Diabetes-Medikament gegen Heißhunger

Wie die Abnehmspritze einem Tübinger Patienten hilft

Stand

Ein Pieks pro Woche: Ursprünglich ist die Spritze für Diabetiker entwickelt worden. Ein Patient der Uniklinik Tübingen hat sie gegen Übergewicht verschrieben bekommen.

In der Uniklinik Tübingen bekommen Patienten eine Spritze gegen Übergewicht verschrieben. Ein Medikament, das eigentlich für Diabetiker entwickelt wurde, wird neuerdings auch Übergewichtigen verabreicht. Patient Frank Roth hat so in einem halben Jahr schon 16 Kilo abgenommen. Dafür piekst er sich einmal pro Woche mit einer vier Millimeter kleinen Nadel in den Bauch. Er spritzt sich ein Medikament, das ein körpereigenes Hormon nachahmt. Die Folge der Abnehmspritze: Das Hungergefühl verringert sich stark.

Patient: Dank Abnehmspritze keine Lust mehr auf Süßes

Frank Roth erzählt, seit er die Abnehmspritze nehme, könne er ohne Gelüste die Schokoladenabteilung im Supermarkt durchqueren. Er habe einfach keinen sonderlichen Appetit darauf. Bevor ihm Professor Andreas Birkenfeld von der Uniklinik Tübingen die Spritze verschrieb, hatte Roth es mit Diäten versucht. Aber nie mit dauerhaftem Erfolg.

Tübinger Arzt: Fettgewebe beeinflusst das Gehirn

Birkenfeld erklärt, dass sich durch die Adipositas, also das Übergewicht, Dinge im Gehirn verändern. Es signalisiere Nahrungsmangel, sobald man abgenommen habe. Deshalb sei die Abnehmspritze für Patienten wie Frank Roth besonders geeignet.

Patient Frank Roth auf einer Patient Frank Roth auf einer Liege beim Arzt. Professor Andreas Birkenfeld untersucht die Erfolge und möglichen Nebenwirkungen der Abnehmspritze.
Anfangs hatte Patient Frank Roth unter Nebenwirkungen zu leiden. Regelmäßige Arzttermine sind deshalb wichtig. Professor Andreas Birkenfeld von der Uniklinik Tübingen untersucht auch mögliche Nebenwirkungen der Abnehmspritze.

Anfangs hat Roth das Medikament nicht gut vertragen. Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sein. Der Arzt, den er regelmäßig gesehen hat, hat ihm dann ein anderes Präparat verschrieben. Seitdem geht es ihm viel besser mit der Spritze.

Sport und gesundes Essen müssen trotz Abnehmspritze sein

Das krank machende Fett im Bauchraum, das sogenannte Viszeralfett, zeigt sich bei den Untersuchungen zwar noch immer, aber er ist zuversichtlich, das auch noch abzubauen. Mit der Spritze alleine geht das nicht. Zusätzlich muss er Sport betreiben - und sich gesund ernähren.

Patient Frank Roth isst in einer Gaststätte Salat. Die Abnehmspritze ist kein Ersatz für gesunde Ernährung.
Gesund ernähren muss sich Frank Roth auch mit der Abnehmspritze. Aber wenn er im Restaurant nur einen Salat bestellt, hat er nicht das Gefühl, auf etwas zu verzichten.

Patient: Abnehmen ohne auf etwas zu verzichten

Roth ist vollauf zufrieden. Er hat abgenommen ohne das Gefühl, dafür auf etwas verzichten zu müssen. Alles sei jetzt besser, meint er. Die ganzen Klamotten passen perfekt, das ganze Umfeld gibt das Feedback: "Hey, top jetzt! Und vorher war man halt etwas dicker." Das Gewicht sei für ihn immer ein Riesenthema gewesen, so Roth. Dies sei nun anders. Er fühle sich viel wohler in seinem Körper.

Ein Tübinger Apotheker greift in eine Schublade, in der Packungen mit Abnehmspritzen lagern. Laut ihm sind die sehr gut nachgefragt, aber ausreichend lieferbar.
Die Nachfrage nach Abnehmspritzen ist hoch, sagt ein Tübinger Apotheker. Lieferengpässe gebe es aber keine mehr.

Die Wirkung hält nach derzeitigem Stand der Forschung aber nur so lange an, wie er die Spritze regelmäßig nimmt. Das kostet Frank Roth 300 Euro im Monat - auf unbegrenzte Zeit. Menschen, die nicht an Diabetes erkrankt sind, müssen die Spritze selbst bezahlen. Wie verträglich die Spritze ist, wenn man den Wirkstoff über längere Zeit nimmt, ist noch unklar. Studien dazu gibt es bislang noch nicht.

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