In der Hausarztpraxis von Nicola Buhlinger-Göpfarth in Pforzheim wird der Corona-Impfstoff in eine Spritze aufgezogen.

Baden-Württemberg Neuer Corona-Impfstoff kaum nachgefragt - obwohl Infektionen zunehmen

Stand: 15.08.2024 13:45 Uhr

Seit Mai steigt die Zahl der Corona-Infektionen. In den Kliniken und beim Thema Impfen spielt das aktuell aber kaum eine Rolle. Apotheken beklagen noch immer einen hohen Aufwand.

Trotz steigender Infektionszahlen ist der neue Corona-Impfstoff noch ein Ladenhüter. Für Apotheken ist das Impfen durchaus ein Thema - ein schwieriges: Wenn dort Corona-Impfungen vorgenommen werden, ist das mit einem enormen Dokumentationsaufwand und viel Aufklärungsarbeit verbunden. Dazu kommt noch die geringe Haltbarkeit der Impfstoffe, kritisiert Apotheker Rouven Steeb aus Bad Rappenau (Kreis Heilbronn), der auch Vizepräsident des Landesapothekerverbandes ist. Seit Montag steht ein angepasster Corona-Impfstoff zur Verfügung. Doch die Nachfrage nach einer Corona-Impfung hält sich seit einiger Zeit in Grenzen. Stattdessen ist aktuell etwas anderes nachgefragt: Corona-Tests.

Corona-Tests werden wieder häufiger gekauft

Denn seit Mai steigt deutschlandweit die Zahl der Corona-Infektionen - so sind die Einschätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI). Apotheken spüren das vor allem dadurch, dass vermehrt Corona-Tests gekauft werden, berichtet Steeb: "Wir haben auch das Gefühl, die Kunden sind seit der Pandemie deutlich sensibler, wenn es um Infekte und Infektionen geht".

Landesapothekerverband wünscht sich Verbesserungen

Grundsätzlich ist die Corona-Impfung gut organisiert, schickt der Apotheker voraus. Doch noch immer müssen Impfdosen entsorgt werden, weil sie nicht rechtzeitig verbraucht werden. In einem Fläschchen sind weiterhin sechs Impfdosen enthalten. Nach dem Öffnen muss der Impfstoff innerhalb von zwölf Stunden verbraucht werden. Das gelingt bei der geringen Nachfrage nicht immer, so die Kritik.

In den impfenden Apotheken als auch in den Arztpraxen versucht man gewissenhaft, entsprechende Impfwillige terminlich zusammenzulegen. Rouven Steeb, Vizepräsident des Landesapothekerverbandes

Warum es keine Einzeldosen gibt, kann Rouven Steeb nicht nachvollziehen. Auch die Aufklärung, für wen die Impfung empfohlen wird, bleibe oft an den Apotheken hängen. Hier wünscht sich Steeb mehr Initiative von den Krankenkassen.

Dossier: Was wir aus der Corona-Pandemie in BW gelernt haben

Corona in Kliniken meist nur Nebendiagnose

Im Verbund der Heilbronner SLK-Kliniken beispielsweise wurden im Juli 22 Patientinnen und Patienten, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, mehr behandelt als noch im Mai. Das berichtet ein Sprecher der Klinik. In der Regel ist Corona hierbei aber nur eine Nebendiagnose. Die Betroffenen sind meist wegen anderer Beschwerden in Behandlung, heißt es weiter. Corona spiele im Klinikalltag somit aktuell nur eine untergeordnete Rolle. Zu schweren Verläufen komme es so gut wie gar nicht. Man könne inzwischen davon ausgehen, dass das Immunsystem der Betroffenen sich schon einmal mit Corona auseinandergesetzt hat – entweder über eine Impfung oder eine Infektion. Zahlen des Statistischen Landesamts zeigen aber: 2023 starben deutlich mehr Menschen an einer Covid-19- als an einer Grippe-Erkrankung. Die Todesursachenstatistik des Statistischen Landesamts basiert auf den Angaben aus den Todesbescheinigungen, die Ärztinnen und Ärzte nach Leichenschauen erstellen. Dort werden auch Nachweise übertragbarer Erkrankungen dokumentiert, so das BW-Gesundheitsministerium.

Corona-Pandemie 2020

Es waren dramatische Szenen, die sich vor vier Jahren abspielten. Immer mehr Menschen infizierten sich mit dem Coronavirus, zudem gab es in Nordrhein-Westfalen die ersten Todesfälle. Kurz darauf meldete auch Baden-Württemberg den ersten Corona-Toten. Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und damit die Krankenhäuser vor einer Überlastung zu schützen, erließ die baden-württembergische Landesregierung strenge Maßnahmen - noch bevor am 22. März 2020 der erste bundesweite Lockdown in Kraft trat. Es galten Kontaktverbote und Läden wurden geschlossen. Schülerinnen und Schüler kamen nach ihren Faschingsferien für einen Tag in die Schule, um Hausaufgaben für die Zeit des ersten Homeschoolings mitzunehmen. Wie lange alles dauern sollte, ahnte da noch niemand.

Sendung am Do., 15.8.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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