MVV Energie AG in Mannheim

Baden-Württemberg Mannheimer Versorger MVV: Gasnetz wird bis 2035 stillgelegt

Stand: 08.11.2024 18:54 Uhr

Kein Gas mehr in Mannheim ab dem Jahr 2035: Das hat der Mannheimer Energieversorger MVV am Freitag angekündigt. Die MVV begründet das mit dem Klimaschutz.

Das Mannheimer Energieunternehmen MVV hat am Freitag bekannt gegeben, dass es sich bis 2035 aus dem Gasnetz zurückzieht. Das bedeutet für Bürger, Gewerbetreibende und Unternehmen, dass ab dann in Mannheim keine Gasheizungen mehr betrieben werden können. Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit dem Klimaschutz. Außerdem kündigte die MVV höhere Gas- und Wasserpreise ab 1. Januar 2025 an. Demnach steigt der Gaspreis dann um etwa 8,5 Prozent an, Wasser wird um 6,6 Prozent teurer als bisher.

MVV schaltet Gasnetz ab

Gründe für höhere Preise für Gas und Wasser

Die MVV begründete am Freitag die Erhöhung des Gaspreises ab dem 1. Januar 2025 mit steigenden Netzentgelten und höheren CO2-Kosten. Der höhere Preis für Wasser sei nötig, weil "Erneuerung und Neubau der Infrastruktur in den nächsten Jahren zusätzliche Anstrengungen erfordern". Konkret nannte das Unternehmen unter anderem den Neubau von Brunnen und Aufbereitungsanlagen in zwei Wasserwerken. Zudem müssten Transportleitungen erneuert und eine neue Transportleitung gebaut werden.

MVV: Gasheizungen keine "zukunftsorientierte Beheizungsform"

Gasheizungen hält die MVV "nicht für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Beheizungsform". Transport und Nutzung von Erdgas führten "zu vermeidbarem CO2-Ausstoß". Die Kosten für CO2 würden in den kommenden Jahren steigen. Und da die Zahl der Gasnutzer sinke, "werden die Kosten des Gasnetzes auf immer weniger Nutzer umgelegt". Deswegen empfiehlt die MVV nach Stilllegung des Gasnetzes seinen Kundinnen und Kunden, sich frühzeitig um alternative Heizformen zu kümmern. Das sind laut MVV vor allem Fernwärme und Wärmepumpen.

Aus für Gasnetz ab 2035: Was bedeutet das für die Mannheimerinnen und Mannheimer?

56.000 Haushalte sind in Mannheim vom Aus beim konventionellen Gas ab 2035 betroffen, sie alle heizen noch mit Erdgas. Für die Bewohner bietet die MVV Beratungsangebote an. Unter anderem gibt es zwei öffentliche Infoveranstaltungen zur Wärmewende - und zwar am 12. November und am 12. Dezember. Außerdem will der Energieversorger über Fördermöglichkeiten informieren. MVV-Chef Georg Müller betonte, Personen, die sich jetzt für eine Gasheizung entschieden, handelten "nicht zukunftsfest". Müllers Tipp: Die bisherigen Gaskunden sollten besser in klimaneutrale Wärmeerzeugung investieren, also in Wärme durch erneuerbare Energien – oder in eine Wärmepumpe. Gleichzeitig sollen rund 10.000 Gebäude in Mannheim neu an die Fernwärme angeschlossen werden. 

Pressekonferenz der MVV in Mannheim mit Georg Müller

Pressekonferenz der MVV in Mannheim am Freitag. Am Stehpult in der Mitte: MVV-Vorstandschef Georg Müller

Wir müssen raus aus dem konventionellen Gas, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen. MVV-Vorstandschef Georg Müller

Das Unternehmen wies am Freitag darauf hin, dass es bereits vor drei Jahren zum ersten Mal bekannt gegeben hatte, "ab 2035 keine Produkte und Dienstleistungen auf fossiler Basis mehr anzubieten". Mannheim ist nach Angaben der MVV die erste Kommune in Deutschland, die diesen Schritt geht. Derzeit werden in Mannheim rund 37 Prozent der Gebäude im Stadtgebiet mit Erdgas geheizt.

Mannheimer MVV will Gasnetz stilllegen: Einordnung der SWR Wirtschaftsredaktion

Mannheim ist nicht die einzige Stadt, die angekündigt hat, ohne Gas auskommen zu wollen. Ähnliche Pläne gibt es auch in Stuttgart, hier ebenfalls bis 2035. München will bis 2045 ohne Erdgas auskommen und hat das in einer (nicht verbindlichen) Planung festgelegt. Augsburg plant ähnlich, hat aber gleichzeitig gesagt, man wolle das Gasnetz trotzdem nicht zurückbauen. Insofern ist die MVV-Ankündigung für Mannheim konkreter als in anderen Städten. Alle Städte und Gemeinden in Deutschland erstellen gerade eine kommunale Wärmeplanung, also legen fest, wie das Heizen der Zukunft aussehen soll. Dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Viele setzen dabei auf Fernwärme und Wärmepumpen. Deshalb kann es sein, dass in den kommenden Monaten viele ähnliche Meldungen wie die aus Mannheim aufploppen: Wir kommen in Zukunft ohne fossile Energieträger aus.

Verschiedene Messanzeigen sind an einer Gasheizung in den Meisterschulen am Münchner Ostbahnhof zu sehen.

Verschiedene Messanzeigen sind an einer Gasheizung in den Meisterschulen am Münchner Ostbahnhof zu sehen.

Mannheimer Versorger verweist auf EU-Richtlinie

Die MVV verwies auf die seit August 2024 geltende EU-Richtlinie zum Gasbinnenmarkt. Diese Richtlinie müsse bis Juli 2026 in deutsches Recht umgesetzt werden. Die Regelung verpflichte Gasnetzbetreiber wie die MVV "Stilllegungspläne aufzustellen und der Bundesnetzagentur vorzulegen". Umso wichtiger sei es, die Kundinnen und Kunden "so früh wie möglich" darauf hinzuweisen, dass die Nutzung von Gas für die Gebäudeheizung "keine zukunftsorientierte Lösung ist". Experten gehen der MVV zufolge davon aus, dass sich die Gaspreise wegen steigender CO2-Preise deutlich verteuern.

MVV nennt Mannheimer Wärmeplan als weiteren Grund

Die MVV nannte am Freitag den Wärmeplan der Stadt Mannheim als weiteren Grund für ihre Entscheidung zur Stilllegung des Gasnetzes. Dieser Wärmeplan (beschlossen vom Gemeinderat am 12. März 2024) bezeichne Fernwärme und und Wärmepumpen ebenfalls als die "vorrangigen Heizungsformen für Privat- und Gewerbekunden".

Die MVV kündigte Bürgerinformations-Veranstaltungen zur Wärmewende am 12. November und am 12. Dezember an.

Sendung am Fr., 8.11.2024 13:30 Uhr, SWR4 BW Studio Mannheim - Regionalnachrichten

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