Ein Bagger steht nach einer Zerstörungsfahrt neben einem Autohaus in Tauberbischofsheim . Nach der zerstörerischen Baggerfahrt und tödlichen Polizeischüssen auf den Fahrer im Nordosten Baden-Württembergs laufen die Ermittlungen zu dem Geschehen.

Baden-Württemberg Zerstörerische Baggerfahrt: 38-Jähriger nahm seinen Tod in Kauf

Stand: 09.01.2025 15:37 Uhr

Der Mann, der an Silvester in einem gestohlenen Bagger von der Polizei erschossen wurde, hatte die Tat offenbar geplant. Ermittler gehen davon aus, dass er nicht überleben wollte.

Der Mann, der an Silvester mit einem gestohlenen Bagger in Grünsfeld und Tauberbischofsheim ( beide Main-Tauber-Kreis) eine Schneise der Verwüstung zog, hatte die Tat offenbar geplant. Die Ermittler gehen davon aus, dass er dabei nicht überleben wollte. Mehrfach habe die Polizei versucht den tonnenschweren Radbagger auf seiner knapp einstündigen Zerstörungsfahrt in Grünsfeld und Tauberbischofsheim zu stoppen - ohne Erfolg. Die Tat sei geplant gewesen.

Wir können ihn nicht mehr fragen, aber er hat den Tod billigend in Kauf genommen. Thorsten Zetsche, Pressesprecher Staatsanwaltschaft Mosbach

Drei Tage vor der Tat habe sich der 38-Jährige bei der Polizei in Thüringen selbst wegen Drogen- und Eigentumsdelikten angezeigt, wie Staatsanwaltschaft, Polizei und Landeskriminalamt in einer gemeinsamen Presseerklärung mitteilten. Zur Begründung gab er an, "reinen Tisch" machen zu wollen. Am Tag danach bevollmächtigte er mit einem Schriftstück seine Ehefrau zur Regelung seiner Angelegenheiten.

Trotz Schüssen weitergefahren


Der vierfache Familienvater war bei der Zerstörungsfahrt von der Polizei erschossen worden. Das Verhalten des Mannes spreche dafür, dass er den tödlichen Schusswaffengebrauch der Polizei billigend in Kauf genommen habe, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Er sei etwa weitergefahren, als die Polizei bereits mehrere Schüsse auf den Bagger abgegeben habe.

Mann wollte gezielt Ex-Chef schädigen

Der Mann soll private und berufliche Probleme gehabt haben. Am Silvestermorgen ließ er sich von Thüringen in den Main-Tauber-Kreis fahren. Nach derzeitigem Ermittlungsstand wollte er dort gezielt seinen ehemaligen Arbeitgeber schädigen, bei dem er von 2021 bis 2023 beschäftigt war und selbst gekündigt hatte. Danach kam es zu zivilrechtlichen und persönlichen Streitigkeiten der beiden. Unter anderem gab es auch eine gerichtliche Auseinandersetzung um ausstehende Lohnfortzahlungen. Außerdem soll es ein privates Zutrittsverbot für den Mann gegeben haben.

Mann erlitt zwei tödliche Schussverletzungen

Auf dem Gelände des Baudienstleisters in Grünsfeld stahl der Mann einen Bagger und zerstörte mehrere Baufahrzeuge, Lkw und Autos. Auf der knapp einstündigen Fahrt nach Tauberbischofsheim rammte er Polizeiautos und verletzte drei Beamte. An einem Autohaus, das dem Inhaber der Baufirma gehörte, randalierte er mit dem Bagger weiter und soll auch auf die Polizei zugesteuert sein, die auf ihn schoss. Die Obduktion ergab, dass der 38-Jährige zwei tödliche Schussverletzungen erlitten hat.

Motiv war zur Tatzeit unklar

Der Einsatz sei herausfordernd und hoch dynamisch gewesen, sagte der Heilbronner Polizeipräsident Frank Spitzmüller. "Schwerwiegende Entscheidungen waren in kürzester Zeit zu treffen und zwar ohne die uns jetzt ex post vorliegenden Erkenntnisse unter anderem zu den Hintergründen, zum Motiv und zum Vorgehen des 38-jährigen Mannes". Die Ermittlungen auch zum tödlichen Schusswaffengebrauch der Polizei dauern an. Man könne froh sein, dass "trotz der vom Betroffenen verursachten erheblichen Gefahrensituation nicht noch weitere Menschen zu Schaden gekommen sind", teilte Florina Kienle von der Staatsanwaltschaft Mosbach mit.

Sendung am Do., 9.1.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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