Protest gegen Gaskonferenz Farbattacke von Klimaaktivisten auf Hotel Adlon
Im Berliner Hotel Adlon findet eine Wirtschaftskonferenz zum Thema Flüssiggas statt. Klimaaktivisten protestieren dagegen und attackieren das Gebäude mit Farbe. Ein Blockadeversuch bleibt erfolglos.
Mit einer Farbattacke, Demonstrationen und versuchten Sitzblockaden haben Klimaschützer ihren Protest gegen eine Wirtschaftskonferenz zum Thema Flüssiggas in Berlin fortgesetzt. Mehrfach griffen Polizisten am Dienstagvormittag vor dem Hotel Adlon am Brandenburger Tor ein und zogen, drängten und trugen Demonstrantinnen und Demonstranten fort.
Rund 200 vorübergehende Festnahmen habe es bislang gegeben, bei gerade einmal 250 teilnehmenden Aktivisten, wie ein Polizeisprecher dem rbb am Nachmittag sagte. Von den Personen seien die Personalien festgestellt worden, anschließend entließ man sie wieder. Die Polizei stellte nach eigenen Angaben 152 Strafanzeigen wegen Landfriedensbruchs, 36 wegen Nötigung und vier wegen Sachbeschädigung.
Die Gewalt sei vor allem von Aktivisten der Gruppe "Ende Gelände" ausgegangen, die auf der Vorderseite des Adlons protestierten, hatte die Polizei bereits am Mittag mitgeteilt. Sie seien am Morgen aus dem Tiergarten auf das Hotel zugestürmt und hätten mehrere Beamte verletzt. Die Polizei nahm ihre Personalien auf und erteilte Platzverweise. Ermittelt werde unter anderem wegen Landfriedensbruchs. Die Aktivisten der "Letzten Generation" auf der Rückseite des Gebäudes hätten dagegen friedlich demonstriert.
Farbattacke auf Seiteneingang
Mehrere Demonstranten schütteten grüne Farbe gegen einen Seiteneingang des Hotels nahe dem Brandenburger Tor. Die Farbe landete großflächig an der Glastür und auf dem Gehweg. Mindestens vier junge Menschen setzten sich vor den Hoteleingang.
In dem Hotel findet die mehrtägige Konferenz "World LNG Summit" statt. Die Gruppe "Letzte Generation" schrieb auf X: "Gaslobby stoppen - sauberes Gas ist eine dreckige Lüge! Grüne Farbe verschüttet, um das Greenwashing des World LNG Summits symbolisch zu kritisieren."
Demonstrantin an Felge geklebt ins Krankenhaus gebracht
Die Klimaschützer zogen zunächst am frühen Dienstagmorgen mit einer Demonstration durch Berlin-Mitte. Auf einem Transparent war der Spruch "Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge" zu lesen. Am Ende der Demonstration mit etwa 200 Menschen seien zahlreiche Teilnehmer gewalttätig geworden und hätten Polizisten an den Absperrungen am Hotel Adlon angegriffen, sagte Polizeisprecher Nath. "Sie haben sogar eine Fahrradstreife der Polizei angegriffen."
Einige Aktivisten hätten sich am Hotel auf dem Boden und an Felgen eines Fahrzeugs festgeklebt, so die Polizei. Polizisten hätten sie zum Teil abgelöst. Zwei Demonstranten seien wegen Unterkühlung in ein Krankenhaus gebracht worden. Eine Demonstrantin klebte so fest an der Felge eines Pritschenwagens, dass sie samt dem abmontierten Rad von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde. Der Pritschenwagen wurde von der Polizei abtransportiert.
Die "Letzte Generation" postete ein Video im Internet und kritisierte, einige Menschen seien verletzt worden. Zahlreiche andere Demonstranten knieten in weißen Overalls gegenüber dem Hotel auf dem Boden.
Eine Demonstrantin, die sich an einem Reifen festgeklebt hat, wird von Rettungskräften weggebracht.
Route von Demozug am Nachmittag verändert
Bereits am Montag war es zu Protesten gegen die "World LNG Summit" gekommen, die im Adlon noch bis Donnerstag stattfindet. Weitere unterschiedliche Proteste, Blockaden und eine Demonstration für Dienstag sind von einem Bündnis von Umweltinitiativen angekündigt. Beteiligt sind neben Greenpeace etwa Amnesty International und Fridays for Future.
Eine Demonstration am Dienstagnachmittag, zu der mehrere Organisationen aufgerufen hatten, wurde spontan verlegt. Die ursprüngliche Route sollte vom Pariser Platz eine Runde durch Mitte und zurück zum Pariser Platz führen. Stattdessen führte sie vom S-Bahnhof Friedrichstraße zur Straße Unter den Linden, allerdings nicht mehr in die Nähe des Adlons. Es versammelten sich rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Laut Polizei verlief diese Demonstration friedlich.
Der "World LNG Summit" ist eine internationale Konferenz, auf der sich führende Akteure der Gas-Branche und auch Politiker treffen. Mehr als 40 Umweltverbände und Klimaschutz-Gruppen kritisieren das Treffen. Ihrer Ansicht nach ist fossiles Gas genauso umweltschädlich wie Öl oder Kohle. "Multinationale Konzerne nutzen bei diesem Gasgipfel gezielte Desinformation und Lobbyismus, um fossiles Gas als sogenannte 'Brückentechnologie' zu erneuerbaren Energien zu etablieren", hieß es von den Umweltgruppen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 10.12.2024, 19:30 Uhr