Neurochlitz (Uckermark) - Jüngstes Dorf Brandenburgs wurde am gleichen Tag wie die DDR gegründet

Neurochlitz feiert am 7. Oktober seinen 75. Geburtstag. Das Dorf in der Uckermark wurde am selben Tag wie die DDR gegründet. Die Siedler, die auf den brachen Äckern bei Gartz ankamen, erbauten ihren neuen Ort aus dem Nichts.
Das Dorf Neurochlitz bei Gartz (Uckermark) wird am Montag 75 Jahre alt, und ist damit das jüngste Dorf Brandenburgs. Die Ortschaft wurde am gleichen Tag wie die DDR gegründet - dem 7. Oktober 1949 - und sollte der erste sozialistische Ort der jungen Republik werden und einen neuen Lebensraum für Geflüchtete aus Schlesien und Ostpreußen bieten.
Die ersten Bewohner, die bereits 1948 das Gebiet besiedelten, waren Geflüchtete, die aus dem sächsischen Rochlitz kamen. Nachdem durch den Zweiten Weltkrieg große Teile der Infrastruktur zerstört waren, mangelte es in Rochlitz an Wohnraum und Nahrung. Dagegen gab es im damaligen Kreis Randow im Norden, der heutigen Uckermark, ausreichend Platz.
Großeltern als Gründungsväter
Ortsvorsteher Martin Emling kennt die Gründungsgeschichte des Ortes aus den Erzählungen seiner Großmutter. Er beschreibt gegenüber dem rbb, wie die Menschen in den sogenannten Neubauernhäusern im vorderen Teil gewohnt hätten, während im hinteren Teil Tiere unterbracht waren. Die Häuser sind während der Nachkriegsjahre in Neurochlitz auf freiem Acker entstanden, zuvor war das Gebiet vor Ende des Zweiten Weltkriegs zwischen dem heute polnischen Pargow und Staffelde aufgeteilt.
Laut Emling gab es zur Zeit der Gründung nicht einmal eine Straße im Ort: "Da war einfach nur ein Sandweg und links und rechts sind die Häuser entstanden", so der Ortsvorsteher. Das Baumaterial für die Häuser wurde auf Pferdewagen herangefahren.
Im Juni 1949 kam auch Ruth Oelsner mit ihrer Mutter und ihren fünf Geschwistern auf einem der brachliegenden Äcker in der Nähe von Gartz an. Die Väter waren damals vorausgefahren, um mit dem Aufbau des Dorfes zu beginnen. Oelsner sagte dem rbb: "Als wir Frauen hier angekommen sind, wären wir am liebsten wieder in die alte Heimat zurückgelaufen. Denn es gab ja noch kein Dorf."
Wie vor 75 Jahren die SED-Diktatur begann
Aus den Ruinen von Gartz erbaut
Die Arbeiter lebten 1948 zunächst in Notunterkünften, die mit Hilfe des eigens dafür errichteten Sägewerks hergestellt wurden. Sie erbauten ihr neues Rochlitz schließlich an einem Ort, der knapp 500 Kilometer von der namensgebenden sächsischen Kreisstadt entfernt liegt. Genutzt wurden dafür Abrisssteine aus Gartz. Ein Spruch, der das neue Dorf fortan prägte, war: "Willst du Gartz sehen, musst du nach Neurochlitz gehen."
In Neurochlitz leben heute 113 Menschen. Es ist mittlerweile ein Ortsteil von Mescherin und besteht wiederum aus zwei Straßen - Ost und West. Getrennt werden sie tatsächlich durch eine Straße, die es längst gibt, die Bundesstraße B2.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.10.2024, 19:30 Uhr