Baden-Württemberg "Vertrauen zerstört": Freiburger Domsingknaben wollen vorerst nicht mehr auftreten
Keine Konzerte mehr: Nach der Kündigung des Domkapellmeisters verweigern die Freiburger Domsingknaben weitere Auftritte. Das Vertrauen sei zerstört und die Freude an der Musik genommen worden.
Die Freiburger Domsingknaben werden bis auf Weiteres nicht mehr auf der Bühne stehen. Das gaben Elternvertreterinnen am Mittwochabend bekannt. Zuvor war ein Vermittlungsgespräch mit dem Freiburger Domprobst und Weihbischof Peter Birkhofer ohne klares Ergebnis geblieben.
Domsingknaben-Eltern im Gespräch mit Bistumsleitung
Der Weihbischof im Erzbistum Freiburg nannte das Gespräch konstruktiv. Birkhofer betonte, dass die Kirche Kommunikationsfehler aufarbeiten müsse, falls solche vorliegen. Einen zeitlichen Rahmen dafür gab er nicht an. Als Weihbischof unterstützt Birkhofer Erzbischof Stephan Burger und übernimmt Leitungsaufgaben.
Elternvertreterinnen: "Safe space und Vertrauen zerstört"
Die Elternvertreterinnen konnten nach eigenen Worten zwar Gesprächsbereitschaft erkennen, gleichzeitig aber auch eine Distanz, die nur in einem langen Prozess überwunden werden könne. Mit der Kündigung des Domkapellmeisters Boris Böhmann sei der geschützte Raum der Domsingschule zerstört worden. Das Verhalten der Bistumsleitung habe den Kindern die Freude an der Musik genommen, heißt es weiter.
Das Vorgehen des Erzbistums in den letzten Wochen hat Vertrauen zerstört und unsere Kinder und Familien zutiefst belastet. Elternvertretung der Freiburger Domsingknaben in einer Mitteilung
Domsingknaben-Eltern fordern konsequente Aufarbeitung
Nach wochenlangem Streit verlangen die Elternvertreterinnen in ihrem Statement eine gründliche Aufarbeitung der Ereignisse. Ohne diese werde es keinen tragfähigen Neubeginn geben. Die Eltern der Domsingschule fordern die Bistumsleitung auf, Verantwortung zu übernehmen und sich intensiv sowie konstruktiv mit den Anliegen und Sorgen der Kinder und Jugendlichen auseinanderzusetzen. Das Gespräch mit dem Weihbischof am Mittwoch könne als erster Schritt in diese Richtung gelten.
Erzbischof Burger: Diskussion um Kündigung sei "belastend"
Beim Neujahrsempfang der Freiburger Erzdiözese am Dienstagabend hatte Erzbischof Stephan Burger die öffentliche Diskussion um die Kündigung von Domkapellmeister Boris Böhmann als belastend "für alle Beteiligten" bezeichnet. Das gelte auch für ihn ganz persönlich, sagte er. Dort, wo es kein umfängliches Faktenwissen gebe, seien für Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Das ändere nichts daran, dass es nach Jahren der Auseinandersetzung nötig geworden sei, Konsequenzen zu ziehen. Der Freiburger Weihbischof stellte auf Nachfrage klar, dass man diese Kündigung nicht zurücknehmen werde.
Domkapellmeister ohne Nennung von Gründen gekündigt
Das Erzbistum hatte Böhmann nach über 20 Jahren zu Ende Februar 2025 die Kündigung ausgesprochen. Gründe wurden laut Erzbistum aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht genannt. In einem Gottesdienst an Heiligabend im Freiburger Münster hatten Menschen für den Verbleib Böhmanns protestiert. Daraufhin war dieser mit sofortiger Wirkung freigestellt worden.
Sendung am Do., 16.1.2025 6:30 Uhr, SWR4 BW Studio Südbaden