Archivbild: US-President Joe Bidenm am 20.12.2023 in Milwaukee, Wisconsin (Quelle: dpa/newscom)

Berlin Besuch des US-Präsidenten: Verkehrseinschränkungen ab dem Nachmittag, Biden weniger als 24 Stunden in der Stadt

Stand: 17.10.2024 15:00 Uhr

Der US-amerikanische Präsident Joe Biden wird am späten Donnerstagabend in Berlin ankommen, am Freitag reist er wieder ab. In der Innenstadt sind Sperrungen und teils erhebliche Verkehrseinschränkungen ab dem Nachmittag zu erwarten.

  • US-Präsident Joe Biden wird am Donnerstag und Freitag Berlin besuchen
  • es ist mit erheblichen Sperrungen und Verkehrseinschränkungen zu rechnen - vor allem in Berlin-Mitte
  • der ÖPNV wird rund um die betroffenen Bereiche eingeschränkt fahren
  • auch Vierer-Treffen mit Scholz, Macron und Starmer geplant

US-Präsident Joe Biden kommt nach Berlin. Es ist der erste bilaterale Besuch eines US-Präsidenten in Deutschland seit Barack Obamas Visite vor acht Jahren. Biden hatte zwar 2022 am G7-Gipfel in Elmau (Bayern) teilgenommen, in seiner Amtszeit aber keinen gesonderten Trip nach Deutschland eingeplant. Der 81-Jährige wird am Donnerstagabend gegen 22 Uhr am Flughafen BER erwartet. Am Freitag wird Biden am späten Nachmittag wieder abreisen.
 
Währenddessen kann es nach Angaben der Verkehrsinformationszentrale (VIZ) zu "massiven Verkehrseinschränkungen" in Berlin kommen. Besonders während der An- und Abreise von Biden sei mit Sperrungen und Staus zu rechnen - vor allem in Berlin-Mitte.

Ab Donnerstagabend werden den Angaben zufolge Teile des Zentrums und ab Freitag dann auch Teile des Regierungsviertels abgesperrt. Besonders betroffen von den Sicherheitsvorkehrungen ist der Bereich rund um den Potsdamer Platz, wo Biden nach seiner Ankunft im Hotel Ritz-Carlton wohnt. Dort stehen seit Mittwoch bereits Absperrgitter.
 
Abgesperrt wurden auch schon Gebiete in der Umgebungen von Schloss Bellevue und des Kanzleramts. Anwohner können die abgesperrten Bereiche nur mit einem Personalausweis betreten. Öffentliche Versammlungen und Aufzüge sind in diesen Bereichen verboten, ebenso das Abstellen von Fahrzeugen, Fahrrädern und motorisierten Zweirädern. Das gilt laut Polizei auch für mobile Behältnisse wie Kleidercontainer oder Mülltonnen.

Gleichzeitig Beginn der Herbstferien

Verkehrsteilnehmer sollten die genannten Bereiche meiden und möglichst weiträumig umfahren, hieß es von der Verkehrsinformationszentrale weiter. Am Freitag kommt auch noch der Beginn der Herbstferien an den Schulen hinzu. Autofahrerinnen und -fahrer müssen daher deutlich mehr Zeit einplanen. Auch bei einem Reisebeginn am späten Freitagabend und am Samstagmorgen könne es noch zu Störungen kommen, teilte die VIZ weiter mit.

Mehrere S-Bahn-Linien entfallen oder fahren mit Einschränkungen

Fahrgäste von S-Bahnen und Regionalzügen sollten ab Donnerstagnachmittag und auch am Freitag mit Ausfällen und Verspätungen rechnen. Auch der Fernverkehr ist dann zeitweise betroffen. Bei den U-Bahnen dürfte es kaum Einschränkungen geben.
 
Die S-Bahn kündigte Ausfälle schon ab Donnerstagnachmittag an. Der Verkehr auf einigen Strecken wird ausgedünnt, manche Züge müssen voraussichtlich zu bestimmten Zeiten in der Innenstadt langsamer fahren, das hängt von den Anweisungen der Polizei ab. Das betrifft auch die Ringbahn.

Laut S-Bahn gelten ab Donnerstag bis zur Abreise von Biden folgende Einschränkungen:

 

  • Die Verstärkerzüge der S1 zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz entfallen.
  • Die S26 entfällt ab 16 Uhr.
  • Die S3 fährt ab 16 Uhr zwischen Ostbahnhof und Spandau nur im 20-Minutentakt. Die Verstärkerzüge zwischen Karlshorst und Ostbahnhof entfallen.
  • Die Ringbahn S41/S42 fährt ab 16 Uhr im 10-Minutentakt.
  • Die S45 entfällt ab 16 Uhr.
  • Die S5 fährt nur zwischen Strausberg Nord/Hoppegarten und Warschauer Straße im 10-Minutentakt. Ab 16 Uhr fährt sie nicht zwischen Mahlsdorf und Ostbahnhof/Warschauer Straße.
  • Die S75 fährt ab 16 Uhr nur zwischen Wartenberg und Lichtenberg im 10-Minutentakt.

Zusätzlich zu den geplanten Einschränkungen könnten auf behördliche Anordnung kurzfristig noch weitere dazukommen, sagte ein Sprecher dem rbb.

Auch Regional- und Fernzüge betroffen

Auch bei den Regional- und Fernverkehrszügen gibt es Änderungen. Sie fahren auf der Berliner Stadtbahn am Donnerstagabend von 20 Uhr bis 24 Uhr nicht, wie die Bahn mitteilte.

Das Unternehmen kündigte aufgrund des Besuchs von Biden folgende Ausfälle an:
 

  • Die Züge der Linie RE2 entfallen ab 20 Uhr zwischen Königs Wusterhausen und Berlin-Charlottenburg - einzelne RE2-Züge entfallen zwischen Nauen und Königs Wusterhausen.
  • Die Züge der Linie RE6 entfallen ab 20 Uhr zwischen Hennigsdorf und Berlin-Charlottenburg.
  • Die Züge der Linie RE7 entfallen ab 20 Uhr zwischen Königs Wusterhausen und Berlin-Wannsee - einzelne REZ-Züge entfallen zwischen Lübbenau und Berlin-Wannsee.

Auch der Fernverkehr der Deutschen Bahn ist betroffen. Es kommt nach Angaben des Unternehmens innerhalb Berlins zu Umleitungen mit Haltausfällen. Dadurch seien alle Fernzüge mit 20 Minuten Verspätung unterwegs. Betroffen seien ab Donnerstagabend um 20 Uhr folgende Verbindungen:
 

  • ICE-Züge auf dem Abschnitt von Berlin Ostbahnhof über Berlin Hauptbahnhof nach Berlin Spandau werden innerhalb von Berlin umgeleitet. Die Halte am Hauptbahnhof und in Spandau entfallen.
  • IC-Züge nach Amsterdam werden innerhalb von Berlin umgeleitet. Die Halte Berlin Spandau, Berlin Hauptbahnhof und Berlin Ostbahnhof entfallen. Die Züge enden und starten in Berlin Lichtenberg.
  • EC-Züge nach Prag und Warschau enden und starten in Berlin Lichtenberg. Die Halte Berlin Hauptbahnhof und Berlin Ostbahnhof entfallen.

Die Einschränkungen im Regional- und Fernverkehr gelten bis Mitternacht. Für Freitag seien zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Einschränkungen verabredet worden, sagte ein DB-Sprecher dem rbb. Es könne wieder zu kurzfristigen Streckensperrungen und Zugausfällen im Berliner Innenstadtbereich kommen, teilte die Bahn dazu mit. Darüber hinaus sei - insbesondere in den späten Nachmittagsstunden - mit Einschränkungen bei der Abreise des Präsidenten zu rechnen. Weil die Zugstrecken am Schloss Bellevue entlang verlaufen, wo Biden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen wird, seien aber weitere Ausfälle denkbar, konkretisierte der Sprecher.

Treffen mit Scholz, Macron und Starmer

Ursprünglich hatte Biden bereits in der vergangenen Woche für mehrere Tage nach Deutschland kommen wollen. Wegen des Hurrikans "Milton", der sich in jenen Tagen auf den US-Bundesstaat Florida zu bewegte, sagte das Weiße Haus die Visite jedoch ab. Ursprünglich war die Visite noch als Staatsbesuch geplant gewesen, der erste eines US-Präsidenten seit Ronald Reagan im Jahr 1985. Nun wird sie deutlich verkürzt nachgeholt und gilt auch nur noch als offizieller Arbeitsbesuch - Biden wird weniger als 24 Stunden in der Stadt sein.

 
Dabei wird es am Freitagnachmittag auch zu einem Vierer-Treffen mit Kanzler Olaf Scholz (SPD), dem britischen Premierminister Keir Starmer und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron kommen. Das bestätigte ein Regierungssprecher am Donnerstag in Berlin. Ein solches Treffen war bereits in der Vorwoche geplant gewesen. Es werden die Staats- und Regierungschefs der vier mächtigsten Nato-Partner und die wichtigsten Verbündeten der Ukraine zusammensitzen. Dabei dürfte es vor allem um den "Siegesplan" des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gehen und um die Lage im Nahen Osten.
 
Am Freitag wird Biden aber zunächst mit Bundespräsident Steinmeier zusammentreffen, von dem er die sogenannte Sonderstufe des Großkreuzes des Bundesverdienstordens überreicht bekommt, die höchste deutsche Auszeichnung. Mit der Ehrung sollen laut dem Bundespräsidialamt die Verdienste Bidens "um die deutsch-amerikanische Freundschaft und das transatlantische Bündnis" gewürdigt werden. Der 81-Jährige ist erst der zweite US-Präsident, dem diese Auszeichnung zuteil wird: 1993 hatte George Bush die Auszeichnung für seine Verdienste um die Deutsche Einheit erhalten.

Scharfschützen, Wasserschutzpolizei und Hundestaffel im Einsatz

Für Donnerstagabend ist eine Versammlung am Platz des 18. März angemeldet worden. Von 18 bis 20 Uhr wird dort gegen die Stationierung von Mittelstreckenwaffen in Deutschland und gegen die US-Kriegspolitik protestiert. Am Freitag ist unter dem Motto "Joe Biden is not welcome!" ab 17 Uhr ein Protestzug vom Alexanderplatz aus bis zum Brandenburger Tor geplant. 500 Teilnehmende wurden dafür angemeldet.

Biden gehört zu den Politikern, die weltweit die höchste Sicherheitsstufe haben. Es seien daher umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen nötig, wie die Berliner Polizei am Mittwoch mitteilte. Sie erhält Unterstützung von der Bundespolizei und aus anderen Bundesländern. Zum üblichen Programm bei derartigen Besuchen im Regierungsviertel gehören Scharfschützen der Polizei auf Gebäuden, Boote der Wasserschutzpolizei auf der Spree, Hundestaffeln zur Sprengstoffsuche, ein gesperrter Luftraum gegen Angriffe von oben sowie moderne technische Geräte, die den Flug und die Steuerung von Drohnen stören. Auch Gullydeckel wurden wieder versiegelt.

Sendung: Fritz vom rbb, 16.10.2024, 16:30 Uhr