Image-Kampagne seit über 20 Jahren

"Nett hier"-Sticker: Wieso das Land rät, lieber zu fotografieren als zu kleben

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Luisa Weinig

"Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?" - Die gelben Aufkleber gibt es mittlerweile überall. Das Land bittet jetzt aus Umweltgründen, aufs Kleben zu verzichten.

Ob an der Strandpromenade in Barcelona, einer Bucht in Neuseeland oder auf dem Weg zum Machu Picchu - sie kleben mittlerweile überall: die "Nett hier"-Sticker. Die gelben Aufkleber mit der Aufschrift "Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?" werden von Fans an beliebten Aussichtspunkten, Masten und in der Nähe von Denkmälern auf der ganzen Welt angebracht.

Die Marketing-Kampagne des baden-württembergischen Staatsministeriums ist laut Experten ein voller Erfolg - das Land bittet die Menschen aber jetzt, die Sticker lieber zu fotografieren, statt zu kleben.

SWR3 hat Fotos von Hörerinnen und Hörern gesammelt, die "Nett hier"-Aufkleber in aller Welt fotografiert haben:

Ein „Nett hier“-Aufkleber vor einem See in Chile
„Wurde mir aus Chile gesendet 😂“, schreibt Userin Uta Klemmer. Bild in Detailansicht öffnen
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Land rät wegen Umweltschutz: "Nett hier"-Sticker nur fotografieren, nicht kleben

"Damit Ausflugsziele und touristische Orte natürlich schön bleiben, empfehlen wir unserer Community, die Sticker in der Hand zu halten und so zu fotografieren", so das Staatsministerium. Dabei setze man auf das Verantwortungsbewusstsein der Menschen. Diese sollen Sticker nur an Orten anbringen, an welchen dies sinnvoll, vernünftig und erlaubt sei. Man freue sich am meisten, wenn Menschen, die ihre Liebe zu Baden-Württemberg zeigen wollen, die Aufkleber auf Gegenständen und Objekten  aus eigenem Privatbesitz wie Laptops, Notizbücher oder Autos anbringen.

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Geringere Umweltbelastung: Sticker haben vegane Folie

Laut dem Staatsministerium werden die Sticker auf einer sogenannten Eco-Plus-Folie in einem Wasserlos-UV-Druckverfahren hergestellt, um die Umweltbelastung möglichst gering zu halten. Die Folie sei vegan und enthalte unter anderem kein PVC. Viele Sticker enthalten das Milcheiweiß Kasein als Bindemittel und sind daher nicht vegan.

Außerdem versuche man die Aufkleber in Baden-Württemberg zu produzieren, so das Ministerium. Daher seien Lieferwege kurz, was Emissionen verringere. Der derzeitige Hersteller betreibe die Produktion überwiegend mit selbst erzeugtem Photovoltaik-Strom.

Großer Marketing-Erfolg: Sticker für "THE LÄND" neu aufgelegt

Der Slogan "Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?" stammt aus der Image-Kampagne "Wir können alles. Außer Hochdeutsch." des Landes Baden-Württemberg von Anfang der 2000er-Jahre. Ursprünglich wurde er auf Lokomotiven der Deutschen Bahn verbreitet, erst später kamen die Sticker dazu.

Matthias Spaetgen von der Werbeagentur Scholz & Friends hat die Werbe-Kampagne damals mitentwickelt. Ziel war es, eine Sympathie-Kampagne für BW zu entwickeln und weg vom unliebsamen Streber-Image der Schaffer und Häuslebauer zu kommen. "Die Grundidee ist vielleicht ein bisschen Größenwahn und Angeberei, die aber verziehen wird, weil sie mit einem Augenzwinkern geerdet wird", sagt Spaetgen.

Das ist über 20 Jahre her, inzwischen hat sich Baden-Württemberg mit "THE LÄND" eine neue Image-Kampagne geleistet, der "Nett hier"-Aufkleber aber hat überdauert. Statt in der gedeckten Cremefarbe erstrahlt die Neuauflage in auffälligerem Neongelb, eben passend zur "THE LÄND"-Kampagne.

Kleben, fotografieren, posten: Kampagne wird dank Social Media zum Erfolg

Besonders die sozialen Netzwerke haben der Marketing-Kampagne zu einem breiteren Publikum verholfen. Unzählige Bilder bei Instagram zeigen die Sticker an touristischen Zielen auf der ganzen Welt.

Laut Marketing-Professorin Anja Forster von der Hochschule Pforzheim sei das Community-Management auch Grundlage für den Erfolg der Kampagne. Es gehe um gemeinsame Werte, Baden-Württemberger seien stolz auf sich. Die Expertin lobt, dass die Landesregierung nicht steuert, wo die Sticker platziert werden sollen - auch wenn das Staatsministerium seine Fans aus Umweltschutzgründen darum bittet, die Aufkleber nur auf eigenem Hab und Gut zu hinterlassen.

Dass das nicht passiert, sondern stattdessen die Sticker quasi überall zu finden sind, macht die Klebenden gewissermaßen zu Markenbotschaftern, wie Forster erläutert. Diesen Erfolg zeigten eben auch die vielen Fotos der Aufkleber im Internet.

Nachahmer der Imagekampagne

Weil viele am Erfolg der Marketing-Kampagne teilhaben wollen, gibt es inzwischen einige Nachahmer. Auf Abgrenzung zum offiziellen Merchandise-Sortiment legt auch das Staatsministerium wert. Abmahnungen oder dergleichen gab es einem Sprecher zufolge bisher aber nicht. Grundsätzlich freue sich die Landesregierung, zig Organisationen, Unternehmen und Privatleute inspiriert zu haben, denn: "Die Kampagne "THE LÄND" ist eine partizipative Kampagne."

Die Sticker können online kostenlos auf der Website von "THE LÄND" bestellt werden. Laut dem Staatsministerium richtet sich die Auflage nach der bislang nicht enden wollenden Nachfrage. Genaue Zahlen bleiben geheim.

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