsminister Boris Pistorius schnell wieder auf die Beine kommt. Der von Klingbeil angekündigte Generationswechsel könnte auch die SPD-Co-Chefin Saskia Esken (63) treffen, die sich früh dafür ausgesprochen hatte, Olaf Scholz erneut zum Kanzlerkandidaten zu machen. Sie holte in ihrem Wahlkreis Calw nur 12,6 Prozent.
Unter dem Strich liegt die SPD BW mal wieder unter dem Bundesergebnis, musste aber weniger Verluste hinnehmen. Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch dürfte nach der Landtagswahl ebenfalls eine Koalition mit der CDU anstreben.
AfD holt in Baden-Württemberg bei der Bundestagswahl über 1,2 Millionen Stimmen
Die AfD hat in Baden-Württemberg über 1,2 Millionen Stimmen geholt und liegt mit 19,8 Prozent nur knapp unter dem Bundesergebnis. Auch in BW hat sich die Rechtsaußen-Partei damit verdoppelt und schafft damit Rang zwei hinter der CDU.
AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel konnte ihr Ergebnis im Wahlkreis Bodensee ebenfalls auf 20,4 Prozent mehr als verdoppeln. Sie musste sich nur dem CDU-Kandidaten geschlagen geben und zieht nun über die Landesliste in den Bundestag ein. Auch Weidels Vertrauter und AfD-Landeschef Markus Frohnmaier holte in Böblingen 17,1 Prozent. Es gibt Spekulationen, dass er die AfD auch in die Landtagswahl führen könnte.
Kann die FDP wiederauferstehen?
Die FDP hat in ihrem Stammland Baden-Württemberg mit 5,6 Prozent so gerade die Fünf-Prozent-Hürde übersprungen. Doch auch dieses Ergebnis war viel zu schwach, um der Bundes-FDP noch in den Bundestag zu verhelfen. Die Liberalen stehen nach den 4,4 Prozent und dem angekündigten Rückzug von Christian Lindner vor einem Neuanfang.
Die FDP in BW mit Hans-Ulrich Rülke an Partei- und Fraktionsspitze muss auf einen ähnlichen Effekt hoffen wie 2013, als die FDP schon mal aus dem Bundestag flog. Drei Jahre später konnte die Landespartei ihr Ergebnis bei der Landtagswahl deutlich steigern - weil mehr Menschen die FDP doch wieder in den Parlamenten sehen wollten.
Linke bekommt auch in Baden-Württemberg ein Bein auf den Boden
Noch nie hat es die Linke in den Landtag geschafft. Das Ergebnis bei der Bundestagswahl dürfte der Partei um Landeschefin Sahra Mirow Auftrieb geben. 6,8 Prozent sind zwar etwas schwächer als das Bundesresultat von 8,7 Prozent, aber in BW kann sich die Linke fast verdoppeln. Das von der Linken abgespaltene BSW schafft in BW immerhin auch noch 4,1 Prozent.