Das neue Studentenwohnheim auf dem Campus Riedberg in Frankfurt

Hessen Wohnungsnot in Hessen: Mehr als 11.000 Studierende warten auf Wohnheimplatz

Stand: 17.08.2024 14:24 Uhr

Auf den Wartelisten für Wohnheimplätze stehen derzeit mehr als 11.000 Studierende in Hessen. Das Studierendenwerk Frankfurt startet jetzt eine Aktion, um auf die Wohnungsnot bei jungen Menschen aufmerksam zu machen.

Von Sarah Ben Bornia

Insgesamt stehen in Hessen über 11.000 junge Menschen auf Wartelisten bei Studierendenwohnheimen. Das hat eine Umfrage von hessenschau.de ergeben. Tendenz steigend: Im Herbst startet das neue Wintersemester, und die Studierendenwerke rechnen mit weiteren Studierenden, die sich vergeblich um eine Bleibe bemühen.

Kürzlich hatte das Studierendenwerk Frankfurt Alarm geschlagen. Dort werden über 70.000 Studierende im gesamten Rhein-Main-Gebiet betreut. Der anhaltende Zuzug im Rhein-Main-Gebiet setze Studierende auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum enorm unter Druck: 3.370 standen demnach Ende Juli auf Wartelisten.

Lange Wartelisten in Studierendenwohnheimen

Lage angespannter als in den letzten Jahren

Doch die Wohnungsnot bei Studierenden beschränkt sich nicht nur auf Frankfurt, auch andere Studierendenwerke in Hessen sprechen von langen Wartelisten, wie eine Abfrage von hessenschau.de ergab.

Beim Studierendenwerk Kassel stehen derzeit 1.200 Personen auf Wartelisten für die Wohnheime. Die Lage sei angespannter als in den vergangenen Jahren. Das liege auch an der Corona-Pandemie, in der weniger Studierende einen Platz vor Ort in Kassel suchten.

Das Studierendenwerk Kassel erklärt, anders als andere Studierendenwerke, dass die Nachfrage zum Start des Semesters erfahrungsgemäß nachlasse, da sich viele Studierende parallel für Wohngemeinschaften auf dem freien Markt bewerben würden.

Auch in Marburg und Darmstadt zu wenig Wohnheimplätze

Das Studierendenwerk Marburg berichtet im Schnitt von 15 Bewerbungen am Tag. Derzeit stünden 549 Personen zum 1. September und 1.185 Menschen zum 1.Oktober auf der Warteliste. In Marburg rechnet man zudem mit steigendenden Bewerbungszahlen zum Start des Semesters.

Das berichtet auch das Studierendenwerk in Darmstadt. Hier warten derzeit 3.046 Studierende auf einen Wohnheimplatz. Erschwerend kommt laut Studierendenwerk noch hinzu, dass zuletzt zwei Gebäude weggebrochen seien und damit noch weniger Wohnraum zur Verfügung stehe.

Auszugszahlen bleiben gering

Das Studierendenwerk, das für rund 49.000 Studierende in Gießen, Fulda und Friedberg zuständig ist, meldet auf Nachfrage 1.986 Bewerbungen. Die meisten seien für Wohnheime in Gießen. Viele Plätze seien aber schon belegt.

Das Studierendenwerk rechnet ebenfalls mit steigenden Zahlen zum Semesterbeginn. Die große Einzugswelle komme meist Mitte September bis Anfang Oktober, teilte ein Sprecher des Studierendenwerks mit.

Was alle Studierendenwerke berichten: Die Auszugszahlen in den hessischen Wohnheimen blieben gering. Entspannung dürfte auf dem Studierenden-Wohnungsmarkt in den kommenden Jahren also ein Fremdwort bleiben.

Regelwohndauer in Studierendenwohnheimen

Die Regelwohnzeit bezeichnet die Zeit, in der Studierende höchstens im Wohnheim wohnen dürfen. Diese ist unabhängig von der Regelstudienzeit, also der Zeit, in der Studierende ihr Studium fertig studiert haben sollen. Die Regelwohnzeit beträgt je nach Standort vier bis fünf Jahre, also acht bis zehn Semester. An manchen Standorten, beispielsweise in Marburg, können Studierende mit sogenannten Corona-Semestern ihre Regelwohnzeit von vier auf fünf Jahre verlängern.
 

Unterschiedlicher Umgang mit Überlastung

Die Rückmeldungen der Studierendenwerke zeigen, dass die Nachfrage nach günstigem Wohnraum für Studierende nicht mehr durch öffentlich geförderte Studierendenwohnheime gedeckt ist.

Das Studierendenwerk in Marburg empfiehlt, sich frühzeitig zu bewerben - im besten Falle noch während der Schulzeit. Das ist aber gerade für zugezogene Studierende unmöglich.

Studierendenwerk Frankfurt startet Kampagne

In Gießen bietet das Studierendenwerk mittlerweile sogar eine private Wohnungsvermittlung an und unterstützt Studierende bei der Wohnungssuche außerhalb der Wohnheime.

Das Studierendenwerk Frankfurt wirbt wie schon 2022 mit einer groß aufgelegten Kampagne bei Privatleuten dafür, bezahlbaren Wohnraum an Studierende zu vermieten. Auf einer entsprechenden Internetseite können private Anbieter kostenfrei Zimmer und Wohnungen inserieren.