Black-Friday-Werbung in einem Schaufenster (picture alliance / ROBIN UTRECHT)

Hessen Rabatte, Rechtsprechung und Rücksendungen: Was der Black Friday Händlern und Kunden bringt

Stand: 29.11.2024 17:39 Uhr

Der Black Friday verspricht jedes Jahr große Rabatte - doch wie viel spart man wirklich? Ein genauer Blick auf Preise und Marketingtricks lohnt sich. Auch für Händler bleibt der wahre Gewinn fraglich.

Von Andreas Bauer

Die Frankfurter Schülerin Leslie kauft gerne am Black Friday ein. Bei den neuen Sportklamotten wusste sie genau, wie viel sie ohne Rabatt gekostet hätten. Tatsächlich war der Preis in einem Internet-Shop reduziert. Immerhin hat die Schülerin rund 20 Prozent gespart.

Wie Leslie dürften an diesem Freitag Hunderttausende auf der Suche nach Schnäppchen gewesen sein. Laut einer Umfrage des Preisvergleichsportals Idealo planten 67 Prozent der Befragten, am diesjährigen Black Friday teilzunehmen – acht Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die Kassen der Händler klingelten: Schätzungen zufolge konnten sie allein an diesem Tag mit sechs Milliarden Euro Umsatz rechnen. Eine Win-Win-Situation für alle also? Nicht unbedingt.

Viele Produkte an anderen Tagen günstiger

Für die Kunden ist natürlich die zentrale Frage, wie viel sie am Black Friday wirklich sparen. Die Antwort darauf kann ernüchternd sein: Die tatsächlichen Ersparnisse sind häufig deutlich geringer, als es die Werbung mit 30, 40 oder 60 Prozent verspricht. So seien rund um den Black Friday zwar etwa 65 Prozent der Artikel tatsächlich günstiger, sagt Florian Kriegel von Idealo. Doch wenn man sich die Rabatte genauer anschaue, seien die Preise im Schnitt nur um sechs Prozent niedriger als sonst.

Kriegel analysiert nach eigenen Angaben seit Jahren, wie sich die Preise von rund 10.000 Artikeln rund um den Black Friday entwickeln. Sein Fazit: Mehr als die Hälfte der untersuchten Produkte sei nicht am Black Friday, sondern an einem anderen Tag im November am günstigsten. Es kann sich also lohnen, schon einige Tage vor oder sogar nach dem Black Friday zu schauen.

Preisermäßigung muss sich auf niedrigsten Preis beziehen

Am besten sollten Verbraucher die Preise über Wochen beobachten und dafür verschiedene Preissuchmaschinen nutzen, empfiehlt auch Olesja Jäger von der Verbraucherzentrale Hessen. "Die Produkte, die sehr gut verkauft werden, werden sehr selten im Preis reduziert, meistens handelt sich um Vorgängermodelle oder Ladenhüter", sagt sie.

Immerhin sind Kunden seit einiger Zeit besser vor Fake-Angeboten geschützt. Wie der Europäischen Gerichtshofs erst kürzlich bestätigte, muss sich die Werbung für Preisermäßigungen auf den niedrigsten Preis beziehen, der innerhalb der letzten 30 Tage in dem betreffenden Geschäft verlangt wurde.

Das soll verhindern, dass Händler vor Rabattaktionen die Preise künstlich erhöhen, um anschließend mit scheinbar hohen Rabatten zu werben. Die Verbraucherzentrale Hessen weist auch darauf hin, dass sich so mancher fantastischer Sparpreis auf die unverbindliche Preisempfehlung der Hersteller (UVP) bezieht - ein "Mondpreis", der von kaum einem Kunden tatsächlich kassiert werden.

Rücksendungen: Vorsicht vor Shops in Fernost

Verbraucherschützer Jäger weist darauf hin, dass Kunden bei Internetkäufen in der Regel 14 Tage Zeit haben, die Ware zurückzugeben. "Um bei der Rückgabe keine Probleme zu bekommen, sollten sich Verbraucher auch vorher genau ansehen, bei wem sie eigentlich ihre Ware bestellen, sagt Jäger. Gerade bei eher unbekannten Shops bestehe die Gefahr, dass die retournierte Ware nach Fernort geschickt werden müsse - auf eigene Kosten.

Das sind die Tipps der hessischen Verbraucherzentrale für die Jagd nach Schnäppchen im Internet:

  • Vorsicht bei dubiosen Händlern: Besonders auf Plattformen wie Amazon bieten fragwürdige Händler Produkte zu Traumpreisen an. Zahlen Sie bevorzugt per Rechnung oder Lastschrift und vermeiden Sie gefährliche Vorkasse-Zahlungen, vor allem an Aktionstagen.
  • Rabatte kritisch hinterfragen: Viele vermeintliche Sparpreise basieren auf unrealistischen UVP (unverbindlichen Preisempfehlungen), die selten von Händlern verlangt werden.
  • Preise vergleichen: Nutzen Sie mindestens zwei Preissuchmaschinen, um sicherzustellen, dass ein Angebot wirklich günstig ist.
  • Zeitdruck widerstehen: Ablaufende Lagerbestände oder Uhren sind oft Marketingtricks. Prüfen Sie Angebote in Ruhe, auch wenn Zeitdruck suggeriert wird.
  • Cookies löschen und Daten sparsam teilen: Online-Händler nutzen Ihre Daten, um Preise individuell anzupassen. Löschen Sie regelmäßig Cookies und hinterlassen Sie möglichst wenige digitale Spuren.
  • Widerrufsrecht nutzen: Sollte ein Kauf enttäuschen, können Sie innerhalb von 14 Tagen widerrufen. Prüfen Sie jedoch vorab die Rücksendekosten und Vorgaben des Händlers.

Handel punktet mit Beratung

Und die Händler? Für sie ist der Black Friday ein ganz wichtiger Umsatztag - inzwischen auch für solche im Offline. "Wir bereiten uns Wochen oder Monate vor, uns ist es wichtig, den besten Preis an diesem Tag anbieten zu können", sagt Sergej Klaser vom Expert Klein in Hanau. Er stellt fest, dass gerade bei Produkten ab 1.000 Euro Verkaufspreis die Kunden wirklich ins Geschäft kommen und die Beratung in Anspruch nehmen.

"Der Handel hat die Herausforderung, dass er am Black Friday teilnehmen muss, weil eben der gesamte Handel am Black Friday teilnimmt", sagt Florian Kriegel von Idealo. "Das bedeutet aber auch, dass er bessere Angebote als sonst anbieten muss, und das führt dazu, dass die Gewinnmarge sinkt." Gerade über die Beratung könnten diese Geschäfte aber punkten.

Einzelhändler: "Damit gehen wir an unsere Grenze"

Mit Preisnachlässen und Beratung versucht auch Kaweh Nemati auf der Berger Straße in Frankfurt in diesen Tagen Damenkleidung zu verkaufen. Hier gibt es 20 Prozent auf alles. "Damit gehen wir an unsere Grenze", sagt er. Ansonsten steigere der Black Friday zwar den Umsatz, dafür sei es aber in den Wochen zuvor ruhiger. "Am Ende ist es eher ein Ausgleich, als dass es zusätzlich mehr Umsatz bringt", sagt er.

Und so könnte es tatsächlich sein, dass über den Black Friday eigentlich keine zusätzlichen Umsätze erzielt werden - sondern nur vorgezogene Weihnachtseinkäufe. Getreu dem Motto: Einen Euro kann man eben nur einmal ausgeben.