Bayern Mord an Gastwirt: Prozessbeginn nach 26 Jahren in Würzburg
Am Landgericht in Würzburg hat der Prozess gegen zwei Männer begonnen, die vor 26 Jahren den Wirt eines deutsch-türkischen Lokals getötet haben sollen. Beide Männer äußerten sich nicht zur Tat. Dafür hat einer der Verteidiger das Wort ergriffen.
Im Prozess um einen erschossenen Gastwirt rechnet die Verteidigung mit einem Freispruch. Die beiden angeklagten Männer wollten sich heute Morgen zum Prozessauftakt am Landgericht Würzburg nicht zu den Vorwürfen äußern. Einer der Verteidiger verlas jedoch eine Erklärung. Darin zweifelte er die Glaubwürdigkeit einer wichtigen Zeugin an, die im Prozess aussagen soll.
Bei der "Hauptbelastungszeugin", wie sie der Verteidiger nannte, handelt es sich demnach um die Tochter eines der Angeklagten. Der Rechtsanwalt vermutet: Die Zeugin sei wegen einer Erbstreitigkeit verärgert gewesen – und habe deshalb falsch ausgesagt.
"Cold Case" in Würzburg vor Gericht
Das Landgericht will seit heute einen Kriminalfall lösen, der in Unterfranken beinahe in Vergessenheit geraten war. Im Januar 1999 feuerte ein maskierter Mann mehrfach mit einer Pistole auf den Wirt eines deutsch-türkischen Lokals. Der Täter flüchtete unerkannt. Das Opfer, ein 55-jähriger, türkischstämmiger Mann, starb.
Neue Zeugenaussage bringt Fall ins Rollen
Vor rund einem Jahr brachte eine Zeugenaussage die Ermittlungen erneut ins Rollen. Die Polizei durchsuchte mehrere Gebäude und Grundstücke im Raum Würzburg. Bei den Angeklagten handelt es sich um Vater und Sohn, auch sie stammen aus der Türkei. Der heute 49-jährige Sohn soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft geschossen haben. Sein 67 Jahre alter Vater habe die Tötung beauftragt – so der Vorwurf.
Mehr als 40 Verhandlungstage angesetzt
Die möglichen Hintergründe für die Tat wirken verworren. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Angeklagten die Tat verübten, um einer Geldforderung Nachdruck zu verleihen. Laut Staatsanwaltschaft hatte das Opfer Jahre zuvor ein privates Darlehen vermittelt. Dieses soll der angeklagte 67-Jährigen an einen Freund des Opfers vergeben haben. Allerdings: Laut Anklage hörte der Schuldner damit auf, die Forderungen in fünfstelliger Höhe zu begleichen. Das Opfer wiederum soll bei dem Geschäft als eine Art "Bürge" fungiert haben. Deshalb sei es auch mit dem Wirt zum Streit gekommen. Nach dessen Tötung soll der Schuldner über Jahre hinweg gezahlt haben.
Fest steht: Die Aufklärung der Tat wird für das Gericht fordernd. Einzelne Zeugen sind bereits verstorben. Zu Prozessauftakt zeigte sich außerdem: Ersten Zeugen fiel es schwer, nach so vielen Jahren zu unterscheiden, was sie selbst erlebt haben oder was ihnen erzählt wurde. Für den Mordprozess sind mehr als 40 Verhandlungstage angesetzt.
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Quelle: Regionalnachrichten aus Mainfranken 13.01.2025 - 11:30 Uhr