Symbolbild:In einem Impfbuch ist "Diphterie" zu lesen, eine Spritze liegt darauf.(Quelle:picture alliance/Bildagentur-online/Schoening)

Berlin Mit Diphtherie infizierter Junge wird in Berliner Klinik beatmet - zweite Person negativ getestet

Stand: 16.10.2024 15:40 Uhr

Die Diphtherie war einst als "Würgeengel der Kinder" bekannt. Eine Zeit lang galt die potenziell tödliche Infektionskrankheit als fast verschwunden. Nun hat sich ein ungeimpfter Schüler angesteckt. Er wird invasiv beatmet. Auch ein zweiter Fall wurde gemeldet.

  • Zwei Personen aus dem Havelland an Diphtherie erkrankt
  • Berliner Schulklasse des schwer betroffenen 10-Jährigen wurde vorsorglich vom Unterricht befreit
  • Diphtherie ist hochansteckend
  • Krankheit galt in Deutschland 20 Jahre als fast ausgerottet

Ein zehn Jahre alter Junge aus dem Havelland, der in Berlin zur Schule geht, ist an der Infektionskrankheit Diphtherie erkrankt. Das bestätigte der brandenburgische Landkreis.
 
Den Angaben zufolge gibt es mittlerweile auch eine zweite Infektion. Es handele sich um jemanden aus dem Umfeld des ersten Falls. Wie der Landkreis dem rbb bestätigt hat, weisen Abstriche bei der Kontaktperson aber auf einen Fall mit einem milden Verlauf hin. Die Person sei den Angaben zufolge bereits wieder negativ getestet worden. Weitere Angaben zu dem Fall machte der Landkreis mit Verweis auf die Persönlichkeitsrechte nicht. Im Gegensatz zu dem Zehnjährigen soll der oder die zweite Betroffene gegen Diphtherie geimpft sein.

Symbolbild: Gestellte Szene von einer Impfung eines Kindes am 06.11.2022. (Quelle: picture alliance/dpa-tmn/Benjamin Nolte)
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Aus Brandenburger in Berliner Klinik verlegt

Das ungeimpfte Kind war zunächst wegen einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in einem Krankenhaus in Brandenburg behandelt worden, wie der Landkreis Havelland mitteilte. Das Krankenhaus habe am 27. September einen Verdacht auf respiratorische Diphtherie bei einem ungeimpften Kind gemeldet. Der Verdacht habe sich durch Laboruntersuchungen bestätigt.
 
Aufgrund des Gesundheitszustandes wurde das Kind in eine Berliner Klinik verlegt, wie der Landkreis weiter erklärte. Dort werde es invasiv beatmet. Der "Bild"-Zeitung zufolge wird das Kind an der Charité behandelt. Die Charité verwies auf Anfrage auf die ärztliche Schweigepflicht.

Mitschüler haben unterrichtsfrei

Der erkrankte Zehnjährige besucht die Waldorfschule Havelhöhe in Berlin-Kladow. Nach Angaben des Schulleiters, Merten Bangemann-Johnson, hat es vor Ort keine weiteren Fälle der meldepflichtigen Krankheit gegeben.
 
Die anderen Kinder seiner Klasse seien vorsorglich für mehrere Tage vom Unterricht befreit worden, sagte der Schulleiter weiter. Die Eltern seien gebeten worden, die Kinder untersuchen zu lassen. Das Gesundheitsamt bestätigte nach Angaben der Schulleitung schon vergangene Woche, dass keine Infektionsgefahr mehr bestehe. Das liege auch daran, dass ein Großteil der Schüler geimpft sei, so Bangemann-Johnson.
 
Nach seinen Angaben erkrankte das betroffene Kind in der letzten Septemberwoche und sei direkt aus der Klasse genommen worden. Über den aktuellen Gesundheitszustand konnte er keine Auskunft geben.

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"Würgeengel der Kinder"

Bei der Krankheit bilden sich weiß-graue Beläge im Hals und Rachen, die in jedem zehnten Fall trotz Behandlung tödlich endet. Diphtherie ist hochansteckend und deswegen meldepflichtig. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder einzelne Fälle. So traten in Berlin und Brandenburg in diesem Jahr jeweils zwei Fälle auf. Im Jahr 2023 waren es in Berlin ebenfalls zwei und in Brandenburg elf Fälle.
 
Einst war die Diphtherie als "Würgeengel der Kinder" bekannt. 1892 erlagen der Infektion in Deutschland mehr als 50.000 meist junge Menschen. 1913 wurde die Impfung eingeführt, wodurch die Zahl der Infektionen deutlich sank. 20 Jahre lang galt die Krankheit in Deutschland sogar fast als ausgerottet.
 
Eine Impfung gegen Diphtherie gehört zu den von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge und Kinder und wird auch als Auffrischungsimpfung für Erwachsene alle zehn Jahre empfohlen.
 
Die Impfung bietet laut Robert Koch-Institut (RKI) einen zuverlässigen Schutz gegen die Symptome der Diphtherie [rki.de], nicht aber vor der Infektion mit dem Erreger. Somit können Personen trotz Impfung und bestehender Immunität Träger und Überträger sein.

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Gesundheitsministerium auf einen besseren Impfschutz. "Nur durch gute Impfquoten lässt sich verhindern, dass sich die Diphtherie verbreitet", erklärte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage. Es sei auch für Erwachsene wichtig, auf einen Impfschutz zu achten. "Wir rufen deshalb dazu auf, die von der Ständigen Impfkommission (...) empfohlenen Schutzimpfungen in Anspruch zu nehmen."

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.10.2024, 19:30 Uhr
 
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