Festival im Mai - Letzte Inszenierung von René Pollesch zum Theatertreffen eingeladen

Mi 22.01.25 | 15:25 Uhr
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin "ja nichts ist ok" von Pollesch/Hinrichs Uraufführung: 11.2.2024. (Quelle: Thomas Aurin)
Video: rbb24 | 22.01.2025 | Victor Marquardt | Bild: Thomas Aurin

Die Jury hat entschieden: Unter den zehn zum Berliner Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen ist auch die letzte des verstorbenen Voksbühnen-Intendanten René Pollesch. Auch eine Co-Produktion des Hauses ist dabei - und ein Stück vom Gorki.

VR-Brillen für das Publikum, eine Opernperformance mit einer halb nackten Nonne und ein Stück des verstorbenen Volksbühnen-Intendanten René Pollesch: Die Jury des Berliner Theatertreffens hat am Mittwoch die zehn Inszenierungen vorgestellt, die sie für das Festival ausgewählt hat. Sie werden im Mai während des Gipfeltreffens der deutschsprachigen Bühnen in Berlin gezeigt.

Aus Berlin wurde das gemeinsame Stück "ja nichts ist ok" von Pollesch, der kurz nach der Premiere der Inszenierung im Februar 2024 starb, und Fabian Hinrichs eingeladen. Der Abend bleibe immer verbunden mit einem Abschied und einem Vermächtnis, hieß es. Aber das Stück bilde "auch abseits der bitteren Umstände einen Höhepunkt im langen gemeinsamen Schaffen", begründet die Jury die Auswahl.

Auch ein Stück vom Maxim-Gorki-Theater ist dabei: "Unser Deutschlandmärchen" nach dem Roman von Dinçer Güçyeter unter der Regie von Hakan Savaş Mican. Die Jury nannte die Romanadaption "ein so feinfühliges wie würdevolles Mutter-Sohn-Porträt für zwei herausragende Schauspieler:innen".

Opernperformance endet beim Arzt

Die blutige Opernperformance "Sancta" der österreichischen Choreographin Florentina Holzinger ist ebenfalls eingeladen. Sie feierte in Schwerin Premiere und wurde auch an der Volksbühne gezeigt, die den Abend coproduziert hat. Holzinger ist bereits zum dritten Mal beim Theatertreffen dabei und für ihre spektakulären Inszenierungen mit meist nackten Darstellerinnen bekannt.

In "Sancta" bringt sie mit aufreizender Deutlichkeit lesbische Liebesszenen auf die Bühne, zieht christliche Rituale ins Lächerliche und prangert die sexuelle Unterdrückung der Frau an. An der Staatsoper in Stuttgart hatten Besucher bei den ersten beiden "Sancta"-Abenden über Übelkeit geklagt. Es gab auch Berichte über Arzteinsätze.

Festivalleiterin Nora Hertlein-Hull spricht am 22.01.2025 bei der Bekanntgabe der Jury-Auswahl zum Theatertreffen 2025 im Haus der Berliner Festspiele. (Quelle: Picture Alliance/Jens Kalaene)
Nora Hertlein-Hull ist seit rund einem Jahr Leiterin des Theatertreffens der Berliner Festspiele. | Bild: Picture Alliance/Jens Kalaene

Düstere Auswahl

Daneben sind zwei Inszenierungen des Deutschen Schauspielhauses Hamburg zum Theatertreffen eingeladen: "Bernarda Albas Haus" und "Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh".

Bei dem Wiener Stück "(EOL). End of Life" bekommen Zuschauer VR-Brillen aufgesetzt und sehen in einer virtuellen Realität künstlich erzeugte Bilder von Datenmengen.

"Thematisch bewegen wir uns durchaus in düsteren Gefilden", sagte die Leiterin des Theatertreffens, Nora Hertlein-Hull. "Die Gesellschaftsentwürfe, die wir größtenteils in der Auswahl sehen, zeugen von einem zumindest melancholischen, vielleicht sogar pessimistischen Blick auf die Gegenwart."

Top Ten im deutschsprachigen Raum

Für die Zehner-Auswahl hatten Kritiker in der Jury von Mitte Januar 2024 bis Mitte Januar 2025 738 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet. Dann wählten sie die ihrer Meinung nach zehn bemerkenswertesten Inszenierungen aus, die bei der nächsten Ausgabe vom 2. bis zum 18. Mai gezeigt werden.

Die Zehner-Auswahl im Überblick:

  • "Unser Deutschlandmärchen": Regie von Hakan Savaş Mican nach dem Roman von Dinçer Güçyeter, Maxim Gorki Theater Berlin
  • "[EOL]. End of Life": Performative Installation in Virtual Reality von DARUM, Regie und Story: Victoria Halper & Kai Krösche (DARUM), brut Wien.
  • "Double Serpent": Regie von Ersan Mondtag von Sam Max Deutsch von Wilke Weermann, Hessisches Staatstheater Wiesbaden.
  • "Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh": Regie von Anita Vulesica, nach einem Werk von Georges Perec und Johann Wolfgang von Goethe, aus dem Französischen von Eugen Helmlé, Deutsches Schauspielhaus Hamburg.
  • "ja nichts ist okay": Regie von René Pollesch und Fabian Hinrichs, Text von René Pollesch, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin.
  • "Blutbuch": Regie von Jan Friedrichs, nach einem Roman von Kim de l'Horizon in einer Fassung von Jan Friedrich, Theater Magdeburg.
  • "Die Gewehre der Frau Carrar / Würgendes Blei": Regie von Luise Voigt, nach einem Werk von Bertolt Brecht / eine Fortschreibung von Björn SC Deigner (Auftragswerk), Residenztheater (Bayerisches Staatsschauspiel).
  • "Bernada Albas Haus": Regie von Katie Mitchell, nach einem Werk von Alice Birch nach Federico García Lorca übersetzt von Ulrike Syha, Deutsches Schauspielhaus Hamburg.
  • "SANCTA": Regie von Florentina Holzinger, Opernperformance von Florentina Holzinger mit Paul Hindemiths Oper "Sancta Susanna", geistlichen Werken und Neukompositionen von Johanna Doderer, Born in Flamez, Stefan Schneider u. a., Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin.
  • "Kontakthof - Echoes of '78": Konzeption und Inszenierung: Meryl Tankard, eine neue Begegnung mit "Kontakthof": Ein Stück von Pina Bausch (1978), eine Produktion von Sadler's Wells, Pina Bausch, Opernhaus Wuppertal.

Sendung: rbb24, 22.01.2025, 16:00 Uhr

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