Mitarbeiter der Stadt Bruchsal helfen bei der Beiseitigung des Schlamms mit Bagger und Schaufeln. Das Unwetter im Kreis Karlsruhe hat Spuren hinterlassen.

Baden-Württemberg Nach Hochwasser im Kreis Karlsruhe: Kein Ende der Aufräumarbeiten in Sicht

Stand: 14.08.2024 13:14 Uhr

Ein Unwetter hat den Kreis Karlsruhe am Dienstagabend schwer getroffen. Hunderte Einsatzkräfte helfen seit früh morgens bei den Aufräumarbeiten im Raum Bruchsal.

Nach den heftigen Unwettern am Dienstagabend und Überflutungen im Landkreis Karlsruhe sind die Einsatzkräfte weiterhin im Dauereinsatz. In Bruchsal begannen sie am Morgen mit den Aufräumarbeiten, noch ist kein Ende in Sicht. Besonders der viele Schlamm, den das Hochwasser hinterlassen hat, stellt die Helfenden vor Herausforderungen.

Helfer in Baggern räumen den Schlamm, den das Hochwasser hinterlassen hat, aus Heidelsheim.

Helfer in Baggern räumen den Schlamm, den das Hochwasser hinterlassen hat, aus Heidelsheim.

Der Schlamm ist kontaminiert mit Heizöl, sodass wir gucken müssen, dass der nicht ins Erdreich gelangt, beziehungsweise ins Grundwasser. Andreas Glaser, Bürgermeister und Leiter des Krisenstabs in Bruchsal

Anwohner und Helfer sollen den Schlamm vor die Häuser auf die Straße schieben. Mitarbeiter der Stadt Bruchsal sammeln den Schlamm dann ein und bringen ihn auf einen eigens eingerichteten Schlammlagerplatz. Dort soll er trocknen und untersucht werden, bevor er abtransportiert werden kann.

Stadt Bruchsal muss Wasserverbrauch reduzieren

Unterstützung kommt aus dem Enzkreis, aus Gernsbach und aus dem Rhein-Neckar-Kreis. Hunderte Einsatzkräfte fahren die Straßenzüge ab und schauen, wo Hilfe am notwendigsten ist.

Teams des Technischen Hilfswerks helfen den Anwohnern bei der Beseitigung des Schlamms in Heidelsheim bei Bruchsal

Teams des Technischen Hilfswerks helfen den Anwohnern nach dem Hochwasser bei der Beseitigung des Schlamms in Heidelsheim bei Bruchsal.

In Gondelsheim und im Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim müssen laut Feuerwehr zahlreiche Keller ausgepumpt werden. Etwa 200 Einsätze sind noch offen, sagt der Bruchsaler Bürgermeister und Leiter des Krisenstabs, Andreas Glaser. "Es kommen aber immer wieder Einsätze dazu". Die Stadt Bruchsal muss nach eigenen Angaben den Wasserverbrauch stark reduzieren, um die allgemeine Wasserversorgung aufrechtzuerhalten. Bürgerinnen und Bürger in Heidelsheim und Helmsheim sollen deshalb bei den Aufräumarbeiten kein Trinkwasser verwenden und auch keine Eimer oder Wannen befüllen. Für den Haushalt könne weiterhin Wasser genutzt werden, heißt es.

Strom aus Sicherheitsgründen abgestellt

Die Stadt hat in einigen Straßen aus Sicherheitsgründen den Strom abgestellt. Das Telefon- und Handynetz im Raum Bruchsal ist derzeit stark beansprucht. Man habe viele Menschen aus kniffligen Situationen retten können, so Bernd Molitor von der Feuerwehr.

Neben Gondelsheim und Bruchsal ist auch Karlsdorf-Neuthard im Fokus von Feuerwehr und THW. Zum Schutz eines Wohngebietes seien Sandsäcke am Entlastungskanal der Saalbach verbaut worden, teilte der Kreisfeuerwehrverband des Landkreises Karlsruhe mit. In der Gemeinde Forst konnten die Einsatzkräfte einen Waldbrand verhindern, nachdem ein Kiosk am Heidesee in Brand geraten war.

So sah es am Morgen nach dem Unwetter in Gondelsheim aus:

Hochwasser stand in Straßen und Unterführungen

Das Wasser stand am Dienstagabend an mehreren Orten über einen halben Meter hoch auf den Straßen oder in Unterführungen, so ein Polizeisprecher. Betroffen waren vor allem Gondelsheim und Bruchsal. Die Anwohner von Gondelsheim stehen am Morgen noch unter den Eindrücken der Nacht.

Furchtbar ist es gewesen, weil es ging harmlos los. Und als ich dachte, es ist vorbei, da ging es erst richtig los, als dann die Wassermassen die Straße herunterkamen. Und dann hat es bei mir alles geflutet. Anwohner in Gondelsheim

Wassermassen ziehen von Gondelsheim weiter nach Bruchsal

Zuerst hatte das Unwetter die Gemeinde Gondelsheim im Kreis Karlsruhe getroffen. Wie ein Feuerwehrsprecher am Abend mitteilte, herrschte in Gondelsheim "absolutes Chaos". Ein Helfer wurde laut Feuerwehr beim Transport von Sandsäcken verletzt. Der Fluss Saalbach trat über die Ufer und spülte das Wasser durch die Straßen weiter in Richtung Bruchsal.

Heftige Unwetter im Raum Karlsruhe

Im dortigen Stadtteil Heidelsheim (Landkreis Karlsruhe) hatte sich die Hochwasserlage kurz nach Mitternacht verschärft. Über die Warn-App "Nina" wurde die Bevölkerung aufgefordert, Untergeschosse und Erdgeschosse in bestimmten Bereichen zu räumen und höhere Geschosse aufzusuchen. Auch im Stadtteil Helmsheim hat das Unwetter Schäden angerichtet.

Wir haben viele Menschen aus kniffligen Situation gerettet und sind froh, dass bislang niemand zu Schaden gekommen ist. Bernd Molitor, Feuerwehr Bruchsal

Eine ähnliche Entwicklung wurde auch für die Innenstadt in Bruchsal erwartet. Betroffen waren Bereiche um den Bahnhof und die Wiesenstraße. Bereits seit Dienstagabend warnte auch die Stadt Bruchsal auf ihrer Seite die Bevölkerung: "Achtung - Bleiben Sie daheim", hieß es dort.

SWR-Reporter Matthias Stauss zur Lage in der Nacht in Bruchsal:

Unwetter: Lage in Bruchsal und Heidelsheim

Bruchsaler OB Petzold-Schick: "100-jährliches Hochwasser"

Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (Grüne) zeigte sich in der Nacht besorgt über die aktuelle Hochwasserlage. "Insgesamt ist die Lage sehr dramatisch, weil wir jetzt eine Situation vorgefunden haben, auf die wir heute Abend noch am Anfang gar nicht eingestellt waren." In Minutenschnelle sei das Hochwasser angestiegen.

Kurz nach Mitternacht hat sich die Hochwasserlage im Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim verschärft.

Kurz nach Mitternacht hat sich die Hochwasserlage im Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim verschärft.

Wir hatten vorhin mit 1,90 Meter eine Marke, die man im Grunde genommen nahezu dem 100-jährlichen Hochwasser zurechnet. Cornelia Petzold-Schick, Oberbürgermeisterin in Bruchsal

Über 400 Notrufe sind laut Petzold-Schick eingegangen. Gebäude mussten evakuiert werden, weil die Wassermassen zu Stromproblemen und zum Teil zu Kurzschlüssen führten. Teilweise musste man Strom gezielt abschalten, wie im Stadtteil Heidelsheim. Zwei Helfer aus der Bevölkerung sollen wohl verletzt worden sein, wie schwer ist noch unklar.

In Bruchsal sind einige Straßen nach dem Unwetter am Dienstagabend überschwemmt.

In Bruchsal sind einige Straßen nach dem Unwetter am Dienstagabend überschwemmt.

Unwetter in Nordbaden: Ausmaß der Schäden noch unklar

Ein Krisenstab tagte in Bruchsal bis in den frühen Morgen. Alle Kräfte der Feuerwehren seien im Einsatz, vorrangig um Menschenleben zu retten und lebensbedrohliche Situationen zu beseitigen, teilte die Stadt mit. Auch Kräfte des Technischen Hilfswerks und der DLRG sowie die Straßenmeistereien waren im Einsatz. Selbst am Nachmittag sei das Ausmaß der Schäden kaum greifbar, so Andreas Glaser, Bürgermeister und Leiter des Krisenstabs Bruchsal.

Es sind große Schäden in den Privathäusern entstanden. Die Menschen helfen sich gegenseitig. Andreas Glaser, Bürgermeister und Leiter des Krisenstabs Bruchsal.
Starkregen und Hochwasser: Wie verhalte ich mich richtig?

Bei Hochwasser herrscht Lebensgefahr für die Betroffenen. Kinder und Menschen mit Behinderungen sollten daher aus dem Überschwemmungsbereich in Sicherheit gebracht werden, so das Hochwasserrisikomanagement Baden-Württemberg. Zudem sollten Menschen auf keinen Fall in Keller oder Tiefgaragen gehen. Auch durch überflutete Straßen sollte nicht gefahren werden. Denn dort könnten die Fahrzeuge aufschwimmen und die Insassen in Lebensgefahr geraten.

Bahnverkehr zwischen Bruchsal nach Bretten eingestellt

Bei Heidelsheim ist es durch das Unwetter zu einem kleineren Erdrutsch gekommen, so ein Bahnsprecher. Der Bahnverkehr zwischen Bruchsal und Bretten wurde vorerst eingestellt. Man hoffe, die Gleise im Laufe des Tages wieder freizubekommen. Schon in der Nacht wurde der Bahnhof Bruchsal wegen Überschwemmung gesperrt, mittlerweile wurde der Zugverkehr dort teilweise wieder aufgenommen. Laut der Deutschen Bahn kommt es aber weiterhin zu Einschränkungen.

Sendung am Mi., 14.8.2024 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg

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