Hessen Basketball-Bundesliga: Skyliners Frankfurt drohen ungemütliche Feiertage
Dass die Skyliners Frankfurt in der Basketball-Bundesliga ums sportliche Überleben kämpfen werden, war vor der Saison klar. Verletzungspech und mangelnde Physis treiben den Verantwortlichen nun aber früher als gedacht Sorgenfalten auf die Stirn – und sorgen für gefährlichen Aktionismus.
Der Jubel war nicht von Dauer bei den Skyliners Frankfurt. Noch vergangenen Samstag gewannen die hessischen Basketballer im Pokal-Viertelfinale gegen Göttingen mit 78:67 und lösten das Ticket für das Top-Four-Turnier Mitte Februar. Nur drei Tage später kehrte dann die Ernüchterung zurück nach Frankfurt: In Würzburg setzte es die siebte Bundesliga-Niederlage im neunten Spiel.
"Sahen aus wie eine Schülermannschaft"
Das bis ins Schlussviertel knappe Spiel endete erstaunlich deutlich. Die lange Zeit auf Augenhöhe spielenden Skyliners brachen Mitte des vierten Viertels ein und verloren 70:89. "Da hat man den Substanzverlust gemerkt", sagte Trainer Denis Wucherer im Gespräch mit dem hr-sport. "Körperlich sahen wir aus wie eine Schülermannschaft." Es war nicht das erste Mal in dieser Saison.
Das Problem der Hessen ist ihre mangelnde Physis. Schon mehrfach hatte Wucherer genau die angeprangert. Gegen einen hart spielenden Gegner ziehen die Skyliners mit ihrem eher kleingewachsenen Team regelmäßig den Kürzeren. Ist das Team also zu Beginn der Saison falsch zusammengestellt worden? Die Antwort darauf ist ein klares "Jein".
Croswell fehlte die Fitness
Die Skyliners haben auch deshalb oft "Small Ball" gespielt, also mit einer verhältnismäßig kleinen Aufstellung, weil ihnen unter dem Korb schlicht das Personal gefehlt hat. Lorenz Brenneke (doppelte Lungenentzündung) und Kamaka Hepa (Handbruch) verpassten den Saisonauftakt verletzt und sind auch jetzt beide noch nicht wieder bei 100 Prozent.
Mit Ed Croswell, den die Hessen inzwischen schon wieder abgegeben haben, griffen die Verantwortlichen auf dem Transfermarkt zudem einmal ordentlich daneben. "Ed sollte der Verdränger unter dem Korb sein. Er hatte aber zu keinem Zeitpunkt eine Fitness, die es dafür gebraucht hätte“, so Wucherers Urteil. Einaras Tubutis, der als Hepa-Aushilfe schon vor der Saison kam, macht seine Sache zwar gut, die Masse, die die Hessen unter dem Korb eigentlich bräuchten, bringt aber auch er nicht mit.
Die Skyliners investieren die Pokal-Kohle
Weil es aber aus Sicht der Verantwortlichen nicht nur an Masse, sondern auch an Erfahrung fehlte im Kader, verpflichteten die Skyliners jüngst gleich zweimal nach. Mit dem 32-jährigen Flügelspieler Patrick Heckmann holte sich der Aufsteiger Masse und Erfahrung ins Team, mit dem 35-jährigen Jordan Theodore einen Veteranen im Aufbauspiel, der das Team führen soll.
Der Haken bei der ganzen Sache: Heckmanns Vertrag läuft nur bis Februar, der von Theodore sogar nur bis Anfang Januar. Mehr Geld war angeblich nicht da. Die 50.000 Euro, die man für das Erreichen des Top-Four im Pokal erhalten hat, sollen schon wieder weg sein. Wie aber erstellt man einen langfristigen taktischen Plan für das Team, wenn zwei mutmaßliche Stammkräfte schon bald wieder weg sind?
Sieben Spieler, aber nur sechs Plätze
Wucherer gibt darauf (noch) keine deutliche Antwort. Das Heimspiel gegen Braunschweig am heutigen Freitag (20 Uhr) soll die Richtung weisen. "Jordan Theodore ist schon dominant mit dem Ball und kann ihn gut verteilen. Vielleicht verändern wir das Spiel, machen es schneller, weil wir eben klein sind. Wir werden gegen Braunschweig sehen, was funktioniert und was nicht", so der Coach, der sich aber nicht nur taktische Gedanken machen muss, sondern auch über das Mannschaftsgefüge.
Weil Theodore der siebte Ausländer im Team ist, pro Spiel aber nur sechs im Kader stehen dürfen, muss Wucherer nun an jedem Spieltag einen Profi benennen, der nicht mitwirken darf. In Würzburg traf es Kamaka Hepa, der "noch nicht so ganz im Rhythmus" ist. Weil mit Theodore aber zu viele Guards im Kader standen, schmorte der einzige deutsche von ihnen, Garai Zeeb, die vollen 40 Minuten auf der Bank. Es versteht sich von selbst, dass weder Zeeb noch Hepa wirklich glücklich mit dieser Situation waren.
Die Verpflichtung von Theodore könnte zu einer echten Gefahr für die Teamchemie werden. Vier Wochen lang sollen Spieler auf der Bank sitzen für einen, der kurz nach den Feiertagen wieder weg ist? Und dann sagt man ihnen wieder, wie wichtig sie fürs Team sind? "Da sind wir gerade gefragt, das gut hinzubekommen", nimmt Wucherer sich und sein Trainerteam in die Pflicht. "Da muss man die Stimmung hochhalten." Das geht am besten, indem man Spiele gewinnt. Sonst könnten es ungemütliche Feiertage in Frankfurt werden.