PUA zur Klimastiftung nahm Wismarer Institut in den Fokus

Stand: 06.10.2023 21:23 Uhr

Im Untersuchungsausschuss "Klimastiftung" des Landtags hat die Opposition die Aktivitäten hinterfragt, die das Wismarer Ostinstituts in Richtung Russland entwickelt hat.

Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) des Landtags zur umstrittenen Klimastiftung Mecklenburg-Vorpommerns hat die Rolle hinterfragt, die das Wismarer Ostinstitut für die Russland-Politik der Landesregierung und den Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 gespielt hat. Der Leiter des an die Hochschule Wismar angegliederten Instituts, Andreas Steininger, wies die Behauptung zurück, die Arbeit des Instituts sei aus Russland beeinflusst worden. Außerdem war es ihm wichtig zu betonen, dass das Institut nie Lobbyarbeit für russische Stellen gemacht habe.

Beim "Russlandtag" an die Wand gedrängt

Steininger berichtete, dass er und der mittlerweile verstorbene Ex-Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) die Idee für den von der Landesregierung mehrmals veranstalteten "Russlandtag" entwickelt hätten, um eine gemeinsame deutsch-russische Wirtschaftsplattform zu schaffen. Nach und nach hätte die Schweriner Landesregierung jedoch das Ostinstitut bei der Organisation "an die Wand gedrängt".

Grüne sehen Lobby-Vorwurf bestätigt

Der Abgeordnete Hannes Damm (Grüne) sah seine Lobby-Vorwürfe gegenüber dem Ostinstitut "als vollständig belegt" an. Denn die Vernehmung Steiningers habe gezeigt: Während des Baus der Ostseepipeline erhielt das Institut mehr als 20.000 Euro von der Nord Stream 2 AG - etwa für Mitgliedsbeiträge oder die Entwicklung einer russischsprachigen Website. Außerdem organisierte das Ostinstitut auf dem Berliner Politikparkett sogenannte "Energiefrühstücke" - im Auftrag und gegen Honorar des russischen Gazprom-Konzerns, dem Hauptanteileigner der Pipeline. Dort kamen insbesondere Vertreter des russischen Staatskonzerns zu Wort.

Überraschende Einschätzung der Sanktionsdrohung

Steininger überraschte die Abgeordneten unterdessen mit seiner Einschätzung der seinerzeit von den USA angedrohten Sanktionen gegen Firmen, die sich am Bau der Nord-Stream-2-Pipeline beteiligten. Er sagte, es habe nie tatsächliche US-Sanktionen gegeben. Falls doch, hätte die Klimastiftung diese Sanktionen niemals abfedern können. Eine ähnliche Einschätzung habe er bereits Ex-Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) kurz vor der Gründung der Stiftung mitgeteilt. Sellering wurde kurz danach von der Landesregierung zum Chef der Klimastiftung ernannt. Die Landesregierung hob die Stiftung Anfang 2021 aus der Taufe. Sie sollte mit verdeckten Geschäften drohende US-Sanktionen umgehen. Gazprom zahlte damals 20 Millionen Euro in die Stiftung ein.

Landräte wissen von keinen betroffenen Firmen

Zunächst hatte der Ausschuss die beiden Landräte Michael Sack (CDU, Vorpommern-Greifswald) und Stefan Kerth (SPD, Vorpommern-Rügen) gehört. Auch nach dieser Befragung blieb offen, ob neben dem Hafen Sassnitz/Mukran weitere Firmen in Mecklenburg-Vorpommern von den Sanktionsdrohungen der USA gegen Beteiligte am Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 betroffen waren. "Ich hatte keine Gespräche mit Unternehmen, die Gefahren für sich sahen", sagte Sack. In seinem Landkreis kommt die inzwischen nicht mehr genutzte Pipeline an. Auch er sei nicht aktiv von Firmen auf Gefahren angesprochen worden, sagte Kerth. Doch habe es auch im Landkreis Vorpommern-Rügen "eine greifbare Sorge und Empörung" über die in einem Schreiben von drei US-Senatoren angedrohten Sanktionen gegeben.

Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, spricht in Moskau bei einem Treffen deutscher und russischer Parlamentarier.

Schon lange gibt es Konflikte zwischen Russland und der Ukraine - eben so lange fährt die Landesregierung MV einen russlandfreundlichen Kurs. Eine Chronologie.

Campus der Hochschule Wismar

Hat das Ostinstitut der Hochschule Wismar Lobby-Arbeit für die Wirtschaftsbeziehungen mit Russland betrieben?

Schwerin: Das Klingelschild der Stiftung Klima- und Umweltschutz am Eingang eines Wohn- und Geschäftshauses.

Das Schweriner Verwaltungsgericht hatte zuvor einen Eilantrag der Klimastiftung abgelehnt. Es geht um die Herausgabe von Unterlagen.

Hände tippen auf einer Computer-Tastatur.

Möglicherweise bewahrt das Landesarchiv künftig alle Minister-Mails auf. Hintergrund sind die gelöschten E-Mails rund um die Klimastiftung.

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD)

Die Oppositionspartei im Landtag wirft dem Innenminister Verfassungsbruch vor. Er soll eine Kleine Anfrage nur unvollständig beantwortet haben.

Graue Aktenordner neben einem rotenmit der Aufschrift Stiftung Klima und Umweltschutz.

Der Untersuchungsausschuss hatte vom Stiftungsvorstand gefordert, ihm bis zum 31. Juli diverse Unterlagen zu übergeben.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 06.10.2023 | 18:10 Uhr

Der Angeklagte im Prozess um einen tödlichen Bootsunfall auf dem Bodden sitzt neben seinem Anwalt.

Der Bootsführer wurde vom Amtsgericht Stralsund zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Bei dem Unglück kam eine Frau ums Leben.

Polizisten im Rostocker Stadtteil Kröpeliner-Tor-Vorstadt auf der Suche nach einem vermissten Jungen

Die Polizei suchte den Jungen mit einem Großaufgebot. Es kamen Hubschrauber, ein Polizeiboot und ein Fährtenhund zum Einsatz.

Schüler Mads Rabbel sitzt an einem Schreibtisch mit einem Bildschirm, auf dem ein Foto des Weltraums abgebildet ist.

Der 18-jährige Mads Rabbel aus Rostock hat zwei Jahre an dem Projekt gearbeitet - und es auf Platz drei bei "Jugend forscht" geschafft.

Die Ministerpräsidenten und Präsidentinnen der Bundesländer beraten in Berlin über das Milliardenprogramm der Bundesregierung zur Förderung von Investitionen.

Der geplante "Investitionsbooster" sorgt für Debatten: Länder und Kommunen fürchten Steuerlöcher und ringen intensiv um eine Lösung.