Gesamtmetall-Chef Wolf erwartet einen Wegfall von rund 40.000 Jobs in der Autoindustrie in Baden-Württemberg. In der Factory 56 im Merecdes-Benz Werk in Sindelfingen stehen in der Fertigung von Oberklasse- und Luxus fahrzeugen am Ende der Produktion Fahrzeuge aufgereiht.

Baden-Württemberg US-Zölle von 25 Prozent auf ausländische Autos: "Verlierer sind am Ende die Verbraucher"

Stand: 27.03.2025 15:53 Uhr

Am Mittwoch hat US-Präsident Donald Trump 25 Prozent Zoll auf Autos, die nicht aus den USA kommen, angekündigt. BW-Ministerpräsident Kretschmann ist in Sorge.

Mit der Einführung von Zöllen auf alle importierten Fahrzeuge verschärft US-Präsident Donald Trump den Handelsstreit mit der Europäischen Union. Die Zölle sollen für alle Autos gelten, von SUVs bis zu leichten Nutzfahrzeugen. Auch für Autoteile wird ein Importzoll verlangt. Aus dem Weißen Haus heißt es, dass die Zölle am 3. April in Kraft treten werden. In Baden-Württemberg sieht man das mit Sorge.

Player: videoUS-Zölle auf ausländische Autos: BW-Wirtschaftsministerin sieht das kritisch

US-Zölle auf ausländische Autos: BW-Wirtschaftsministerin sieht das kritisch

Ministerpräsident Kretschmann: "Weiter an gemeinsamen Lösungen arbeiten"

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, die angekündigten Zölle auf Fahrzeuge und Komponenten seien keine guten Nachrichten für Baden-Württemberg. Die Europäische Union sei nun gefordert, eine entschlossene und selbstbewusste Antwort auf die Ankündigung zu geben und gleichzeitig weiter an gemeinsamen Lösungen mit den Vereinigten Staaten zu arbeiten. "Denn klar ist: Schranken im internationalen Wettbewerb und ein Handelskrieg treffen alle Seiten gleichermaßen. Verlierer sind am Ende die Verbraucherinnen und Verbraucher, die diesseits und jenseits des Atlantiks die steigenden Preise spüren werden", so Kretschmann.

BW-Wirtschaftsministerin sieht Zollpolitik der USA kritisch

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte, sie sehe die Zollpolitik der USA sehr kritisch. "Zölle unterminieren den freien und regelbasierten Handel, die Folgen können für beide Seiten gravierend sein", so Hoffmeister-Kraut. Die USA seien der größte Handelspartner des Landes, eine Vielzahl von baden-württembergischen Unternehmen sei eng mit den USA durch eigene Produktionskapazitäten vor Ort oder jahrzehntelange Geschäftsbeziehungen verbunden.

"Ein Aufschaukeln von Zöllen und damit verbunden steigende Preise können nicht im Interesse exportorientierter Nationen liegen", betonte die CDU-Politikerin. Auch sie halte es für wichtig, nun auf Dialog zu setzen. Zugleich müsse Europa seine wirtschaftliche Eigenständigkeit stärken, betonte die Wirtschaftsministerin.

Player: audioBW-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) zu Trumps Zöllen

Autokonzern Mercedes-Benz betont enge Beziehungen zu den USA

Der Autobauer Mercedes-Benz teilte angesichts der angekündigten US-Zölle auf Fahrzeugimporte aus der EU mit, dass man als globales Unternehmen auf konstruktive Zusammenarbeit sowie freien und fairen Handel setze. Zugleich verwies der Konzern auf die seit langem bestehenden Handelsbeziehungen. Mercedes-Benz sei seit 1888 in den USA vertreten und habe sich dort etabliert. Mit 24 Standorten in 13 Bundesstaaten produziere das Unternehmen vor allem Pkw und Transporter und verfüge unter anderem über mehrere Forschungs- und Entwicklungsstandorte. "Die Mercedes-Benz Gesellschaften beschäftigen direkt rund 11.100 Mitarbeiter in den Vereinigten Staaten", unterstrich das Unternehmen.

ZF Friedrichshafen: "Hoffen auf baldige Einigung"

Wie sich die angekündigten US-Zölle konkret auf den Automobilzulieferer ZF aus Friedrichshafen (Bodenseekreis) auswirken werden, könne man jetzt noch nicht sagen, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag dem SWR.

Die jüngsten Zölle auf alle in die USA importierten Autos samt wesentlicher Komponenten und Baugruppen beträfen auch ZF, so der Sprecher. Zugleich sieht sich das Unternehmen vorbereitet: "Unser Ansatz, möglichst viel in den jeweiligen Märkten vor Ort zu produzieren, erweist sich als richtig und notwendig." Derzeit investiere ZF daher rund 460 Millionen Euro in den Ausbau seines Produktionswerks in South Carolina. "Im Vertrauen auf vereinbarte Handelsabkommen lebt die globale Wirtschaft aber auch von grenzüberschreitendem Handel", so der ZF-Sprecher. Insofern seien weltweit negative Folgen der Zölle auf Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze absehbar. "Wir hoffen auf eine baldige Einigung, denn eine neue Welle des Protektionismus schafft nur Verlierer", so der Automobilzulieferer vom Bodensee.

IG Metall: Das Letzte, was die Industrie braucht

Das Letzte, was die BW-Autoindustrie brauche, sei ein Zollkonflikt, sagte Barbara Resch, Bezirksleiterin von IG Metall Baden-Württemberg, am Donnerstag. "Die baden-württembergische Autoindustrie und die hier ansässigen Zulieferer stehen ohnehin vor großen Herausforderungen."

"Ich hoffe, dass die Vernunft siegt und auf dem Verhandlungsweg eine Lösung gefunden werden kann", ergänzte Resch. Ansonsten müsste die EU Gegenmaßnahmen ergreifen, um den "konstruktiven Dialog offenzuhalten".

Trump kündigt Zölle auf ausländische Autos an - was bedeutet das für Branche in BW?

Die Zölle dürften die Autoindustrie in Baden-Württemberg stark belasten. Für Hersteller wie Mercedes-Benz und Porsche sind die USA ein wichtiger Markt. Mercedes verkauft 16,4 Prozent seiner Autos in den USA, bei Porsche ist es sogar ein Viertel.

Während Mercedes ein Werk in den USA betreibt, in dem vor allem SUVs produziert werden, produziert Porsche nicht in den USA. Das bedeutet, dass auf alle dort verkauften Porsche-Modelle Strafzölle fällig werden.

Die Aktien der Autohersteller sind am Donnerstag in Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Autozölle eingebrochen. Die Aktien von Mercedes-Benz, Daimler Truck und Porsche sind zwischen gut drei und rund fünf Prozent gesunken.

BW-Automobilzulieferer von US-Zöllen betroffen

Nicht nur die Autohersteller, sondern auch die Zulieferer von Autoteilen sind von den Zöllen betroffen. Der Zulieferer ElringKlinger mit Sitz in Dettingen an der Erms (Kreis Reutlingen) gab bekannt, die Zölle langfristig an die Kunden weitergeben zu müssen. "Das ist ein dynamisches Umfeld, in dem wir uns befinden", sagte Geschäftsführer Thomas Jessulat sagte am Donnerstag.

Von Bosch hieß es am Donnerstag, die von den USA angekündigten zusätzlichen Zölle auf Importe von Fahrzeugen und Automobilkomponenten seien eine Belastung für die gesamte, global aufgestellte Automobilindustrie. Bosch beschäftige in den USA rund 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man werde die Auswirkungen der angekündigten Zölle auf die globalen und regionalen Geschäftsaktivitäten evaluieren und daraus Schlüsse ziehen.

IHK: Unternehmen in BW waren vorbereitet

"Unsere Unternehmen sind nicht überrascht und haben bereits reagiert", sagte Christof Geiger, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Heilbronn-Franken. Man habe sich im Vorfeld auf die angekündigten Zölle vorbereitet. Eine Umfrage der IHK zeige, dass 76 Prozent der Industriebetriebe in diesem Jahr Investitionen in Nordamerika planen. "Zehn Prozent mehr als im Vorjahr", so Geiger. Als Hauptgrund dafür werde die Sorge vor Handelshemmnissen genannt.

Um den Standort Deutschland attraktiver zu machen brauche man jetzt um so schneller eine neue Ausrichtung der Wirtschaftspolitik, "um zumindest die hausgemachten Hürden abzubauen", betonte Geiger.

US-Zölle sollen Produktionsstandort USA stärken

Mit den Zöllen möchte Trump den Produktionsstandort USA stärken. Denn bislang importiert das Land mehr Fahrzeuge und Autoteile als es exportiert. Bisher galten in den USA Einfuhrzölle von 2,5 Prozent, während in der EU für amerikanische Autos 10 Prozent fällig sind. Allerdings: Die in den USA beliebten Pickups gelten als Nutzfahrzeuge - dafür liegt der Einfuhrzoll schon jetzt bei 25 Prozent.

Sendung am Do., 27.3.2025 14:30 Uhr, Radionachrichten für SWR1 BW

Mehr zu US-Zöllen in BW