Die Brandenburger Spitzenkandidaten Jan Redmann (r, CDU), Robert Crumbach (M, Bündnis Sahra Wagenknecht/BSW), und Ministerpräsident Dietmar Woidke (l, SPD), aufgenommen während einer Diskussionsveranstaltung zur Landtagswahl im Havel-Saal der Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK). (Quelle: Soeren Stache/dpa)

Brandenburg Brandenburg-Wahl: Woidke und Redmann haben ohne das BSW keine Mehrheit

Stand: 23.09.2024 00:41 Uhr

Brandenburg wird seit 34 Jahren von der SPD regiert - mit wechselnden Koalitionspartnern. Nach der Landtagswahl zeichnet sich ab, dass die SPD zum Regieren das BSW braucht - trotz inhaltlicher Differenzen.

Bei der Bildung einer neuen Regierung kommt die derzeitige Regierungspartei SPD in Brandenburg wohl nicht am Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) vorbei.
 
Nach dem vorläufigen Ergebnis ist die SPD aus den Landtagswahlen in Brandenburg erneut knapp als stärkste Kraft hervorgegangen. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kündigte bereits kurz nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen im ARD-Fernsehen an, Gespräche mit der CDU führen zu wollen.

Journalisten arbeiten am 22.09.2024 vor dem Brandenburger Landtag. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
+++ AfD erreicht Sperrminorität +++ Alle Wahllokale ausgezählt, SPD vor AfD +++

Die SPD nach Auszählungsende bei der Wahl in Brandenburg knapp vor der AfD. Grüne, Linke und Freie Wähler haben es nicht erneut in den Brandenburger Landtag geschafft, der 88 Plätze umfassen wird. Aktuelle Informationen und Hintergründe lesen Sie in unserem Liveticker.mehr

Rot-Schwarz-Dunkelrot?

Allerdings stehen beide Parteien vor dem Problem, dass die Grünen es als bisheriger Koalitionspartner nicht erneut in den Landtag geschafft haben. Auch die Linke und BVB/Freie Wähler haben die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt und kein Direktmandat gewonnen und sind künftig nicht mehr im Landtag vertreten
 
SPD und CDU brauchen also einen neuen Koalitionspartner, wenn sie sich nicht in eine Minderheitsregierung begeben wollen. Bündnisse mit der AfD haben die Parteichefs Dietmar Woidke und Jan Redmann vor der Wahl explizit ausgeschlossen - so, wie alle anderen Parteien, einschließlich des BSW.

Die Sitze von CDU und SPD. (Quelle: infratest dimap)

keine mehrheit

Somit wäre eine rot-schwarz-burgunderrote Koalition die denkbare Option auf eine mehrheitsfähige Regierung in Potsdam.
 
Eine andere Option wäre eine Regierungskoalition aus SPD und BSW - zu dieser Möglichkeit hat sich SPD-Chef Woidke bislang nicht geäußert.

Sitze von SPD und BSW. (Quelle: infratest dimap)

spd bsw

Kein Unvereinbarkeitsbeschluss bei der CDU

Erst Ende Mai hat sich der Brandenburger Landesverband des BSW gegründet - und es binnen kürzester Zeit auf zweistellige Umfragewerte gebracht. SPD und BSW schließen gegenseitig keine Zusammenarbeit aus und ein Unvereinbarkeitsbeschluss wie zur Linken liegt von der CDU zum BSW nicht vor.
 
Inhaltlich allerdings liegen zwischen BSW und beispielsweise der CDU Welten. So hatte der Brandenburger BSW-Chef Robert Crumbach bereits vor der Wahl eine Bedingung für eine mögliche Regierungsbeteiligung gestellt: Von Brandenburg müsse ein "deutliches Signal" an die Bundesrepublik ausgehen, "dass es zu einem schnellen Frieden in Russland kommt".
 
Mit "Frieden in Russland" meint Crumbach den Krieg, der fast ausschließlich auf ukrainischem Territorium stattfindet. Ein Affront für potenzielle Koalitionspartner, noch bevor die Landtagswahl überhaupt stattgefunden hatte.

Eine Koalition aus SPD, CDU und BSW. (Quelle: Infratest dimap)

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88 Sitze im neuen Landtag

Der künftige Brandenburger Landtag wird dabei aller Voraussicht nach weder Überhang-, noch Ausgleichsmandate enthalten. Die Mindestgröße von 88 Sitzen wird laut vorläufigem Endergebnis nicht überschritten. Sollte sich das Ergebnis endgültig bestätigen, stehen der AfD dem Zweitstimmenergebnis entsprechend 30 Mandate zu.
 
25 davon wird sie über die Direktmandate besetzen, da sie entsprechend viele Wahlkreise über die Erststimmen gewonnen hat. Überhangmandate entstehen hingegen, wenn eine Partei mehr Direktmandate holt, als ihr nach dem Ergebnis der Zweitstimmen zustehen.
 
Bei Landtagswahlen in Brandenburg gilt zudem: Erhält eine Partei drei oder mehr Überhangmandate, muss dies ausgeglichen werden. Die anderen Parteien im Landtag erhalten dann sogenannte Ausgleichsmandate. Auf diese Weise soll eine Verzerrung der Kräfteverhältnisse im Parlament verhindert werden. Dies wird nun nicht nötig sein.
 
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 22.09.2024, 19:30 Uhr