Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) - Schild mit "Naturschutz-Eule" wird 75 Jahre alt

Di 18.02.25 | 14:32 Uhr
  5
Eine Naturschutzschild ist am 27.04.2021 an einem Baum in einem Naturschutzgebiet am Kleinsee bei Tauer in Brandenburg angebracht. (Quelle: Picture Alliance/Andreas Franke)
Audio: Antenne Brandenburg | 18.02.2025 | Philipp Gerstner | Bild: Picture Alliance/Andreas Franke

Nach dem Zweiten Weltkrieg fing ein Ehepaar aus dem Oderland damit an, sich für den Schutz von Tieren und Umwelt zu engagieren. Noch heute ist das gelbe Schild mit der Eule in Wäldern, Mooren oder an Wiesen zu finden. Das soll nun gewürdigt werden.

Eine schwarze Waldohreule auf gelben Hintergrund kennzeichnet schützenswerte Bäume, Biotope oder Landschaften. In diesem Jahr wird das Schild mit der sogenannten Naturschutz-Eule 75 Jahre alt. Erfunden wurde es in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) und soll sich jetzt noch weiterverbreiten.

Ehepaar wollte mit Symbol die Umwelt schützen

Im dortigen Haus der Naturpflege ist das Symbol nahezu überall zu finden. Mal prangt die Eule auf Stein, selbstgemalte Exemplare auf Holz oder als das typische, gelbe Schild im Inneren und Äußeren der Einrichtung.

Das Kennzeichen geht auf das Ehepaar Kurt und Erna Kretschmann zurück. 1950 entwickelten sie zusammen mit Freunden und Mitstreitern die Idee zum Schutz der Natur. Damit sollte der Naturschutz sichtbar gemacht und einheitlich markiert werden. Dazu, warum ausgerechnet eine Eule ausgewählt wurde, sagte Kurt Kretschmann einmal: "Gerade weil die Eulen so verleumdet waren, wollte ich den Vogel zum Naturschutzsymbol machen und den Menschen damit zeigen, dass gerade dieser Vogel auch wichtig für uns ist." Denn damals galt der Aberglaube, dass die Tiere als Omen des Todes sind.

Erna Kretschmann mit Ehemann Kurt vor dem von ihnen geschaffenen "Regenwurm-Denkmal" in Bad Freienwalde. (Quelle: Picture Alliance/Hubert Link)Das Ehepaar Kretschmann in Bad Freienwalde

Dass die gelbe Eule heute bundesweit bekannt ist, ist vor allem der Unverfrorenheit von Kurt Kretschmann zu verdanken, erklärt Katrin Bosse vom Haus der Naturpflege. "Er ist losgelaufen, hat die Naturschutz-Eule zum Beispiel an große, alte Eichen angebracht, ist zum Förster gegangen und hat gesagt: Übrigens der Baum steht unter Naturschutz! Und er hat es geschafft, dass dieses Symbol deutschlandweit gültig ist."

Allein bis 1954 verteilten die Initiatoren insgesamt 5.000 Schilder. Anfang der 70er Jahre wurde die "Kretschmann"-Eule dann per Gesetz sogar zum Naturschutzsymbol in der DDR erklärt. Und auch nach der Wende wurde sie in fast allen Bundesländern zum Symbol für den Naturschutz.

Botschaft der Gründer soll lebendig bleiben

Das Haus der Naturpflege selbst wurde ebenfalls von den Kretschmanns ins Leben gerufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Paar ein Blockhaus aufgebaut, vegetarisch von Anbau aus dem eigenen Garten gelebt und damit begonnen, die Natur der Umgebung zu Fuß oder per Fahrrad zu erkunden, wie es von der Umwelt- und Naturschutzbewegung "Grünen Liga" heißt.

Seit mittlerweile zwei Jahren wird das Haus von Katrin Bosse geleitet. Mit ihrem ehrenamtlichen Team will sie das Lebensgefühl der Gründer weiterhin aufrechterhalten. So empfing das Erfinder-Paar in ihrem Haus jährlich mehrere tausende Besucher, um mit ihnen über Naturschutz und Gartenbau zu sprechen. "Ursprünglich sollte das Haus ein Prototyp für die Städter sein", sagt Bosse. "Und es sollten viele dieser Orte entstehen, um Naturschutz ganz lebendig zu erfahren - ohne dass da jemand mit erhobenem Zeigefinger steht, sondern, dass es einfach gelebt wird."

Einfluss der Kretschmanns reicht bis in die Gegenwart

Auch die Heimatstadt der Kretschmann fühlt sich nach wie vor dem Naturschutz verpflichtet. Die Bad Freienwalder Wohnungsbaugesellschaft etwa arbeitet eng mit dem Haus der Naturpflege zusammen. In zwei Wohnblöcken wolle das Unternehmen in nahe Zukunft Energie-autarkes Wohnen ermöglichen. Mit Solarpanelen auf Dächern und Balkonen - und einer eigenen Pflanzenkläranlage zur Gewinnung von Gartenwasser. Geschäftsführer Chrstian Nörtemann sieht im nachhaltigen Leben mehrere Vorteile. "Einerseits ist es immer eine Kostenschraube, dass eben die Betriebskosten niedrig bleiben können und eben auch, dass wir weniger Energie aus dem fossilen Gebrauch machen müssen. Sonne ist da, sie bringt mehr Energie auf die Erde, als wir brauchen. Damit können wir sehr viel machen, ob nun Ernährung, Energie oder was auch immer sein muss."

Gründerhaus feiert mit Festwoche

Auch das Haus der Naturpflege soll an dem Projekt beteiligt werden. In Hochbeten und kleinen Gewächshäusern sollen die Anwohner eigenes Gemüse anpflanzen können. Katrin Bosse freut sich, dass der Geist der Naturschutzeule hier so aktiv gelebt werden soll. Und auch ihr Haus sowie der Verein feiert das 75-jährige Bestehen mit verschiedenen Aktionen. Geplant ist unter anderem eine Festwoche im Oktober. Außerdem läuft schon jetzt das Projekt "eulenArten", bei dem alle Interessierten bis zum 15. März dazu aufgefordert sind, einen Eulen-Holz-Bausatz kreativ zu gestalten [haus-der-naturpflege.de]. Die schönsten Exemplare sollen dann zur Unterstützung von Naturschutzprojekte versteigert werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.02.2025, 14:10 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

Nächster Artikel

5 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 5.

    Ich mag das gelbe Schild! Nicht nur, dass es ob seiner auffälligen Farbe viel besser sichtbar ist, es trifft auch meiner Meinung nach die Symbolik besser, als sein westdeutscher Pendant. Die wachende Eule ist für mich das bessere Symbol, über unsere Natur zu wachen. Schön, dass das Schild den Untergang der DDR überlebt hat, wenn auch leider nicht bundesweit exklusive.

  2. 4.

    Auch wenn das vermutlich nicht der ausschlaggebende Grund dafür war, dass der Seeadler dann auch noch symbolisch dran glauben musste, so erscheint die Praxis des Naturschutzes zuweilen paradox: Völlig nachvollziehbar und zu recht wird weggeworfenes Bonbonpapier in Innenstädten als Ordnungswidrigkeit verfolgt und völlig selbstverständlich wird achselzuckend davon ausgegangen, dass verschossene Muniition nicht wieder eingesammelt werden könne, sich also niemand "einen Kopf" darum machen müsse, in welcher Weise sie überhaupt verschossen wird.

    Ich fürchte, dass mit der zunehmenden "Verheiligung" jeglichen Militärs, gleich wo, der Gedankengang verschossener und weggeschwemmter Munition eher noch nachrangiger behandelt wird als ohnehin schon.

    ( Das NVA hatte derlei Probleme nicht: Kein symbolisierter Seeadler, kein Problem. ;- )

  3. 3.

    Schön, dass es das gibt!
    Leider halten sich die Menschen auch dort nicht an Regeln. Verlassen der Wege, Müll, Blumen/Kräuter pflücken, Hunde ohne Leine … das sehe ich täglich und es ist beschämend!

  4. 2.

    Das mit dem Seeadler konnte der Westen ja nicht mehr verkaufen.
    Noch heute verenden Seeadler an Bleihaltiger Munition.
    Man kann über unsere heutige Zeit nicht mehr lachen.

  5. 1.

    Vielleicht wäre noch die Bemerkung wichtig, dass das Naturschutzeulensymbol eines der ganz wenigen Dinge ist, die den umgekehrten Weg so verstandener Einheit gegangen sind - gemeinsam mit dem ostdeutschen Sandmännchen, dem ostdeutschen Ampelmann und, na ja, dem so bezeichnen grünen Pfeil. (Vorher war es Bundesdeutschland der Seeadler das Naturschutzsymbol.)