Trotz Millionendefizit - Elbe-Elster Klinikum hält an Plänen für Krankenhausneubau fest

Fr 17.01.25 | 07:00 Uhr | Von Gianluca Siska
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Blick auf den Standort Finsterwalde des Elbe-Elster-Klinikums (Foto: rbb)
Bild: rbb Screenshot

Das Elbe-Elster Klinikum mit seinen drei Standorten ist noch immer dabei, aus den roten Zahlen herauszukommen. 2024 wurde erneut ein Millionendefizit erwirtschaftet. Dennoch soll ein neues Krankenhaus gebaut werden. Von Gianluca Siska

Knapp ein Jahr ist Michael Winkler nun im Amt als Geschäftsführer des Elbe-Elster Klinikums. Sein angestrebtes Ziel bleibt unverändert: Die angeschlagenen Krankenhäuser in Finsterwalde, Elsterwerda und Herzberg für die Zukunft zu stabilisieren und die medizinische Grundversorgung zu sichern. Das betont Winkler im Gespräch mit dem rbb. Die vergangenen zwölf Monate bestanden aber primär aus Schadensbegrenzung und Aufräumarbeiten.

"Im Jahr 2024 haben wir ein Defizit von zehn Millionen Euro erwirtschaftet", erklärt der Geschäftsführer: "Wir haben aber unser Defizit im Vergleich zu 2023 halbieren können."

Auch 2025 keine schwarzen Zahlen in Sicht

Die ökonomische Schieflage wird das Elbe-Elster Klinikum auch in diesem Jahr begleiten. Sinkende Behandlungszahlen seit der Corona-Pandemie, steigende Lohnkosten für Pflegekräfte sowie Fachärzte und schlichtweg demographische Entwicklungen im Landkreis führen dazu, dass das Klinikum auch 2025 keine schwarzen Zahlen schreiben wird.

Die Menschen im Landkreis seien vor allem aufgrund der negativen Schlagzeilen über das Klinikum misstrauisch geworden und nehmen häufig weitere Wege nach Dresden oder Cottbus in Kauf, um sich behandeln zu lassen, berichtet Winkler. Das habe man in den vergangenen Monaten nachweisen können. Über die Hälfte aller potenziellen Patienten lasse sich aktuell woanders behandeln.

Diese Menschen wieder aufzufangen und von den Leistungen an den drei Standorten der Elbe-Elster Klinik zu überzeugen, sei die oberste Priorität, sagt der Geschäftsführer.

Stabilität durch "3+1"

Der Kurs der Stabilisierung, wie ihn Winkler nennt, soll weitergeführt werden. Neben der Rettung der Geburtsstation und der Pädiatrie in Herzberg gelang es dem Klinikum im vergangenen Jahr auch, die Zahl der Auszubildenden in der Pflege zu verdoppeln und neue Fachärzte einzustellen.

Wirtschaftlich sei das alles jedoch nicht, sagt Winkler. Hier gehe es lediglich um den Erhalt der medizinischen Grundversorgung. Zukunftsfähig seien drei voll ausgestattete Krankenhäuser bei einer so geringen Bevölkerungsdichte wie im Landkreis Elbe-Elster auf keinen Fall, erläutert der Klinikchef weiter.

Darum plant die Geschäftsführung des Elbe-Elster Klinikums, sein 3+1-Konzept in diesem Jahr weiter zu präzisieren. Die Idee dahinter: Aus den drei bestehenden Krankenhausstandorten sollen medizinische Versorgungszentren beziehungsweise Kreis-Polikliniken werden. In der Mitte des 1.900 Quadratkilometer großen Landkreises entsteht wiederum ein neues, zentrales 300-Betten-Krankenhaus, welches den Spezialisierungsansprüchen der vom Bund beschlossenen Krankenhausreform gerecht werden soll, so der Plan.

Ist der Transformationsfonds die Lösung?

Durch die Krankenhausreform seien Veränderungen notwendig, erläutert Winkler: "Wenn wir künftig unsere medizinischen Leistungen erhalten wollen, brauchen wir die Interaktion der unterschiedlichen Fachbereiche möglichst an einem Standort. Und das zwingt uns zwangsläufig dazu, über diese Variante nachzudenken, ein zentrales neues Krankenhaus zu haben", so der Klinikchef.

Finanziert werden könnte dies zum großen Teil aus dem in der Krankenhausreform integrierten Krankenhaustransformationsfonds. Dieser soll bundesweit Krankenhäuser die Umstellung und Anpassung auf das neue Finanzierungssystem der Vorhaltepauschalen ermöglichen. Für die 54 Brandenburger Krankenhäuser entfallen dafür rund 1,5 Milliarden Euro.

Einen Teil der Kosten für den Neubau müsste das Krankenhaus jedoch wahrscheinlich selbst tragen, erläutert Winkler. Man sei aber zuversichtlich, dass dies über eine Kreditfinanzierung möglich sei.

Die Entscheidungshoheit darüber, wann, wo und vor allem ob so ein Krankenhausneubau möglich ist, liegt beim Kreistag des Landkreises Elbe-Elster - der Kreis ist Eigentümer des Klinikums. Viele Kreistagsabgeordnete und auch Landrat Christian Jaschinski bekundeten in den vergangenen Monaten bereits Zuspruch für die 3+1-Pläne des Klinikums. Ob jedoch der Landkreis Elbe-Elster ein Projekt dieser Größenordnung umsetzen kann, muss in den kommenden Monaten von den Kommunalvertretern diskutiert werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.01.2025, 15:40 Uhr

Beitrag von Gianluca Siska

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1 Kommentar

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  1. 1.

    Finsterwalde war und ist die größte Stadt im Landkreis. Die "Wahl" und Akzeptanz vom Herzberg als Kreisstadt war ein großer und nicht mehr wieder gut zu machender Fehler der damaligen Politiker!
    In Fiwa wurden Abteilungen geschlossen und im Dörfchen Herzberg ein neues Krankenhaus auf die grüne Wiese gesetzt.
    Und jetzt soll ein Neubau wieder die Lösung sein? Diesmal aber etwas dichter an Finsterwalde dran? Na dann ...