Ein Stück Holz und Holzbriketts liegen vor einem brennenden Ofen

Bayern Bayern liebt Holzheizungen – in manchen Regionen ganz besonders

Stand: 10.07.2024 15:20 Uhr

Holz verbrennen, damit es warm wird im Haus: Das lieben die Bayern offenbar. Laut den Ergebnissen des aktuellen Zensus wird im Freistaat so viel mit Holz geheizt wie in keinem anderen Bundesland. Für manche bayerischen Regionen gilt das besonders.

Von Lorenz Storch, Sophie Menner

Am meisten Holzheizungen gibt es in einer kleinen Gemeinde in der Oberpfalz: Guteneck im Landkreis Schwandorf. Hier werden nach den Zahlen des aktuellen Zensus 60,8 Prozent der Gebäude mit Holz oder Holzpellets beheizt.

Für ganz Bayern liegt der Wert immerhin noch bei 13 Prozent der Gebäude, in denen Holz der Hauptenergieträger zum Heizen ist. Das heißt: Kaminöfen, die zusätzlich zu einer existierenden Zentralheizung betrieben werden, zählen in dieser Statistik gar nicht mit.

Mit Holz heizen: Bayern liegt vorne

Damit liegt Bayern beim Anteil der Holzheizungen unter den Bundesländern ganz vorn. Mit einigem Abstand folgen weitere Bundesländer im Süden der Republik. In Norddeutschland dagegen haben Holzheizungen Seltenheitswert: Unter drei Prozent Anteil in den Flächenstaaten Niedersachsen und Schleswig-Holstein, in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen unter einem Prozent.

Das hat was mit dem Waldanteil der Bundesländer [externer Link] zu tun, aber nicht nur: In Bayern bedeckt Wald 35,3 Prozent der Landesfläche. Das ist im Ländervergleich zwar viel, aber Rheinland-Pfalz (40,7 Prozent), Hessen (40,0 Prozent) und Baden-Württemberg (37,9 Prozent) weisen einen noch höheren Waldanteil auf.

Auf dem Land wird mehr Holz verheizt

Auch innerhalb Bayerns gibt es starke Unterschiede. Am meisten Holz verheizt wird in der Oberpfalz und der Fränkischen Schweiz. Aber auch der Bayerische Wald, das Allgäu und Westmittelfranken verfügen über viele Holzheizungen. Am niedrigsten ist der Anteil des Heizungsträgers Holz dagegen in den Großstädten und ihrem Umland.

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Wo Waldbesitz ganz normal ist

Mit Holz heizt häufig, wer günstig drankommt oder es sogar selbst zur Verfügung hat. Mehr als die Hälfte des Waldes in Bayern ist Privatwald – verteilt auf rund 700.000 Waldbesitzer. Das zeigt sich auch in Guteneck, der Gemeinde mit dem bayernweit höchsten Holzheizungsanteil: Unter den etwas mehr als 800 Einwohnern gibt es nach Angaben der örtlichen Waldbauerngemeinschaft rund 150 Waldbesitzer.

"Fast jeder hat hier selber Wald", sagt Gutenecks Bürgermeister Hans Wilhelm (CSU): "Und wenn es vererbt wird, wird es oft aufgeteilt auf die Kinder, damit möglichst viele Wald zur Verfügung haben." Das Projekt einer Nahwärmeversorgung in Guteneck scheiterte vor einigen Jahren aus mangelndem Interesse: Die Bürger wollten lieber ihr eigenes Holz verschüren, so der Bürgermeister.

Holz nur mit Bedacht verschüren

Eigenes Holz - soweit es nicht zum Bauen geeignet ist - auch als Energieträger zu nutzen, ist aus Sicht von Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern durchaus sinnvoll: "Wer Waldbesitz hat - und das sind ja oft lange Familientraditionen - dem wird man nicht von heute auf morgen das Heizen mit dem eigenen Holz verwehren. Und in der Regel geschieht das ja auch sehr gewissenhaft." Ein bisschen kritischer sehe er den Boom in Richtung Heizen mit Holz im urbanen Raum – in Schwedenöfen.

Waldfläche nimmt in Bayern nicht mehr zu

Bayern hat noch Reserven an ungenutztem Holz – aber sie sind begrenzt. In den Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Holzmenge in Bayerns Wäldern deutlich erhöht. Vor allem in den 1990er Jahren ist einiges an Waldfläche dazu gekommen. Seit etwa zehn Jahren stagniert sie jedoch [externer Link] und hat zuletzt sogar ein wenig abgenommen.

Holz besser verbauen als verbrennen

Generell soll nach Ansicht der Energieagentur Nordbayern Holz – wann immer möglich – lieber als Baustoff statt als Brennstoff verwendet werden. So bleibt das Kohlendioxid darin länger gebunden. Und beim Heizen mit Holz kommt es darauf an, das Potenzial möglichst sinnvoll einzusetzen, so Ruckdeschel: "Wir können nicht mit dem Brustton der Überzeugung sagen, wir werden in Zukunft alle mit Biomasse heizen. Wir glauben schon, dass die größte Last in Zukunft tatsächlich auch über Wärmepumpen gelöst werden muss."

Holz nur dann verbrennen, wenn es wirklich kalt ist

Neue Fern- und Nahwärmenetze werden nach Einschätzung der Energieagentur immer weniger auf reiner Holzbasis laufen – weil der Brennstoff dafür knapp wird. Stattdessen könnten Großwärmepumpen zum Einsatz kommen – mit Hackschnitzeln nur als Zusatzbrennstoff für die Spitzenlast. So könne man aus der gleichen Menge Biomasse ein Vielfaches an Heiz-Potenzial herausholen.

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Quelle: BR24 im Radio 10.07.2024 - 06:00 Uhr