Symbolbild:Ein Biber (Castor fiber) schwimmt im Wasser.(Quelle:picture alliance/dpa/P.Pleul)

Brandenburg Feuchte Keller, tote Bäume - in Kleinmachnow leben fünf Biber-Familien

Stand: 10.11.2024 17:22 Uhr

Für gewöhnlich machen in Kleinmachnow Wildschweine Probleme. Jetzt sind es aber Biber. Vor ihren Burgen staut sich das Wasser. Feuchte Keller, abgestorbene Bäume und kaputte Straßen sind die Folge. Den Anwohnern sind die Hände gebunden. Von Philipp Rother

Die Bäke war früher mal ein wasserreicher Bach. Er floss ursprünglich aus Berlin-Steglitz bis zum Griebnitzsee nahe Potsdam. Heute existiert die Bäke rund um Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) nur noch in zwei kleinen Teilstücken. Biber sind dort seit mehr als zehn Jahren heimisch, haben auch einen Damm gebaut. Der macht nun Probleme: Durch das gestaute Wasser hat sich in Kellern angrenzender Häuser Feuchtigkeit gesammelt.
 
Darüber hinaus stehen Wiesen und Wälder entlang der Bäke unter Wasser, ein Erlenbruchwald ist auf sechs bis acht Quadratmeter bereits abgestorben. Durch das gestaute Wasser ist auch schon eine Straße beschädigt worden.

Archivbild: Ein erwachsener Europaeischer Biber (Castor fiber) steht am fruehen Morgen an einem Fliess in Brandenburg in der Morgensonne und frisst Graeser. (Quelle: dpa/Steinberg)
Am Flughafen BER dürfen jetzt Biber abgeschossen werden

mehr

"Biberforum" wegen Anwohnerbeschwerden

Auch im Buschgraben, einem Entwässerungsgraben, der aus Berlin nach Kleinmachnow fließt, leben Biber. Auch dort staut sich das Wasser vor einer Biberburg. "Fünf Familien leben mittlerweile in Kleinmachnow", sagte Axel Müller, der Vorstandsvorsitzende des Landschaftsförderverein Buschgraben/Bäketal, im Gespräch mit dem rbb. Wie viele Tiere es genau sind, ist nicht bekannt.
 
Immer mehr Anwohnerinnen und Anwohner beschwerten sich zuletzt aber über die Biber. Die Lebensweise der nachtaktiven Tiere führe zu Konflikten "mit dem Kulturraum und den Anwohnern", erklärte Müller. Daher fand am Dienstag auf Initiative des Landschaftsförderverein ein sogenanntes Biberforum im Kleinmachnower Rathaus statt - um ins Gespräch zu kommen, um aufzuklären und um Lösungsansätze zu diskutieren.

Viel Handlungsspielraum haben die Menschen aber nicht, denn in Brandenburg gelten strenge Schutzvorschriften, niedergeschrieben in der Biberverordnung [brandenburg.de]. Die Tiere dürfen demnach gezielt vertrieben, aber nur in Ausnahmefällen - insbesondere zur Gefahrenabwehr - getötet werden. An einem Graben am Flughafen BER dürfen beispielsweise per Allgemeinverfügung Biber erlegt werden. Auch am Oder-Deich wurden sie vor dem Hochwasser geschossen. Im vergangenen Jagdjahr wurden in Brandenburg insgesamt 162 Biber erlegt – und damit so viele wie nie zuvor.
 
Aktuell wird die Population in Brandenburg auf bis zu 3.700 Tiere geschätzt. Der Bestand entspreche einem günstigen Erhaltungszustand - der Biber sei in der ganzen Mark nahezu flächendeckend verbreitet, teilte das Umweltministerium mit. Biber leben mittlerweile auch an fast allen größeren Fließgewässern und Seen in Berlin.

Ein Biber (Castor fiber) schwimmt am 19.02.2021 im deutsch-polnischen Grenzflusses Oder. (Quelle: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul)
Biber in Brandenburg hat Siedlungsmöglichkeiten ausgeschöpft

Der Biber ist in Brandenburg längst keine Ausnahmeerscheinung mehr. Umweltexperten gehen aber davon aus, dass er sich kaum weiter ausbreiten dürfte. Dort, wo er lebt, kommt es auch zu Konflikten mit dem Mensch.mehr

Präventionsmaßnahmen werden unterstützt

In Kleinmachnow sind den Menschen die Hände gebunden, denn es ist auch verboten, eine Biberburg zurückzubauen. "Das ist eine Straftat, die mit hohen Geldstrafen geahndet wird", erklärte Müller: "Nur wenn es zu erheblichen Eingriffen kommt, gibt es Möglichkeiten einzuschreiten." Dazu zählen laut Verordnung ernsthafte wirtschaftliche Schäden oder Gefahren für die menschliche Gesundheit.
 
In dem Forum ging es daher auch eher um das Zusammenleben mit den Bibern: "Wir wollten den Bürgerinnen und Bürgern vermitteln, dass der Biber hier seit 10.000 Jahre zuhause ist – der Mensch macht ihm mehr und mehr seinen Lebensraum streitig, er hat aber das Recht zu existieren", so Müller. Gewisse Dinge müssten - vor allem Veränderungen in der Landschaft -toleriert werden.
 
Die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner stellte das aber nur bedingt zufrieden - auch weil die feuchten Keller wieder trockengelegt werden müssen. Auf den Kosten werden sie höchstwahrscheinlich sitzenbleiben. Denn: Für Betroffene gibt es laut Biberverordnung nur die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung für Präventionsmaßnahmen zu erhalten, aber nicht für Reparaturkosten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 5.11.2024, 14 Uhr